Spendenaufruf „Selber sammeln“ für die Erdbebenopfer

Silke Meier
Murat Arduc, Mustafa Tayran, Oberbürgermeister Ulrich Pötzsch, Yasar Öztürk und Hamdi Yavuz (von links) aus Selb rufen gemeinsam zu Spende für die Opfer der Erdbebenkatastrophe in der Türkei auf. Am heutigen Samstag verkauft die türkisch-islamische Gemeinde vor der Moschee Köfte mit Fladenbrot. Der Erlös geht komplett an die türkische Katastrophen-hilfe AFAD. Foto: /Silke Meier

Die türkisch-islamische Gemeinde Selb und die Stadt rufen zu Spenden auf. Nach jeder Menge Sachspenden, die zum Teil schon in die Türkei unterwegs sind, brauchen die Helfer jetzt vor allem Geld.

 
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Die Not im Katastrophengebiet in der Türkei ist unermesslich, doch die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung in Selb ist überwältigend. Mustafa Tayran, Vorsitzender der Jugendgruppe der türkisch-islamischen Gemeinde Selb, berichtete dem Oberbürgermeister Ulrich Pötzsch im Sitzungssaal des Rathauses von enormer Hilfeleistung und vielen Sachspenden. Und die Internationale Frauengruppe Selb hat bereits 1300 Euro übergeben.

Wie Mustafa Tayran berichtete, sortieren derzeit 35 Helfer in den Räumen der Gemeinde die eingehenden Spenden. Vier Transporter sind nach seinen Worten bereits auf dem Weg in die Türkei. „Der Zusammenhalt in Selb ist extrem heftig“, betonte Tayran. Dafür zollte er ein herzliches Dankeschön seitens des Vereins. Nichtsdestotrotz werde weiterhin dringend Hilfe vor Ort im Katastrophengebiet gebraucht. Zwei Möglichkeiten, um Geld zu spenden, stellten Pötzsch und Tayran vor: Gespendet werden kann auf ein Konto der Stadt Selb – oder man kann Geld in der türkisch-islamischen Gemeinde abgeben. „Wir sind jeden Tag ab 14 Uhr in der Moschee“, sagte Mustafa Tayran.

Köfte für den guten Zweck

Am heutigen Samstag zwischen 11 und 14 Uhr verkauft die türkisch-islamischen Gemeinde Köfte mit Fladenbrot. Der Erlös geht zu 100 Prozent an die türkische Katastrophenschutzbehörde AFAD.

„Die Lage ist dramatisch, und Hilfe wird dringend benötigt“, machte auch Oberbürgermeister Pötzsch deutlich. Die Stadt Selb wolle helfen und richtet ein Spendenkonto ein. Das gesammelte Geld wird komplett an das Aktionsbündnis Katastrophenhilfe weitergeleitet. Zum Aktionsbündnis gehören die Caritas, das Deutsche Rote Kreuz, Unicef und die Diakonie Katastrophenhilfe.

Konvoi ist unterwegs

„In der Stadt Selb leben derzeit 630 Türken und 193 Syrer, die hier eine Heimat gefunden haben“, sagte der Oberbürgermeister. „Einige haben Angehörige in den betroffenen Gebieten.“ Pötzsch dankte dem Verein Ditib türkisch-islamische Gemeinde Selb von der Sultan-Ahmet-Moschee für den Konvoi an Hilfsgütern, der bereits in das Erdbebengebiet unterwegs ist.

Die Stadt Selb initiiert zum dritten Mal eine Spendenaktion: 2021 kamen 12 000 Euro für die Flutopfer im Ahrtal zusammen, 2022 wurden für die Ukraine-Hilfe 53 000 Euro gegeben. Die Stadt Selb und die türkisch-islamische Gemeinde wollen der Toten gedenken und den Hinterbliebenen ihr Mitgefühl ausdrücken. „Ich danke für die Spenden und die große Solidarität gegenüber den Opfern“, hob Pötzsch hervor.

Internationale Frauengruppe

Und auch an anderer Stelle helfen die Menschen den Erdbebenopfern: Die Internationale Frauengruppe Selb hat in der Sultan-Ahmet-Moschee Selb eine Spende von 1300 Euro übergeben.

Die Freundinnen der Internationalen Frauengruppe bei der Spendenübergabe in der Sultan Ahmet Moschee Selb (von links) Gabi Engelbrecht, Sabine Diesing, Aysel Özdin; Jutta Paul, Leiterin der Internationalen Frauengruppe, Monika Mathes, Elfriede Meier, Schatzmeisterin der Internationalen Frauengruppe, Natalie Martin, Imam Idris Dalna, Monika Heinl-Korlek, Ösean Gül, Nazle Isikan und Ayse Tansev.

Aysel Özdin, selbst Mitglied der Internationalen Frauengruppe, hatte auf den Spendenaufruf der türkischen Gemeinde Selb aufmerksam gemacht. Spontan brachten die Freundinnen private Spenden auf, um schnell und unbürokratisch die Not zu lindern. „Es herrscht unvorstellbares Leid in einem Gebiet von einer Fläche der gesamten Bundesrepublik“, berichtete Fahriye Isikan, die Frauenvertreterin der türkischen Gemeinde. Es seien 15 Millionen Menschen von der Katastrophe be-troffen. Lebensmittel, Kleidung, Babynahrung, Decken, Matratzen, Hausrat, Heizkissen würden dringend benötigt. Die Hilfsbereitschaft der Selber Bürger und der Geschäftswelt sei überwältigend, sagt auch sie und meint mit Tränen in den Augen: „Ich weiß nicht, wie ich dafür danken soll ...“ Die Soforthilfe werde über persönliche Kontakte unverzüglich und direkt bei den notleidenden Menschen ankommen, versicherte der Vorsitzende des Vereins der Sultan Ahmet Moschee, Yasar Öztürk.

Übereinstimmend war das Lob der Initiatoren für die große Spendenbereitschaft und das gute und friedliche Miteinander zwischen den deutschen und türkischen Bürgern in Selb. „Seit der Gründung der Internationalen Frauengruppe Selb vor dreißig Jahren verbindet uns Freundschaft“, bestätigte die Leiterin der Gruppe, Jutta Paul.

Gegenseitige Unterstützung und Besuche bei den jeweiligen Sommerfesten auf dem Gelände der Moschee beziehungsweise vor dem Paul-Gerhardt-Haus haben laut Paul seit vielen Jahren Tradition. Der Name der Internationalen Frauengruppe Selb ist damit gleichzeitig Programm: „Brücke der Hoffnung“.

Spendenkonto

Das Spendenkonto:
  Stadt Selb, Sparkasse Hochfranken, DE 81 7805 0000 0430 0112 88, Verwendungszweck: Selber sammeln.

Bis zu einer Spendensumme von 200 Euro gilt der Kontoauszug als Spendenquittung. Bei höheren Beträgen soll der Spender die Adresse bei der Überweisung angeben, falls er oder sie eine Spendenbescheinigung möchte.    

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