Manchmal ist es erforderlich, den Unterricht mit dem Kind zu verlassen. Und dann? Wenn es zum Beispiel ein vermeintliches Scheitern gab, erinnert Geppert das Kind an seine besonderen Stärken. Einige von ihnen können in der Schule sogar besonderen Ausdruck finden, etwa im Kunstunterricht oder Sport. „Ich vermittle aber auch: Wenn man eine Sache nicht so gut kann , ist nicht gleich alles schlecht.“ Die Stärkung des Selbstwertgefühls der Kinder spielt eine wichtige Rolle.
Auch im sozialen und emotionalen Bereich kann eine Begleitung unterstützen: Nicht immer können die Kinder Konflikte auf Grund ihrer eigenen Erfahrungen richtig lösen. So kann es zu Missverständnissen, Unsicherheit und unangemessenen Reaktionen kommen. „Wir überlegen dann gemeinsam und im geschützten Rahmen mit dem Kind, welche Möglichkeiten es gibt, den Streit zu bewältigen, schätzen die Situation des Gegenübers und die eigene ein.“ Reflektieren, Trost spenden, aufbauen, Szenen nachstellen, kurz Sport machen, erstmal die Enttäuschung rauslassen und vieles mehr: „So viele Gefühle wie es gibt, so viele Zugänge gibt es zum jeweiligen Problem des Kindes“, so die Schulbegleiterin.
Ein Stück Normalität
Ist sie also eine Aufpasserin? Oder ein Schatten? Nein. Claudia Geppert und ihre Kollegen sind der „Anker“, den viele Kinder für einen Lebensabschnitt brauchen, um mit ihren individuellen Erfahrungen ein Stück Normalität erleben zu können. Die anderen Kinder in der Klasse akzeptieren Claudia Geppert nicht nur, sie wird gar manchmal auch um Unterstützung gebeten. Bei Spielen etwa hält sie sich am Rand auf, erinnert ihren Schützling gelegentlich an die Regeln, bleibt aber im Hintergrund. Bei Unterstützungsbedarf ist sie stets präsent. Die Klasse weiß, sie gehört zu „ihrem“ Kind dazu. Das ist aber keineswegs hinderlich. Sie schließen dennoch oder gerade deswegen, weil sie die zunehmende Sicherheit des Kindes durch seine Begleitung spüren, Freundschaften und Kontakte.
Die Balance zwischen Aktivität und Passivität erfordert für Schulbegleitungen Geduld, Empathie und Gespür und ist ein Prozess. Denn das Ziel besteht darin, die Kinder wieder stark und selbstständig für den Schulalltag zu machen. Sie erleben, dass die Schule, das Lernen, die Erfolge und Freunde auch Stabilität im Leben geben können. Im Anschluss an die Schulbegleitung sind oft die Jugendsozialarbeit der Schulen sowie die Schulpsychologen weiterhin Ansprechpartner. Denn: Die Konflikte und Ängste der Kinder werden nicht weniger, nur ihr Umgang damit besser. Dank der Schulbegleitungen und vielen anderen Wegbegleitern.