Stadtrat Waldershof Küssen verboten im Kösseinebad?

Richard Ryba
Am 15. Mai beginnt die Badesaison im Kösseinebad – und zwar erstmals mit einer verbindlichen Haus- und Badeordnung. Foto: /Oswald Zintl

Der Waldershofer Stadtrat beschließt eine Haus- und Badeordnung für das Naturbad – trotz Kritik an einer „Überreglementierung“. Drei Varianten stehen für Wohnmobilstellplätze im Raum.

 
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Mit einer Gegenstimme hat der Stadtrat Waldershof am Donnerstagabend erstmals eine Haus- und Badeordnung für das Kösseinebad beschlossen. Für die Besucher gab es bislang keine verbindlichen Regelungen für die Nutzung des Naturbads. Dagegen stimmte lediglich Winfried Neubauer (Freie Wähler). Er sieht in dem neunseitigen Entwurf, den die Firma BSG Consult vorgelegt hatte und der mit der Bayreuther Anwaltskanzlei F.E.L.S. abgestimmt wurde, eine „absolute Überreglementierung“. „Es fehlt eigentlich nur noch die Badekappenpflicht“, meinte Neubauer süffisant.

An „oben ohne“ nie gestört

Vieles, was in der Hausordnung stehe, sei überflüssig. Dass Abfall in den Abfallbehälter gehöre und dass Springmesser nicht erlaubt seien, verstehe sich von selbst, betonte Neubauer. Bezug nehmend auf den Punkt „Sexuelle Handlungen und Darstellungen sind verboten“ stellte Neubauer die provozierende Frage, ob denn auch das Küssen im Kösseinebad verboten sei. Daran, dass im hinteren Bereich des Badegeländes Sonnenanbeterinnen gerne mal „oben ohne“ liegen, habe sich noch nie jemand gestört. Und die Vorschrift, dass eine „angemessene Badebekleidung“ zu tragen sei, empfand Neubauer als „hanebüchen“. „Muss das jetzt der Bademeister entscheiden?“

Rechtlich saubere Basis

Zweiter Bürgermeister Mario Rabenbauer (CSU), der stellvertretend für die Rathauschefin Margit Bayer die Sitzung leitete, dankte Neubauer für das „Statement der Freien Wähler zur freien Liebe“. Er betonte, dass es einfach darum gehe, eine rechtlich saubere Basis zu haben. Das beauftragte Büro habe Erfahrung in diesen Dingen und zum Beispiel auch die Badeordnung für das Schätzlerbad in Weiden formuliert. CSU-Sprecher Maximilian Kastner bezeichnete die Haus- und Badeordnung als „dringend notwendig“. SPD-Sprecher Jürgen Ranft pflichtete im Grunde Winfried Neubauer bei, stimmte dann aber auch – mit geringfügigen Änderungen am Entwurf – für den Erlass des Regelwerks.

Bleibt eine Frage zu klären: Ist im Kösseinebad künftig tatsächlich das Küssen verboten? „Nein“, sagte zweiter Bürgermeister Mario Rabenbauer am Freitag auf Nachfrage der Frankenpost. „Deswegen wird niemand aus dem Bad fliegen.“

Investoren zeigen Interesse

Vorgesehen war, dass der Waldershofer Stadtrat am Donnerstag eine Grundsatzentscheidung zur Errichtung von Wohnmobilstellplätzen im Stadtgebiet fällt. Stadtratsmitglied Mario Bauer (CSU) hatte hierzu drei mögliche Varianten vorgelegt: Variante eins wäre ein größerer Stellplatz in Zusammenarbeit mit einem Investor. Bauer zufolge sind in dieser Angelegenheit bereits zwei Interessenten auf die Stadt zugekommen. Allerdings müsste man eine Mindestgröße von 70 Stellplätzen haben, damit sich das Ganze für den Investoren rechne; auch die Grundstücksfrage sei hier noch offen.

Die Variante Nummer zwei wäre ein kleiner Wohnmobilstellplatz für zehn bis 15 Wohnmobile mit Stromsäulen, Frischwasser und Abwasserentsorgung eventuell in Schwimmbadnähe. Als dritte Möglichkeit nannte Bauer einen Wohnmobilstellplatz am Wanderparkplatz Hohenhard ohne Stromsäulen, Frischwasser und Abwasserentsorgung.

Stadtverwaltung soll prüfen

Das Gremium diskutierte die drei Varianten in aller Ausführlichkeit, konnte sich am Ende aber zu keiner Grundsatzentscheidung für eine von ihnen durchringen. Die CSU/Wählerbund-Fraktion tendierte eher zum Wanderparkplatz Hohenhard, da der Ausblick dort fantastisch und die Verwirklichung ohne großen Aufwand möglich sei. Die Freien Wähler liebäugelten eher mit der Schwimmbad-Lösung, da ein Wohnmobilstellplatz am Naturpark problematisch sei. Die SPD favorisierte dagegen die Investoren-Variante. Am Ende wurde lediglich beschlossen, dass die Stadtverwaltung die Realisierungsmöglichkeiten der drei Varianten prüfen solle.

Ein Piratenschiff für die Kinder
  • Neben den routinemäßigen Wartungsarbeiten wie Ausbessern der Seitenbefestigungen und Herrichten der Wege gibt es im Kösseinebad auch einige Neuerungen für die kommende Saison. Diese beziehen sich zum Teil auf ein von der Stadt in Auftrag gegebenes Sicherheitsgutachten, das von der Firma BSG Consult aus Sulzbach-Rosenberg erstellt wird und spätestens bis Ende Mai vorliegen soll. Die Kosten für das Gutachten betragen 9500 Euro.
  • Bauhofleiter Markus Kremser erklärte dazu, dass einige der im Gutachten beschriebenen „Mängel“, die bei einer Ortsbegehung festgestellt wurden, bereits behoben sind. So wurde der Nichtschwimmerbereich, der mehrheitlich von Kleinkindern und Kinder genutzt wird, mit Sand aufgefüllt und hat an der Abgrenzung eine maximale Wassertiefe von 1,3 Metern.
  • Die einzelnen Schwimmbereiche wurden neu eingeteilt und sind mit Markierungsbojen gekennzeichnet. Das Podium im vorderen Schwimmbereich wurde demontiert. Ebenfalls abgetrennt ist jetzt der Bootsbereich, der sich im hinteren Drittel des Kösseinebades befindet. In diesem Bereich wurde eine neue Bootsanlegestelle errichtet. Saniert wurde auch der bereits vorhandene Einstieg im Schwimmbereich. Zur Orientierung und Unfallverhütung werden in den nächsten Tagen noch einige Hinweis-Tafeln aufgestellt.
  • Zahlreiche Schwimmbadbesucher – hier vor allem Mütter mit ihren Kleinkindern – hatten im vergangenen Jahr angeregt, eine neue Spielattraktion für Kinder in Form eines Piratenschiffes einzurichten. Nach Rücksprache mit den Verantwortlichen im Rathaus sorgten die Bauhofmitarbeiter für das neue „Highlight“.
  • Bis der optimale Wasserstand im Bad erreicht ist, dauert es laut Markus Kremser noch sieben Tage.

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