Bayreuth/Schweden - Waldbrände in Schweden wüten weiterhin mit großer Zerstörungswut. Mancherorts ist die Lage im Griff, dennoch gibt es viele Bereiche, wo "außer Kontrolle" gemeldet wird. Das Bayreuther Hilfeleistungskontingent der Feuerwehren aus Stadt und Landkreis Bayreuth steht mit 60 Freiwilligen und 25 Fahrzeugen bereit. Der Kreisfeuerwehrverband spricht von einem Einsatzumfang, "den es so noch nicht gegeben hat".

Seit 26 Jahren ist Carolin Rausch in der Feuerwehr tätig. Seit 22 Jahren in der Pressearbeit. Überregionale Hilfseinsätze gibt es noch nicht so lange, sagt sie. Dabei waren die Einsatzkräfte aus dem Großraum Bayreuth bereits in Döbeln, Dresden, Deggendorf und Forchheim. Alles Hochwassereinsätze. "Ein Auslandseinsatz in dieser Form ist auch für uns eine neue Herausforderung", sagt Rausch. Seit drei Tagen wird geplant und vorbereitet. Das Bayreuther Hilfskontingent umfasst rund 60 freiwillige Helfer und 25 Feuerwehrfahrzeuge. Die müssen gut ausgewählt sein, denn bei aller humanitären Hilfsbereitschaft dürfe die eigene Einsatzbereitschaft nicht darunter leiden. Es handelt sich bei den Bayreuther Feuerwehrleuten um ein Hilfskontingent, das bei besonderen Krisenfällen zum Einsatz kommt. Ausschließlich Ehrenamtliche.

Sieben Tage Einsatzzeit sind veranschlagt, hinzu kommt die Anfahrt von fast zwei Tagen. Rund 1800 Kilometer einfach. Im Verband und mit großen, trägen Fahrzeugen. Caroline Rausch spricht von einer "gigantischen Logistik".

Die Einsatzkräfte seien vor Ort auf sich selbst gestellt, müssen sich quasi selbst versorgen. Von der mobilen Dusche, über das Feldbett bis zur Instandhaltung der Gerätschaften. Das bayerische Innenministerium entsendet das Hilfeleistungskontingent erst, wenn die Kostenübernahme für den Einsatz von schwedischer Seite schriftlich zugesichert und das Kontingent angefordert ist. Aber die Vorbereitungen für den möglichen Einsatz sind mannigfaltig.

"Wir brauchen verschiedenste Hilfsmittel und Adapter", sagt Rausch. Denn nicht alle Gerätschaften seien kompatibel. Die Helfer brauchen vorhandene FSME-Impfungen wegen möglicher Zeckenbisse und auch sonst müsse jedes Detail beachtet werden.

Kreisbrandrat Hermann Schreck ist Kontingentführer, wenn es zum Einsatz kommt. Begleiten würden ihn einige Führungskräfte aus den Feuerwehren des Landkreises Bayreuth. Er steht mit seinem Kollegen aus Niedersachsen in ständiger Verbindung. Seit Montag ist das niedersächsische Team mit 53 freiwilligen Feuerwehrleuten und elf Fahrzeugen in Schweden. Durch den ständigen Austausch profitieren die Oberfranken von den aktuellen Problemen vor Ort.

In der betroffenen Region herrschen Rekordtemperaturen um die 36 Grad. "So heiß war es dort in den letzten 260 Jahren nicht mehr", sagt Hermann Schreck. Bei dem nervenaufreibenden Einsatz sei es wichtig, dass sich jeder auf die eigenen Fähigkeiten und auf die Kameraden sowie die Technik verlassen kann.

"Die Lage ist ernst", sagte Schwedens Ministerpräsident Stefan Löfven auf einer Pressekonferenz Anfang der Woche. Das Feuer habe sich schneller ausgebreitet, als man erwartet habe. Neben den regulären Einsatzkräften seien auch Hunderte Freiwillige unermüdlich im Einsatz, sagt Löfven. Insgesamt soll es über 40 einzelne Brände geben, mindestens 15 davon seien noch außer Kontrolle. Mehrere Hundert Menschen seien bereits evakuiert worden.

Die Waldbrände in Schweden sind teils so schwer zugänglich, dass die Rettungskräfte zu ungewöhnlichen Methoden gezwungen sind. Am Mittwoch warfen Militärflugzeuge eine Bombe über einer der Feuerstellen ab. "Die Explosion verdränge den Sauerstoff und die Druckwelle sorge dafür, dass die Flammen im Umkreis von 100 Metern ausgingen", sagte ein Sprecher gegenüber schwedischen Medien.

Die Methode scheint Erfolg zu haben. Bereits zuvor habe man das getestet. Allerdings sei das eine Ausnahme in der Region Dalarna. Hier liegt laut Behördenangaben ein Militärgebiet. Zum Teil mit Blindgängern im Wald, weshalb die Rettungskräfte den Bereich nicht betreten dürfen. Bei den anderen Bränden würde man diese Methode nicht anwenden, heißt es.

Anders Larsson ist Brandmeister bei der Feuerwehr in Örebro. Er berichtet in einem Interview mit der ARD, dass die Einsatzkräfte erschöpft seien. Auch die Ausrüstung sei stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Erst am Wochenende rechnet man mit ersten kleinen Niederschlägen. Ohne überregionale Hilfen könne man der Lage nicht mehr Herr werden. Aus Italien und Frankreich wurden bereits Löschflugzeuge geordert, Feuerwehren aus Deutschland und Polen sind im Einsatz.

In Bayreuth wartet man derzeit auf die Anforderung aus dem Innenministerium. "Wir sind bereit", sagt Carolin Rausch.