Schülertexte Klasse! Vom Todesstreifen zum Lebensband

Das "Grüne Band" an der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Foto: Martin Schutt (dpa-Zentralbild)

Ein Team der Klasse 10 a vom Münchberger Gymnasium besucht den ehemaligen "Todesstreifen" an der früheren innerdeutschen Grenze. Die Schüler sind vom Wandel beeindruckt.

 
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Münchberg - Das ist neu für das Gymnasium in Münchberg: Wir Schülerinnen und Schüler nehmen an einer Lehrerfortbildung teil. Wir bekommen die Aufgabe, als Journalisten dabei zu sein, wenn Lehrer sich informieren und Erfahrungen austauschen. Unser Team der 10 a des Gymnasiums Münchberg ist daher an die Grenze zwischen Bayern und Sachsen gefahren, an den ehemaligen Grenzstreifen, zu Recht "Todesstreifen" genannt. Dort findet ein Workshop oberfränkischer Gymnasiallehrer statt, um die Frage zu klären: "Wie kann man aus etwas Schrecklichem etwas Gutes machen?"

Dort, wo früher Menschen das Gebiet nur mit Passierscheinen betreten durften, stehen wir jetzt bei den Überresten einer grausamen Vergangenheit, über die langsam "Gras gewachsen ist". Deshalb nennt man das Areal heute auch "Grünes Band". Aber was ist das eigentlich? Mit diesem Thema haben wir uns gemeinsam mit den Lehrerinnen und Lehrern an diesem Tag lange beschäftigt.

Am Anfang stand eine Idee. Der gefürchtete Todesstreifen, ein Streifen Niemandsland, der Deutschland einst mit Beton, Selbstsschussanlagen und Stacheldraht durchschnitt, soll der Natur zurückgegeben werden.

Die Idee dazu kam nach der Wiedervereinigung Deutschlands und wurde von Sachsen bis zur Ostsee durch alle Bundesländer in 1400 Kilometern Länge verwirklicht. Die meisten Menschen wollten die Erinnerungen an die Mauer schnellstmöglich vergessen, doch wenige haben sich dafür eingesetzt, dass das Naturschutzgebiet, auf das ganz Deutschland heute stolz ist, erhalten und weiter gepflegt wird.

Die erste Station war einer der ehemaligen 850 Wachtürme, von denen nicht mehr viele erhalten sind. Die übrig gebliebenen stehen heute unter Denkmalschutz. Der Kampf um den Erhalt des Gebietes dauerte nach der Grenzöffnung 1989 noch mehrere Jahre, in denen sich viele Schwierigkeiten auftaten, gegen die die Naturschützer vorgehen mussten.

Anschließend gelangten wir auf der sächsischen Seite der ehemaligen Grenze zum Kolonnenweg, bis zu dem die Einwohner wirtschaften durften. Der Weg führt über den ehemaligen Spurensicherungsstreifen zum Kfz-Sperrgraben, bei dem die Betonhohlplatten beim Druck von Reifen durchgebrochen sind. Hier kam kein Fluchtfahrzeug durch. An dieser Stelle erhielten wir Informationen zum Minenstreifen und über den äußeren Grenzzaun.

Die letzte Station an diesem Tag war die Besichtigung eines anderen Abschnitts des Grenzstreifen, auf dem verschiedenste Pflanzen ihren Platz gefunden haben, Teigfelsabbiss und Arnika zum Beispiel. Der ehemalige Grenzstreifen soll erkennbar bleiben. Um seine lineare Struktur aufrechtzuerhalten, wird das Baumwachstum gebremst. Das Freiland an manchen Stellen ist nötig, um das Überleben mehrerer Tierarten zu sichern und Wanderungen zu erleichtern.

Dort, wo früher Weiden waren, befinden sich nun Teiche, weil in den letzten 15 Jahren die Dämme aufgebrochen wurden. Die Teiche bieten vor allem Enten, Libellen und weiteren Tieren die nötigen Lebensräume, an denen sie sich ungestört zurückziehen können.

Der Vortrag am Nachmittag informierte die Lehrer und uns über das Schülerprojekt eines Erfurters Gymnasiums, und sollte gleichzeitig Inspiration für P- und W-Seminare und zur Unterrichtsgestaltung geben. Dazu gibt es an der genannten Schule Exkursionen wie Vogelbeobachtungen und Gewässeruntersuchung an sogenannten "Geländetagen". Die Schüler sollen dadurch den Anreiz bekommen, auch außerhalb des Projekts die Natur zu schützen.

Alle Lehrer, die wir befragt haben, waren der Meinung, dass das "Grüne Band" eine sinnvolle Einrichtung darstellt. Sie würden gerne selbst Exkursionen mit ihren Klassen dorthin unternehmen, da sie der Meinung sind, dass die Jugend die Grenzgeschichte nicht gut genug kennt - jedoch wäre das ein zu großer Aufwand für alle Beteiligten. Die Schulen, von denen sie zur Fortbildung angereist sind, unterstützen so weit wie möglich die Umwelt mit verschiedenen Gruppen und teilweise auch mit Schulgärten.

Wir sind uns einig: Ein Ausflug zum "Grünen Band" ist informativ. Es würde auch uns gefallen, wenn Exkursionen dorthin in den Unterricht integriert werden könnten, um mehr über dieses Naturschutzprojekt zu erfahren.

Canan Arici, Tobias Drescher,

Elif Merdivan, Züleyha Merdivan,

Johannes Neuerer und Lisa Schott

für die Klasse 10 a

des Gymnasiums Münchberg





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