Schwere Entscheidung Kirchenbänke bleiben leer

Auch wenn Gottesdienste vorerst fast völlig ausfallen, bleiben die katholischen Kirchen (im Bild der Kreuzweg in der Stadtpfarrkirche Unsere Liebe Frau) für ein stilles Gebet geöffnet. Foto: Archiv

Das Ausbruchsgeschehen in Kulmbach hat für die katholische Kirche zu einer Entscheidung geführt, die niemandem leicht fiel. Im April wird es kaum Gottesdienste geben.

 
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Kulmbach - Hans Roppelt und sein Team ziehen die Reißleine: Im April wird es im katholischen Pfarreienverbund Kulmbach Stadt und Land nahezu keine Präsenzgottesdienste, also Gottesdienste mit persönlich anwesender Gemeinde, geben. Betroffen sind die Stadt Kulmbach mit den Gemeinden Unsere Liebe Frau und St. Hedwig, Motschenbach, Mainleus, Thurnau und Neudrossenfeld. In einer Erklärung zur Absage schreibt Leitender Pfarrer Roppelt, er habe sich mit seinen Kolleginnen und Kollegen in der Seelsorge und mit den Vorständen der Pfarrgemeinderäte ausführlich beraten. In der Diskussion habe es dabei, das räumt Roppelt ein, durchaus unterschiedliche Meinungen gegeben. „Aber entschieden musste werden. Ich übernehme als zuständiger Pfarrer die Verantwortung für diese Entscheidung“, betont Roppelt.

Leicht hat sich Roppelt die Entscheidung nicht gemacht. Er hat, wie er erklärt, auch die gegenteiligen Meinungen gehört. Die Argumente, die gegen das vorläufige Aussetzen der Gottesdienste sprechen, sind vielfältig: Im Gottesdienst schöpfen Menschen Kraft und fassen neues Gottvertrauen, ist eines davon. Menschen brauchen den Gottesdienst für ihre Seele, gerade jetzt, wo viele verzweifelt, ängstlich, wütend oder depressiv sind, ein weiteres. Angesprochen wurde auch, dass alle Gottesdienstbesucher für sich selbst verantwortlich sind und niemand gezwungen wird, in den Gottesdienst zu gehen.

Ein weiterer Hinweis: Die Kirchen haben ein funktionierendes Hygienekonzept, das sie, wie Roppelt sagt, äußerst gewissenhaft umsetzen. „Bis jetzt hat es bei uns keine Corona-Infektion durch einen Gottesdienstbesuch gegeben. Zumindest ist keine bekannt geworden.“

Mit dem Gottesdiensten an Weihnachten habe auch der Pfarreienverbund Kulmbach gute Erfahrungen gemacht. „Aber an Weihnachten war etwas Wichtiges ganz anders: Heute haben wir es mit dem B1.1.7 Virus, der britischen Mutante, zu tun. Dieser Virus ist viel aggressiver, viel ansteckender auch für Kinder und Jugendliche, mit zum Tel schweren Krankheitsverläufen.“

Beten sei auch zu Hause möglich. Es gebe gute Fernsehgottesdienste, die auch alte Menschen ansprechen und von hoher Qualität seien. „Gottesdienste der Fernsehsender sind bestens vorbereitet und gestaltet“, betont Hans Roppelt. Er ist der Überzeugung: „Auch mit dem Hinweis auf das Recht der ungehinderten Religionsausübung ist nicht vermittelbar, dass Geschäfte, Gastwirtschaften, Fitnessstudios und vieles andere geschlossen sind, dadurch Menschen vielleicht ihre wirtschaftliche Existenz verlieren und wir Gottesdienste feiern.“ Was Roppelt ebenfalls in die Waagschale gelegt hat: „In Kulmbach haben wir einen äußerst hohen 7-Tage-Inzidenz-Wert, zeitweise einen der höchsten von ganz Deutschland. Das darf uns nicht egal sein. Wir müssen alle mithelfen, dass das besser wird. Vielleicht ist unser Verzicht auf den Gottesdienst ein Beitrag dazu.“

Der Pfarreienverbund Kulmbach verzichte bewusst auf etwas, das katholischen Christen wichtig und heilig ist. „Das soll auch ein Vorbild sein für andere, Kontakte zu reduzieren! Nicht alles, was nicht verboten ist, soll auch getan werden. Wir müssen endlich den Ernst der Lage sehen“, betont Roppelt. Er fasst zusammen, dass sich Verantwortung auch darauf beziehe, alles zu vermeiden, was den Corona-Virus weiter verbreiten kann.

„Im April keine Gemeindegottesdienste zu feiern ist und bleibt eine harte Entscheidung. Aber gerade als Kirche müssen wir auch unsere Verantwortung sehen“, sagt der Leitende Pfarrer und bittet die Gläubigen in seinem Bereich um ihr Verständnis. „Obwohl fast keine Gemeindegottesdienste stattfinden, sind wir weiter für Sie da“, betont Roppelt. Die Kirchen seien weiterhin täglich mindestens von 9 bis 19 Uhr geöffnet. Dort liegen Broschüren mit Gottesdiensten und Gebeten für zu Hause aus, auch Materialien für Kinder.

An den Ostertagen wird die Osterkerze in den Kirchen brennen. Daran können alle kleine Kerzen anzünden und das Osterlicht auf diese Weise mit nach Hause nehmen. „Und natürlich lassen wir Menschen in Not, Kranke und Sterbende nicht allein. Sie oder ihre Angehörigen und Freunde können bei mir oder meinen Kolleginnen und Kollegen anrufen. Dann machen wir aus, wann jemand zu ihnen kommt. Das bleibt weiter uneingeschränkt möglich, weil es ganz wichtig ist.“

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