Unter der Bedingung, dass Bernd Birke wenigstens drei Birken pflanze, stimmte sie zu, sagte Stadträtin Manuela Menkhoff von den Aktiven Bürgern. Bunte-Liste-Stadtrat German Schlaug plädierte dafür, sich dem Unternehmerwunsch gegenüber „wohlwollend“ zu verhalten. „Wir sind froh, die Firma in der Stadt zu haben.“ Dieser Argumentation schlossen sich alle Stadträte an – bis auf Michael Menkhoff, der den Namensvorschlag ablehnte, ohne dies zu begründen.
Bürgermeister will keine öffentliche Debatte
Auf Nachfrage erklärte Michael Menkhoff, er habe seine Argumente Lahovnik schriftlich mitgeteilt. Der Bürgermeister ließ sich von ihm versprechen, keine Diskussion anzuzetteln. Denn Lahovniks Wunsch sei, dass in öffentlichen Stadtratssitzungen alles möglichst harmonisch verlaufe, erklärte Menkhoff.
Werde er aber ausdrücklich gefragt, lege er selbstverständlich seine Gründe offen, erklärte der Stadtrat im Gespräch mit unserer Zeitung: „Es hat für mich ein Geschmäckle, wenn sich ein noch lebender Unternehmer selbst eine Straße widmet.“
„Unnötige Winkelzüge“
Auch wenn sich die Belegschaft dafür ausspreche und der Firmen-Namen „Birke“ leicht in „Birkenweg“ abgewandelt werde, ändere das nichts an den Tatsachen. Derartige Winkelzüge brauche es seiner Meinung nach nicht, erklärte Menkhoff. Er plädierte dafür, den ersten, „für jeden nachvollziehbaren und sinnvollen“ Vorschlag der Verwaltungsmitarbeiter zu wählen: „Rot-Kreuz-Straße“. Denn das neue Straßenstück sei letztendlich nur eine Verlängerung der bestehenden Rot-Kreuz-Straße.
Kritik an einem „Denkmal zu Lebzeiten“
„Man muss sich nicht selbst zu Lebzeiten ein Denkmal setzen“, betonte Menkhoff. Außerdem komme der Wunsiedler Stadtrat, sobald er in einer solchen Angelegenheit einmal grünes Licht gebe, schnell in eine Zwangssituation: Was tun, wenn ein anderer Unternehmer ebenfalls beschließe, „sich selbst eine Straße zu gönnen? Wo fange ich dann an, wo höre ich auf?“, fragte Michael Menkhoff.
Zu einem anderen Schluss kam seine Frau Manuela Menkhoff. Sie – ebenfalls bei den Aktiven Bürgern – stimmte mit allen übrigen Wunsiedler Stadträten dafür, dass die neue Straße „Birkenweg“ heißen darf.
Ehepartner mit unterschiedlichen Meinungen
Weder sie noch ihr Mann hätten sich die Entscheidung leicht gemacht, erzählt die Stadträtin. Zu Hause sprachen die Partner lange darüber, zogen aber letztendlich unterschiedliche Konsequenzen.
„Die meisten denken: Die sind doch verheiratet und müssen immer im gleichen Takt schwingen, aber das ist nun mal nicht der Fall“, betonte die Stadträtin. Auch Ehepartner verträten eben des Öfteren unterschiedliche Meinungen.
Birken-Pflanz-Kompromiss als Einziger abgelehnt
Ob in der großen oder kleinen Politik gehe es letztendlich immer um dasselbe: „Wer kein Geld hat und was will, muss buckeln“, sagte Manuela Menkhoff und betonte: „Bernd Birke ist ja auch ein netter Kerl, der für die Stadt den einen und anderen Euro springen lässt.“ Unter der Bedingung, dass wirklich drei Birken gepflanzt würden, habe sie deshalb zugestimmt. „So können wir es ja auch nach außen verkaufen.“
Es geht „ums Prinzip“
Diesen Kompromiss wollte ihr Mann allerdings nicht eingehen: „Mir geht es um das Prinzip.“ Doch auch, wenn er als einziger Stadtrat gegen den Birkenweg stimmte, betonte Michael Menkhoff: „Es ist uns wichtig, dass wir Bernd Birke persönlich sehr schätzen und meine Ablehnung in keiner Weise in seiner Person begründet liegt. Er hat vieles in Wunsiedel unterstützt.“
Der Wunsiedler Unternehmer Bernd Birke selbst bekam von der Redaktion ebenfalls die Möglichkeit, zu dem Thema Stellung zu nehmen. Allerdings ist dies bis Redaktionsschluss nicht geschehnen.
Die Firmengruppe Birke, in der rund 180 Beschäftigte arbeiten, besteht neben Birke Elektroanlagen aus zwei Tochtergesellschaften, der WUN Elektro und der WUN Solar. Außerdem umfasst sie die drei Partnergesellschaften BT Elektro GmbH, M Elektro sowie Steiner Elektro. Der Birke-Unternehmenshomepage zufolge gehören zum Leistungsspektrum Elektroinstallationen, Schaltanlagenbau, IT und Telekommunikation, regenerative Energien, sowie weitere Elektrotechnik-Dienstleistungen.