Das Hitler-Bildchen im Klassenchat hat schon manchen Buben im Hofer Land die Perspektive auf einen Job im öffentlichen Dienst gekostet: „Ab 14 ist man strafmündig, und bei der Prüfung auf Staatstreue ist man mit einem Aktenvermerk durch den Staatsschutz durchgefallen“, sagt Andreas Bauer. Der Chef des Kommissariats für Staatsschutz bei der Hofer Kripo hat viele solche Fälle auf dem Rechner und dem Schreibtisch: Verbotene Symbole, Holocaust-Verharmlosung und Co. werden mitunter munter weitergegeben in den Chatgruppen an den hochfränkischen Schulen. Auffliegen tun viele, meistens durch besorgte Schüler, die sich an die Lehrer wenden. Und wenn dann die Kripo in den Unterricht kommt, um erstens sämtliche Handys der Klasse zu beschlagnahmen und zweitens gegen den Verbreiter vorzugehen, dann ist der Schock oft groß. Und er wird meist noch größer, wenn ein Urteil gesprochen ist: Die Staatsanwaltschaften in Oberfranken gelten als restriktiv, die Gerichte als streng, was den Umgang mit politisch motivierter Kriminalität angeht. Da können auch ein noch so witzig gemeintes Bild oder der nebenbei gepostete Kommentar Geldstrafen von mehreren Tausend Euro oder Freiheitsstrafen nach sich ziehen. Mehr als 600 Fälle politisch motivierter Straftaten hatte die Polizei in Oberfranken im vergangenen Jahr zu bearbeiten – fast doppelt so viele wie vor fünf Jahren. Den größten Anteil daran nehmen mittlerweile die Ereignisse ein, die in keine Schublade passen.