Selber Tradition Einzigartiger Porzellan-Christbaum

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So sah es in den 60er-Jahren auf dem Marktplatz in Selb aus: Der Christbaum stand damals vor dem Bekleidungshaus Agler (links) und dem Modegeschäft Rahm. Foto: /Archiv Gerhard Bock

Der Christbaum auf dem Marktplatz in Selb hat eine fast hundertjährige Tradition. Eines aber macht ihn unverwechselbar: sein ganz besonderer Schmuck.

 
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Selb - In dem Fernsehbericht vom 23. Dezember hat die Sendung „Wir in Bayern“ auch über den Selber Porzellan-Weihnachtsbaum berichtet. Dabei konnte aber naturgemäß nicht die ganze Geschichte der Entstehung dieses Christbaumes zur Sprache kommen. Der Selber Heimatforscher Gerhard Bock stellt sie hier etwas ausführlicher dar:

Im Jahr 1923 ging es vielen Familien in unserer Heimatstadt nicht sehr gut. Es herrschten Arbeitslosigkeit und politische Unruhen, viele klagten über schlechten Verdienst und in jedem zweiten Haus war die Staublunge daheim. Da kam Bürgermeister Viktor Häublein (Stadtoberhaupt von 1920 bis 1930) auf die Idee: Die Stadt kauft 1000 Christbäume billig vom Forst, verkauft sie mit Gewinn und verteilt den Erlös an die Ärmsten der Selber Bevölkerung.

Diese Idee kam nicht bei allen Selbern gut an, aber der Bürgermeister setzte sich durch, und so geschah es. Damit konnte bei vielen armen Selbern die Not etwas gemildert werden.

In dem gleichen Jahr wurde erstmals ein „Christbaum für alle“ auf dem Marktplatz aufgestellt. Dabei handelte es sich um einen Baum aus dem Selber Forst im „Naturkleid“ – an Schmuck dachte man in dieser Zeit noch nicht. Im Jahr 1926 wurde der Christbaum mit elektrischer Beleuchtung ausgestattet (die Stadt hatte seit 1909 Elektrizität).

Künftig wurde der Weihnachtsbaum Jahr für Jahr am Marktplatz aufgestellt. Manchmal schmückten die Selber den Baum mit Holzsternen und ähnlichem, die einheimischen Gesangvereine sangen all die Jahre rund um den Baum, Musikkapellen spielten und nach wie vor wurde für die ärmeren Familien in Selb gesammelt.

1998 kam der „Buckers Schorsch“, ein bekannter Selber, auf die Idee, man könnte doch den Baum mit Porzellan-Gegenständen schmücken und damit für die Porzellanindustrie werben. Die damalige Geschäftsführerin des Selber Forums, Hildegard Helgert, griff diese Idee auf und sammelte bei den hiesigen Porzellanfirmen Tassen und Kännchen. Damit wurde dann erstmals der Baum geschmückt. Seitdem stellen die Mitarbeiter des Selber Bauhofs jedes Jahr zu Beginn der Adventszeit eine schön gewachsene Fichte, die meist von einer Selber Familie gestiftet wird, auf dem Marktplatz auf. Der Baum ist mit einer elektrischen Beleuchtung ausgestattet und mit Porzellangegenständen geschmückt. Und so entsteht jedes Jahr der größte Porzellan-Christbaum der Welt. Gerhard Bock

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