Selber Innenstadt Masterplan zwischen Lob und Kritik

Zwei Projekte aus dem Masterplan für die Innenstadt: rechts das Kommunale Kino, links die Baustelle für das Wohnhaus, in das auch die Bücherei einziehen soll. Foto: /Florian Miedl

Die Projekte zur Innenstadtentwicklung stellt Bauamtsleiter Helmut Resch im Stadtrat vor. Den Fortschritt beurteilen die Fraktionssprecher durchaus unterschiedlich.

 
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Selb - Die Fakten sind weitgehend unstrittig, ihre Interpretation geht allerdings auseinander. Im Stadtrat zog Bauamtsleiter eine Bilanz der bisher umgesetzten, begonnenen und abgeschlossenen Projekte des Masterplans Innenstadt. Während Oberbürgermeister Ulrich Pötzsch und die Aktiven Bürger das Ganze als durchschlagenden Erfolg sehen, gibt es Kritik aus den anderen Fraktionen.

Positiv die Einschätzung von Dr. Klaus von Stetten, Sprecher der Aktiven Bürger: Bei dem 2016 eingeleiteten Masterplanprozess habe man ein hohes Tempo vorgelegt. „Wir sind weit gekommen – trotz der Pandemie.“ Vor allem habe man zusammen mit den Bürgern einen genauen Vorschlag erarbeitet. Zwar sei noch nicht alles fertig, aber die Stadt handele nicht „aus dem Bauch heraus“, sondern ausgehend von einer erarbeiteten Basis.

Engagierte Mitarbeit

Auch für Oberbürgermeister Ulrich Pötzsch ist bislang alles gut gelaufen. Er dankte den Bürgern für ihre Mitarbeit, aber auch für ihren Durchhaltewillen. Die Aufgaben seien groß, „aber wir haben einen klaren Fahrplan, den wir stringent verfolgen“. Dazu brauche es auch weiterhin Zeit und den Zusammenhalt der Bürger: „Das geht alles nicht ratzfatz.“ Dazu kämen die gestiegenen Baupreise, die Auslastung der Firmen und die daraus resultierenden Schwierigkeiten bei der Auftragsvergabe. Nichtsdestotrotz zeigte sich Pötzsch äußerst optimistisch: Die Stadt wird sich in den nächsten Jahren positiv verändern und dabei ihr eigenes Bild behalten.“ Er sprach von einer hochwertigen städtebaulichen Entwicklung. Mit dem festgelegten Fahrplan „muss uns nicht bange sein“.

Das hohe Tempo bei der Umsetzung der Masterplan-Ideen könne er in weiten Teilen bestätigen, sagte Walter Wejmelka, Fraktionssprecher der SPD. „Allerdings nur bei unseren Aktivitäten, bei denen des Investors nicht.“ Wejmelka meinte damit die Projekte von Patrick Müller, die Resch in seinem Bericht mehrfach erwähnt hatte (siehe Kasten). Vieles hänge eben vom Investor ab, etwa im Bürgerpark, „dort hängen wir hinterher“. Beim weiteren Fahrplan tue die Stadt gut daran, sich auf die Projekte zu konzentrieren, „die uns betreffen“.

Schlechtes Bild

Und auch Matthias Müller (CSU) sah die Entwicklung nicht ganz so euphorisch: „Ich finde schon, dass ganz schön viel Zeit vergangen ist.“ Er sprach dabei den Bereich Gastronomie oder die Passage zwischen Ludwig- und Schillerstraße an. Die Innenstadt sei ein wichtiger Standortfaktor, gebe allerdings zurzeit ein schlechtes Bild ab. Seine Forderung: selber wieder mehr aktiv werden und die Entwicklung der Innenstadt weiter vorantreiben.

Das wollte Oberbürgermeister Ulrich Pötzsch so nicht stehen lassen. Immerhin habe der Stadtrat beschlossen, im Jahr 2022 die Ludwigstraße auszubauen. Auch biete man privaten Hausbesitzern einen finanziellen Anreiz zur Sanierung. Ein Referenzprojekt sei das Haus Schlossstraße 1 am Selbbach. Und es gebe darüber hinaus mehr als 20 Anträge. Auch habe die Stadt Unternehmer in der Innenstadt unterstützt: etwa das Hotel über die Wirtschaftsförderung, aber auch die Hebammenpraxis und die Augenarztpraxis. Dies alles sei nur möglich, weil sich Stadt und Stadtrat flexibel gezeigt hätten. Somit hätten Leerstände beseitigt werden können.

Auch das Thema „Wohnen in der Innenstadt“ werde immer wichtiger, wie das Projekt am Otto-Keitel-Platz zeige. Auch das Jam und Fam zeigten eine gute innerstädtische Entwicklung. „Es ist noch viel zu tun, aber wir sind dran.“

Die Masterplan-Projekte
Die einzelnen Projekte des Masterplans hatte Bauamtsleiter Helmut Resch in fünf Bereichen dargestellt. Design: Das Projekt „Design-Café“ wurde nach seinen Worten in das Kommunale Kino „Spektrum“ integriert und werde gemeinsam mit der neuen Stadtbücherei eine neue kulturelle Mitte in Selb. Mit den Umbauarbeiten sei im August begonnen worden. Das Projekt „Mach in Design“ diene der innerstädtischen Leerstandsbehebung durch die Schaffung neuer Angebote in den Bereichen Dienstleistung/Einzelhandel und werde von der Wirtschaftsförderung fortgeführt. Verbindungen: Das Projekt „Komm mal rüber“ habe die Verbindung zwischen Ludwig- und Schillerstraße ermöglicht. 2020 seien auf Anregung der Bürgerschaft Grünflächen eingegliedert und die Planung damit neu konzipiert worden. Die Maßnahme werde voraussichtlich im Frühjahr 2022 abgeschlossen sein. Nicht umgesetzt werde das Projekt „Drunter und drüber“, nämlich die Untertunnelung des Sparkassenplatzes. Dazu seien massive Eingriffe in die Infrastruktur, etwa bei der Entwässerung, notwendig gewesen. Auch Sicherheitsaspekte hätten gegen den Bau einer Unterführung gesprochen. Vielmehr habe sich der Stadtrat für eine Änderung der Verkehrsführung entschieden, um eine attarktive Fußgängerverbindung in die Innenstadt zu erreichen. Das Projekt „Mit dem Rad in die Innenstadt“ sei mit dem Ausbau von Radwegen, zum Teil mit dem Landkreis, aber auch im Rahmen der Freundschaftswochen, verbunden. Dazu kämen E-Bike-Ladestationen sowie zwei Mobilitätsstationen, eine davon am Bahnhof. Aufenthalt: Im Projekt „Erholen am Selbbach“ listete Resch die bereits abgeschlossenen Renaturierungsmaßnahmen des Wasserwirtschaftsamtes (Naturerlebniszone) sowie den Wasserspielplatz Pfaffenleithe und den Platz unterhalb des Theaters auf. Das Projekt „Genial zentral“ beihalte die Neugestaltung des Marktplatzes als Eingangstor zur Ludwigstraße. Dies hänge eng mit dem Fortschritt des Cityoutelt zusammen und solle in den kommenden Jahren ausgearbeitet werden. „Leben in der Innenstadt“ beziehe sich auf den Gerberplatz, dessen Aufenthaltsqualität bei verschiedenen Veranstaltungen und durch neue Parkregeln gestärkt worden sei. „Das Shoppen genießen“ hänge ebenfalls mit den Planungen des Investors für das Cityoutlet zusammen. Invest: Bei den Projekten „SelbInvest“, „Schöner Wohnen“ und „Hübsch anzusehen“ zur innerstädtischen Leerstandsbeseitigung und der Schaffung von modernem Wohnraum gebe es Planungsansätze und konkrete Maßnahmen. So kaufe die Stadt leere Immobilien, um neuen Wohnraum zu schaffen, etwa in der Oberen Bergstraße. In der Umsetzungsphase befänden sich der Bau von Wohnungen im Bürgerpark sowie das Vorhaben des Selbwerks auf dem Bahnhofsareal. Außerdem habe die Stadt im Rahmen der Förderoffensive Nordostbayern ein kommunales Förderprogramm zur Unterstützung privater Baumaßnahmen aufgelegt. Auch soll es ein Förderprogramm zur Fassadensanierung geben. Magnete: Während der Aufstellung des Masterplans haben laut Resch mehrere Hotelentwickler Interesse am Standort Selb gezeigt, aktuell plane die Rinkenburger Objektbau ein Hotel am Zeidlersberg. Die Stadt Selb verfolge das Projekt „Puzzle-Hotel“, zu dem es Überlegungen eines Hotelinhabers gebe. Die Projekte „Bücher blättern“ und Outlet shoppen“ seien wiederum im Zusammenhang mit den baulichen Aktivitäten des Investors zu sehen. Mit „Essen und trinken“ sei die Innenstadt durch neue Gastronomieangebote lebendiger gestaltet worden. Dabei trete die Wirtschaftsförderung als Vermittler auf. Als Erfolge nannte Resch die Neubelebung des Hotels „Altselber Stuben“ und die Ansiedlung der Kaffeerösterei „Schwarzer Peter“ im Bahnhof. Auch habe man die „Schlemmernacht“ ins Leben gerufen.

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