Auch Männer sind gefordert
Denn generelle Skepsis gegen hormonellen Verhütungsmittel stellt auch die Beratungsstelle Pro Familia fest: „Unsere Beraterinnen sehen das zwiespältig“, sagt Regine Wlassitschau, die Sprecherin des Bundesverbands. Zum einen sei es gut, wenn sich Menschen kritisch mit dem Thema Verhütung auseinandersetzen, auch Männer. In den sozialen Medien werde aber in Bezug auf die Risiken, die es durchaus gebe, vieles vermischt und aufgebauscht.
Die Pille enthält Hormone – und die beeinflussen den Körper. Es kann etwa zu Kopfschmerzen, Zwischenblutungen und auch Libidorückgang kommen. Zudem kann das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall und Thrombosen geringfügig steigen. So dramatisch sich das anhört: Nach Angaben des Berufsverbands der Frauenärzte sind schwerwiegende Folgen äußerst selten. Sie betreffen vor allem Risikopatientinnen, etwa Raucherinnen, Frauen mit starkem Übergewicht oder mit familiärer Vorbelastung. Zum Vergleich: „Ohne hormonelle Verhütungsmittel erkranken zwei von 10 000 Frauen im Jahr an einer Thrombose. Mit einer Pille der zweiten Generation sind es fünf bis sieben“, sagt Cornelia Hösemann, Vorstandsmitglied des BVF und Gynäkologin. Nicht zu vergessen sei dabei, dass auch eine Schwangerschaft das Thromboserisiko erhöht: Hier liegt es laut Experten im Schnitt bei zehn auf 10 000 Frauen.
Im Internet wird teils unreflektiert gewarnt
Dass im Internet und teils auch in manchen Medien vor der Pille unreflektiert gewarnt wird, dass sie sogar verteufelt wird, ist somit nach gängiger Expertenmeinung nicht gerechtfertigt. Umso wichtiger ist eingehende Beratung – ohne dabei Angst zu machen: „Die Auswahl und Anwendung muss unbedingt begleitet werden“, sagt Regine Wlassitschau von Pro Familia. Daran hake es allerdings: „Viele Frauen werden allein gelassen“ – somit sei es kein Wunder, dass sie sich von hormoneller Verhütung abwenden. Als Alternative ist etwa das Kondom beliebt. Frauen können hormonfrei mit Diaphragma, Kupferspirale oder der natürlichen Familienplanung wie der Temperatur-oder der Zervixschleim-Methode verhüten. Wobei letzteres nur funktioniert, wenn sie extrem konsequent angewendet werden. Und wenn die Frau einen sehr verlässlichen Zyklus hat.
Klar ist: Ein für alle gleich gut verträgliches Verhütungsmittel gibt es ohnehin nicht. Man müsse stets fragen: In welcher Situation ist eine Frau, ein Mann, ein Paar, sagt Wlassitschau. Verhütung sei individuell – und die betreffende Person müsse sich damit wohl fühlen. Eine Aussage, der auch die Studentin Selina zustimmt: „Es gibt wohl kein Verhütungsmittel, das optimal ist. Letztlich muss jede Frau selbst entscheiden, was für sie passt.“