Schulstart Schulstart ins Lebensglück

Uwe Faerber
Klassenlehrerin Sabine Stengel führt ihre kleinen Schützlinge in Regnitzlosau ins Schulhaus. Foto: Faerber

Die Schule hat begonnen. Für zahlreiche Erstklässlerinnen und Erstklässler heißt das: zum ersten Mal die Schulbank drücken! Wir haben den ersten Schultag in Regnitzlosau begleitet.

 
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Jeder Anfangsbuchstabe passt zum Vornamen eines der 25 Abc-Schützen der Grundschule Regnitzlosau – zu Anton, Bella und Klara, zu Samuel und Alina, zu Hanni, Rafael und all den anderen. Der erste Schultag begann mit einem Gottesdienst in der Regnitzlosauer Kirche, wo sich die neuen Grundschülerinnen und Grundschüler mit ihren Familien und Gästen versammelt hatten. Pfarrer Holger Winkler berichtete von einem Mann. Der hatte Schmetterlinge entdeckt, auf denen jeweils ein Buchstabe zu erkennen ist – durch die Form des Flügels, durch eine besondere Farbe, durch eine Laune der Natur. Das Alphabet der Schmetterlinge benutzte der Pfarrer, um Appetit zu machen auf die Schule und den Ernst des Lebens.

Winklers Predigt war ein Appell, sich einzubringen, neugierig aufs Leben zu sein, sich auf die Welt zu freuen. Er benutzte Gitarre und Keyboard, er lud zum Singen ein und er forderte auf: Den ersten Schultag so zu feiern – wie die Kirchenglocken im Turm. „Die Kinder sollten so tanzen – und die Erwachsenen auch.“

Die Anfangsbuchstaben der Vornamen verwandte der Pfarrer, um Lebensgrundsätze zu vermitteln – ohne erhobenen Zeigefinger. Das „J“ von Johann und Jonas fand er im Ja wieder, im Ja zu anderen, in der Bejahung des Lebens. Fünf Schüler tragen Vornamen mit A – Anna, Annika, Alina, Anton und Aurora. Winkler sah darin Fingerzeige für Aufstehen, Aufräumen und Aufpassen, für aufmerksam und achtsam Sein. Bei Hanni, Hanna und Hendrik ging es um Hilfe und Hingabe, Emil ist „echt cool“ und Klara lässt an Kreativität denken – in Kunst und Sport.

Beim Buchstaben „L“ konnte der Pfarrer aus sechs weiblichen Namen schöpfen: Lill, Lilly und Laura, Lina, Lea und Luise. Er fand dazu Lachen, Lust und Liebe, Lernen und Leben. „Die Schmetterlinge sind so bunt, so vielfältig. Genauso bunt seid ihr. Ich wünsche euch, dass ihr erkennt, was in euch steckt – und dass Gott euch dabei immer begleitet.“

Klassenlehrerin Sabine Stengel – seit 2000 an der Schule – führte die Abc-Schützen ins nahe gelegene Schulgebäude. „Heute könnt ihr euch hinsetzen, wo ihr wollt“, sagte Stengel zu den Jungen und Mädchen – und verteilte Namensschilder. In der ersten Woche haben die Kinder von 8 bis 11.20 Uhr Unterricht.

Dann erschienen Bürgermeister Jürgen Schnabel (FWR) und Markus Rödel vom Vorstand des Fördervereins der Schule – und überreichten kleine Geschenke. Und dann, 10.45 Uhr, der Höhepunkt, als die Viertklässler die Zuckertüten übergaben. Davon bekamen die Eltern nichts mit: Sie hatten keinen Zutritt zum Klassenraum, konnten bei Kaffee und Kuchen die Zeit überbrücken. Doch dann stürmten sie den Raum, in dem ihre Kinder saßen. Eine Mutter sprach von Paparazzos – und wirklich: Jede Menge Smartphones waren auf die Klasse gerichtet.

Die Regnitzlosauer Grundschule läuft vierzügig, also von der ersten bis vierten Klasse. „Unser Einzugsbereich erstreckt sich von Nentschau bis Draisendorf, von Prex bis Vierschau“, sagt Schulleiterin Silke Müller. „Heuer lernen bei uns 87 Jungen und Mädchen.“ Acht Lehrerinnen und ein Lehrer sowie der Pfarrer unterrichten die Kinder, zum Personal zählen auch Hausmeister, Sekretärin und Reinigungsfachkraft. Drei von vier Kindern bleiben bis 14 oder 16 Uhr in der Schule: Dort nehmen sie die Nachmittagsbetreuung in Anspruch – in Regie der Volkshochschule. Es gibt Essen, Spielzeit, Hausaufgabenhilfe und Freizeitangebote. Die Schulleiterin lobt ihre Einrichtung: Im Haus der kurzen Wege kenne jeder jeden. „Die Viertklässler sind die Paten der Erstklässler, helfen beim Zurechtfinden und bei Dingen wie dem Schuhe anziehen oder dem Hasendienst, sprich: dem Füttern der vier schuleigenen Langohren.“ Die Lehrer machen Schulkinder aus den Kindergartenkindern. „Aber das dauert heutzutage länger“, sagt Müller und nennt als Ursache die durch Corona verminderten Sozialkontakte – und die nach ihrer Einschätzung veränderte Erziehung. „Die Kinder kennen ihre Grenzen noch nicht so wie früher. Der Lehrer muss mehr Erziehungsarbeit leisten.“

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