Stadtsteinach Das Wirtshaus als Wissenschaft für sich

Klaus Klaschka
Desinfektionsmittel ist auch in der Kulmbacher Traditionsgaststätte "Zunftstube" seit Beginn der Corona-Krise stets griffbereit. Unser Bild zeigt das Zunftstuben-Team mit (von links) Gerald, Rita und Marcus Schulz. Foto: Fölsche/Archiv Quelle: Unbekannt

Trotz zahlreicher Auflagen sind die Gastronomen im Landkreis froh, dass nach dem Lockdown überhaupt wieder was geht. Auch in Zeiten von Corona profitieren sie vom zunehmenden Wandertourismus.

 
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Stadtsteinach - Die heimische Gastronomie plagt sich wieder in die Normalität, aber ohne zu jammern. Unter diesem Tenor stand die Jahreshauptversammlung des Hotel- und Gaststättenverbands im Landkreis Kulmbach (HoGaKU), die jetzt im Gasthaus Frankenwald in Stadtsteinach-Unterzaubach stattfand. Nach einer "so noch nie gekannten" Situation, wie es Kreisvorsitzender Stephan Ertl nannte, wolle man nun wieder "einigermaßen auf das Level vor der Corona-Krise" zurückkehren.

Kompliziert und differenziert sind derzeit noch die Vorgaben, in denen sich die gastronomischen Betriebe zurechtfinden müssen, wie sie DeHoGa-Bezirksgeschäftsführer Günther Elfert umriss. "Gut" nannte er die Senkung der Mehrwertsteuer in der Gastronomie, die der Verband allerdings dauerhaft und einheitlich auf sieben Prozent hätte sehen wollen. Dass der neue Satz zunächst nur für ein Jahr gelte, beziehungsweise bis Jahresende auf fünf Prozent reduziert sei, wäre wohl mit dem Bundesfinanzministerium nicht anders vereinbarungsfähig gewesen, mutmaßte er. Sieben beziehungsweise fünf Prozent allerdings nur für Essen, weiterhin 19 beziehungsweise bis Jahresende 16 Prozent aber auf Getränke, mache die Sache nicht einfach in den Abrechnungen.

Unabhängig davon, dass die Gasträume zurzeit nur vermindert belegt werden können, seien auch die Schutzvorgaben je nach gastronomischer Situation kompliziert. Nach wie vor gelten die allgemeinen Abstandsregeln. Dass in Gasträumen bis 100 Personen gestattet werden, draußen aber 200, sei kein Problem. Komplizierter sei es an Buffets: Bei Selbstbedienung müssten die Gäste neben Masken auch Einmalhandschuhe benutzen, bei Bedienung am Buffet reichen Masken, Handschuhe braucht nur die Bedienung. Weder Masken noch Handschuhe seien allerdings bei geschlossenen Gesellschaften gefordert, dann könnten die Tische auch wie gewohnt besetzt werden - bis höchstens zehn aber bei nicht geschlossenen Gesellschaften im allgemeinen Gastbetrieb.

Bei Gastwechsel wurden die Tische sowieso schon immer gereinigt, stellte Elfert fest. Ebenso gewechselt werden müssten derzeit auch generell die Tischdecken, und selbst Blumenvasen müssten für den nächsten Gast vorher gewaschen sein. Bestecke in einem Container am Tisch vorzuhalten sei derzeit tabu, betonte Elfert; generell gelte: Alles was ein Gast am Tisch hätte berührt haben können, das muss für den nächsten Gast gereinigt beziehungsweise neu aufgelegt werden. Sollten sich Gäste gegen die bestehenden Schutz- und Abstandsvorgaben wehren, so empfahl Elfert dringend, vom Hausrecht Gebrauch zu machen. Denn es drohen nach wie vor bis 5000 Euro Strafe für die Betriebe, wenn sie sich nicht daran halten - abgesehen vom beträchtlichen Imageschaden, falls es zu einer Infektion kommen sollte.

Weiterhin informierte Elfert über die Gastronomen über die Überbrückungsbeihilfen und deren Bedingungen sowie über die neuen geforderten technischen Sicherheitseinrichtungen (TSE) für die Kassensysteme. Ebenso ließen sich die Gastronomen die neuen Formen und Bedingungen der betrieblichen Altersvorsorge für die in der Gastronomie der Beschäftigten eingehend informieren.

Auf die neue Werbeplattform des Landkreises wies Kreisvorsitzender Ertl die Versammlung hin. Im Bereich Wandertourismus sehe man einen zunehmenden Aufwärtstrend - auch in der Verweildauer. Und: "Wir haben jetzt sogar Gäste aus dem Münchner Raum, aus dem vorher fast niemand nach Oberfranken gekommen ist." Es werde kurzfristig auch ein Netzwerk von Museen und Kulturstätten geben, sagte er. Der HoGaKU werde zu verschiedenen Stationen im Kultursektor demnächst Exkursionen für Gastronomen anbieten, daran teilzunehmen er dringend empfahl "um diese dann kompetenter aus eigener Anschauung den Gästen empfehlen zu können."

Die Bedeutung der Gastronomie für die weitere touristische Erschließung der Region und in den einzelnen Kommunen unterstrich Stadtsteinachs Bürgermeister Roland Wolfrum. "Fränkische Gastlichkeit und Spezialitäten prägen die Region", merkte er an. Dass auf diesem Gebiet noch einiges zu tun wäre, erläuterte er am Beispiel der Stadt Stadtsteinach. Es sei am Marktplatz gastronomisch "schon ruhiger geworden, und wir sind für jeden Jungunternehmer auf diesem Gebiet dankbar, der sich engagieren will".

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