Schock beim Wölfe-Spiel Manchmal ist die Gesundheit das Wichtigste

Waren im Dauerduell: Selbs Goalie Michael Bitzer und Landshuts Angreifer Brett Cameron (rechts). Der EV bezwang die Wölfe letztlich 4:1. Foto: Christian Fölsner

Die Selber Wölfe unterliegen 1:4 beim DEL2-Spiel in Landshut. Deutlich schlimmer: Daniel Schwamberger wird von einem Mitspieler im Gesicht getroffen und bleibt blutend auf dem Eis liegend.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Es sind absolute Horrorbilder, die Mitspieler, Teamverantwortliche und Zuschauer in Panik versetzen. Daniel Schwamberger wird Mitte des ersten Drittels im DEL2-Gastspiel seiner Selber Wölfe in Landshut von einem Schlagschuss seines Teamkollegen Peter Trska heftig im Gesicht getroffen und sackt sofort zusammen. Hektisch rufen die Spieler beider Mannschaften die Sanitäter herbei – auch eine Trage wird nach wenigen Sekunden aufs Eis gefahren. Dann zumindest vorsichtige Entwarnung: Schwamberger kann sich nach Momenten des Bangens immerhin selbstständig wieder aufrichten und auf eigenen Beinen das Spielfeld verlassen – zurück lässt er deutlich sichtbare Blutspuren und vermutlich einen Zahn auf dem Eis. Für den Angreifer geht es auf direktem Weg ins Krankenhaus. „Für uns war das natürlich ein Schock. Solche Szenen will niemand sehen“, sagte Selbs Kevin Lavallée später. Das sportliche Geschehen rutschte angesichts dieser Bilder und der dadurch hervorgerufenen Erinnerung an die lebensgefährlichen Verletzungen von Max Gimmel im Spiel Mitte November gegen Ravensburg in den Hintergrund. Nur so viel: Durch die 1:4-Niederlage beim EV rutscht Selb vom so wichtigen zehnten Rang für den direkten Klassenerhalt ab. Selbs Trainer Sergej Waßmiller ärgerte sich nach der Pleite über Phasen, in denen seine Spieler „nicht aggressiv genug waren“. Zum Teil hatte er dafür aber auch Verständnis, gerade wegen der schlimmen Verletzung von Schwamberger: „Da haben wir den Faden verloren.“

Bitzer muss Fehler ausbaden

Für die Wölfe ging es im ersten Drittel gleich mit einem Albtraumstart los. Offensiv konnten die Gäste nur vereinzelt, etwa durch Mark McNeill (4.) oder Jakub Kania (7.) per Schlagschuss, Gefahr erzeugen. Defensiv brannte es trotz nur eines Gegentreffers lichterloh. Einzig Goalie Michael Bitzer, der wieder den Vorzug vor dem Spieler-des-Monats-Januar-Kandidaten Michel Weidekamp bekam, verhinderte einen höheren Rückstand. Gegen Jakob Mayenschein (6. und 12.), Tsyon McLellan (8.), Samir Kharboutli (16.) und Jack Olin Doremus (17.) machte er durch herausragende Paraden die teils haarsträubenden Fehler seiner Mitspieler im eigenen Verteidigungsdrittel wett. So sorgte beispielsweise der schlampige Pass von Wölfe-Topscorer McNeill für die Riesenchance von McLellan. Auf der anderen Seite holte der Kanadier die erste Powerplaysituation für die Selber heraus. Ausgerechnet in Überzahl hatten die Fichtelgebirgler gleich zwei Schockmomente zu verdauen: Einerseits den 0:1-Rückstand durch Doremus (9.), der aus stark abseitsverdächtiger Position nach einem Befreiungsschlag seines Mitspielers völlig alleine vor Bitzer auftauchte und den Torhüter tunnelte, anderseits den schockierenden Gesichtstreffer für Daniel Schwamberger.

Starkes Wölfe-Comeback

Umso erstaunlicher war, wie stark die Selber nach der ersten Drittelpause zurück aufs Eis kamen. Keine zwei Minuten waren vergangen, als Bryce Reddick den 1:1-Ausgleich erzielte (22.). Zuvor hatten ihn Richard Gelke und Lukas Vantuch wunderbar in Szene gesetzt. Selb war nun viel besser in der Partie,bevor eine wahre Strafenflut folgte. Insgesamt fünf Spieler verwiesen die Schiedsrichter im zweiten Abschnitt kurzzeitig vom Eis, darunter drei Selber. Die eigenen Überzahlgelegenheiten brachten jedoch wieder einmal keine nennenswerte Gefahr. Bitzer musste stattdessen sogar in höchster Not aus seinem Gehäuse, um ein weiteres Gegentor in nummerischer Überlegenheit zu verhindern (25.). Die Landshuter blieben trotz des nun insgesamt ausgeglicheneren Spiels brandgefährlich, vor allem im eigenen Powerplay. Einen harten Schlagschuss von Nick Pageau lenkte Selbs US-Goalie gerade noch so spektakulär nach oben ab. Von der Luft titschte die Scheibe zunächst auf die Latte, bevor sie vorm freien Wölfe-Tor auf dem Eis aufschlug. Brett Cameron konnte diese goldene Gelegenheit allerdings nicht nutzen. (32.). Klarheit über die verworrene Situation schaffte aber erst der Videobeweis. Auch Doremus, der am Pfosten scheiterte, und abermals Cameron im Konter konnten den EV nicht wieder in Führung bringen.

Überzahl bleibt ungenutzt

Die gelang erst Anfangs des dritten Drittels. Landshut legte einen ähnlichen Blitzstart hin wie die Selber im zweiten Durchgang: Pageau stellte noch im Powerplay den alten Vorsprung der Hausherren wieder her (41.). Bitzer spekulierte beim Abschluss und sah etwas unglücklich aus. In der 44. Minute zeichnete sich Selbs Schlussmann aber wieder aus, als Lukas Mühlbauer im Slot frei stand und abzog. Nur eine Minute später suchte Miglio auf der anderen Seite den Abschluss, doch EV-Goalie Florian Bugl hatte keine Schwierigkeiten zu parieren. Dann verpuffte eine weitere Überzahlchance der Selber ohne echte Möglichkeiten. Die Wölfe ließen dann sechs Minuten vor der Schlusssirene auch noch die große Gelegenheit zum Ausgleich liegen: Kania und Vantuch fuhren gemeinsam aufs Landshuter Tor zu, aber Kania vertändelte den Puck eigensinnig. Drei Minuten vorm Ende bekam Selb die letzte Überzahlsituation zugesprochen – und mühte sich nach Kräften. Trskas aussichtsreicher Abschluss wurde aber geblockt und im Gegenzug sorgte Landshuts Alexander Lersch mit seinem Weitschuss ins leere Tor für die Entscheidung – 3:1 (59.). Cameron legte noch das 4:1 nach (60.).

Selber Wölfe: Bitzer (Weidekamp) – Silbermann, Fern, Naumann, Lavallée, Kania, Noack, Kruminsch, Trska, Melnikov, Hlozek, Schwamberger, Bryce Reddick, Hammerbauer, Deeg, Gelke, Vantuch, Schaaf, McNeill

Schiedsrichter: Klein/Gossmann. – Zuschauer: 2988. – Tore: 9. Min. Doremus (Schwarz, 4-5) 1:0, 32. Min. Reddick (Gelke, Vantuch) 1:1, 41. Min. Cameron (Pageau, Pfleger, 5-4) 2:1, 59. Min. Lersch (4-6, ENG) 3:1, 60. Min. Cameron (Kharboutli, Pavlu) 4:1. – Strafminuten: Landshut 10, Selb 6.

Autor

Bilder