Aus den Augen ...
„Wir haben sehr viel Geld und Arbeit in die Räume gesteckt“, sagt Peter Liebscher, der in Selb aufgewachsen ist, in Regensburg sein Handwerk gelernt hat, 2019 mit seiner Familie wieder in die Porzellanstadt gezogen ist und zusammen mit seiner Frau 2020 das Erdgeschoss des Bahnhofsgebäudes gemietet hat. Dort haben die beiden eigenhändig 120 Fensterflügel restauriert.
Das größte Problem lasse sich, sagen sie, an einer Volksweisheit festmachen: „Aus den Augen, aus dem Sinn.“
Dazu kommen die Gerüchte, die sich in Selb in Bezug auf das Bahnhofsgebäude verbreitet haben. Das 1914 eingeweihte Bahnhofsgebäude steht nämlich zum Verkauf. Der Inhaber, die Bayerische Liegenschaften GmbH in Erding, bietet das Gebäude über die „Sell & Lease Immobilien“, die unter der gleichen Adresse firmiert, im Internet zum Kauf an – zum Preis von 399 000 Euro.
Langfristigen Mietvertrag
Dieses Verkaufsangebot macht Peter und Cornelia Liebscher allerdings die geringsten Sorgen: „Wir haben einen langfristigen und abgesicherten Mietvertrag.“
Dennoch plagen Peter Liebscher durchaus Existenzängste. „Wir sind ja kein Großunternehmen, das zur Überbrückung Kredite aufnehmen kann.“ Und die Rücklagen sind nach den Corona-Jahren fast aufgebraucht. Zwei bis drei Monate zu überbrücken, wäre kein Problem, „aber ein ganzes Jahr ...“
Deshalb versuchen die Liebschers, sich und ihr Café soweit möglich neu auszurichten. „Wir gehen vermehrt ins Catering“, sagt Cornelia Liebscher. So wird der „Schwarze Peter“ die Bewirtung bei der 113. Werkschau der Absolventen der Fachschule für Produktdesign übernehmen, die am 15. Juli in den früheren Verkaufsräumen von Rona-Glas in der Heinestraße stattfindet. Dazu gibt es gleich am Tag darauf einen Auftritt der „Abteilung 36“, einem DJ-Kollektiv aus Weiden im Bahnhof. Auch die Öffnungszeiten im „Schwarzen Peter“ wollen die Liebschers anpassen und etwas nach hinten verschieben: Mittwoch und Donnerstag bis 21 Uhr, am Freitag und Samstag bis 24 Uhr. „Damit wollen wir versuchen, die Verluste wettzumachen.“ Beiden ist aber bewusst, dass das Schadensbegrenzung ist.
Thema im Stadtrat
Auch Sven Seidel, Inhaber des Bosch Car Service, sieht die Notwendigkeit des Kreisels ein. Und auch er hofft auf positive Effekte nach der Fertigstellung. Allerdings fehlt auch ihm die Laufkundschaft – vor allem in der Waschanlage. „Die Leute fahren halt nicht vorbei und sehen, dass ein Abteil frei ist.“ Die laufenden Kosten aber bleiben.
Die Baustelle Goetheplatz war auch Thema im Stadtrat. Kai Hammerschmidt und Roland Graf machten auf die Probleme der umliegenden Gastronomie und Betriebe aufmerksam. Das Problem sei bekannt, hielt Oberbürgermeister Ulrich Pötzsch dagegen. „Wir stehen mit den Anliegern der Baustelle in engem Kontakt.“ Natürlich werde man bei Bedarf nachjustieren und den Betroffenen weiter zur Seite stehen – etwa mit Hinweisen an der Straße. „Das allein reicht aber nicht. Wir müssen auch hingehen“, warb der OB. Erreichbar seien die Gaststätten und Betriebe ja weiterhin. Zwar nicht mit dem Auto, aber von den Parkplätzen in der Nähe zu Fuß. „Die Unternehmer brauchen unsere Unterstützung.“