Rugendorf Die besten Schreiner kommen aus Rugendorf

Werner Reißaus

Der Betrieb Bodenschlägel stellt in diesem Jahr die beiden Spitzenreiter unter den neuen Gesellen: Julia Eichhorn und Benjamin Morales.

 
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Rugendorf - Die 19 Jahre alte Julia Eichhorn aus Himmelkron hat sich als Jahrgangsbeste im Schreinerhandwerk der Innung Kulmbach für den Leistungswettbewerb qualifiziert. Die Freude war jetzt riesengroß, als ihr Innungsobermeister Jürgen Bodenschlägel diese Nachricht übermittelte. Die ausgelernte Schreinerin wurde im Betrieb Bodenschlägel GmbH und Co. KG in Rugendorf drei Jahre lang ausgebildet und hat auf Innungsebene die beste Gesellenprüfung absolviert. Mit Benjamin Morales stellt die Rugendorfer Schreinerei auch den zweitplatzierten Jahrgangsbesten. Während Julia Eichhorn ihren Arbeitsvertrag bereits unterschriftsreif vorliegen hat, begibt sich Benjamin Morales erst einmal auf eine Weltreise.

Julia Eichhorn fertigte in ihrem Gesellenstück eine Sitzbank aus Buche und Spanplatte mit der Inschrift "If you stop learning, you stop growing". Das heißt ins Deutsche übersetzt: "Wenn du aufhörst zu lernen, hörst du auf zu wachsen". Rückblickend kommt die Himmelkronerin zum Ergebnis: "Ich denke, dass ich in meinem Ausbildungsbetrieb sehr viel gesehen und gelernt habe. Der Betrieb ist sehr vielseitig ausgerichtet und das macht auch die Arbeit sehr interessant. Was mir auch wichtig ist, jeder hier im Betrieb ist freundlich und hilfsbereit."

Warum Julia Eichhorn als junges Mädchen den Schreinerberuf ergriffen hat, hat mit dem landwirtschaftlichen Betrieb ihrer Eltern zu tun: "Ein praktischer Beruf ist immer gut. Ich hatte auch den Beruf der Fahrzeuglackiererin in Erwägung gezogen." Die Freizeit ist für die angehende Schreinergesellin knapp, denn sie hilft auch noch in der elterlichen Landwirtschaft mit, ansonsten geht sie im heimischen Schwimmbad gerne schwimmen.

Dass im Schreinerhandwerk bereits in verschiedenen Regionen der Nachwuchs fehlt, das ist auch Julia Eichhorn nicht entgangen. Sie empfiehlt, keine Angst vor dem Beruf zu haben, sondern einfach selber auszuprobieren: "Man muss freilich alles beherrschen, aber man lernt es ja auch." Sie wird auch nach ihrer Lehrzeit weiterhin bei der Bodenschlägel GmbH & Co. KG beschäftigt bleiben. Das letzte Ausbildungsjahr bezeichnet Julia Eichhorn als das schönste Jahr für sie: "Ich konnte mit meinem Gesellenstück, einer Sitzbank aus Buche und Spanplatte, selber was bauen." Und als innungsbeste Schreinergesellin hat die junge Himmelkronerin womöglich die Chance, ihr Können noch auf höherer Ebene unter Beweis zu stellen.

Die Ermittlung der innungs- und kammerbesten Schreiner erfolgt durch die zuständige Innung. Dabei sind die Noten in der Gesellenprüfung maßgeblich. Im nächsten Schritt werden auf Kammerebene die besten Gesellen ermittelt. Die Kammersieger werden zur Teilnahme am Landeswettbewerb eingeladen. Dieser richtet der Fachverband Schreinerhandwerk Bayern in München aus. Der Wettbewerb wird auch von einem kulturellen Rahmenprogramm begleitet. In Klausur müssen die Teilnehmer unter Aufsicht eine Arbeitsprobe erstellen, die dann bewertet wird. Eine Jury ermittelt dabei den Landessieger.

Der Landessieger hat dann die Chance, am Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks auf Bundesebene für sein Bundesland anzutreten. Während einer mehrtägigen Arbeitsprobe gilt es hier, sein Können unter Beweis zu stellen. Wer hier siegt, hat - soweit bestimmte Altersgrenzen eingehalten sind - die einmalige Möglichkeit zur Teilnahme an der Internationalen Berufsolympiade (World Skills). Dieser fand in den vergangenen Jahren zum Beispiel in Taiwan, Kanada, Seoul/Südkorea, São Paulo/Brasilien oder Abu Dhabi/Vereinigte Arabische Emirate statt. Zur Vorbereitung auf dieses Ereignis werden die Teilnehmer vom Bundesverband des Tischler- und Schreinerhandwerks bei zwei international erfahrenen Trainern - die beide übrigens aus Bayern stammen - in insgesamt vier Wochen für die Olympiade fit gemacht. Diese exklusive Ausbildung und die Teilnahme an der Olympiade sind für die teilnehmenden Schreiner kostenlos und stellen ein Erlebnis dar, welches nur wenigen Personen vorbehalten bleibt.

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