Stadtsteinach Der Netzwerker macht Schluss

Klaus Klaschka

Stadtsteinachs Schulleiter Dr. Michael Pfitzner geht Ende des Monats in den Ruhestand. Zum Abschied gibt es viele warme Worte für ihn.

 
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Stadtsteinach - "Bei uns ist jeder für alles zuständig - vor allem ich - und ich delegiere es dann." Mit dieser ironischen Selbsteinschätzung beschloss Dr. Michael Pfitzner die Feier anlässlich seiner Pensionierung. Leitender Schulamtsdirektor Stefan Kuen hatte eingangs der Abschiedsfeier Pfitzner ähnlich, wenn auch mit seriöseren Worten, charakterisiert: "Er ist ein Netzwerker." Michael Pfitzner geht zum Monatsende als Rektor der Friedrich-Baur-Schule in Stadtsteinach im Verbund mit den Schulhäusern in Rugendorf und Untersteinach in den Ruhestand.

Seinen Abschied aus dem Schulleben nahm Pfitzner dennoch mit etwas Wehmut, indem er zugab: Er sei Lehrer aus Überzeugung gewesen - und: "Wenn man so ein Team hat, geht man nicht so gern." Dabei lobte er das gesamte Lehrerkollegium, das ihm jeden Morgen aufs Neue mit Fröhlichkeit und Freude begegnete. "Lachen hilft, auch wenn wir einen schwierigen Job machen." In diesem Zusammenhang hob er alle seine bisherigen Konrektorinnen hervor, denen er durch die Bank äußerstes Engagement für die Schule attestierte. An seiner jetzigen Stellvertreterin Simone Zimmerer schätze er insbesondere ihr "perfektes Organisationstalent", das sie für Leitungsfunktionen prädestiniere. Im Kollegium sei klar gewesen, dass "wir immer miteinander das Boot vorwärts bringen" wollen.

Eine verbale Verbeugung hatte Pfitzner auch für die Nicht-Pädagogen im Schulhaus parat. Hausmeister Manfred Ott, der Tag und Nacht verfügbar sei, sei es zu verdanken, dass das Gebäude "so weit man nicht in die bauliche Substanz schaut" trotz des Alters in Schuss sei. Für "das Sekretariat" sei er vielleicht nicht immer ein einfacher Rektor gewesen, räumte er ein. Mit Renate Ott habe er aber immer jemanden gehabt, der ihm den Rücken gestärkt hatte - bis hin zum Kaffee in der richtigen Temperatur, damit er sich nicht den Mund verbrenne.

Bereits recht früh habe er die Bedeutung des Lehrerberufs erfahren, blickte Pfitzner zurück. Auch wenn er selbst nicht die idealen Eigenschaften eines Schülers, nämlich "intelligent, fleißig, brav", gehabt habe, kolportierte Pfitzner aus seiner Schulzeit, so hatte es doch immer jemanden gegeben, der für ihn da war und ihn unterstützte. Letztendlich habe er später in den drei Jahren auch als Lehrer an der Schule mit Förderschwerpunkt in Fassoldshof erfahren: Wer auch bei schlechteren Leistungen darum kämpfe, habe eine weitere Chance verdient.

In diesem Zusammenhang sprach er sich gegen einen "fortschreitenden Akademisierungswahn" in der Ausbildung aus und forderte dazu auf, insbesondere die Mittelschulen und das duale System in der Verbindung von beruflicher und schulischer Ausbildung zu stärken.

Dessen Engagement für das duale System beschrieb auch Leitender Schulamtsdirektor Stefan Kuen in seiner Laudatio: Pfitzner sei seit 1988 der Motor und seit 2003 Vorsitzender des Kulmbacher Arbeitskreises Schule-Wirtschaft und setze sich in dieser Funktion für die realitätsnahe Verbindung von Schule und späterem Beruf für die Schüler ein. Dazu finde - als erstes überhaupt - in Kulmbach eine regelmäßige Ausbildungsmesse statt, bei der Schüler direkten Kontakt zur anschließenden Berufsausbildung und ihr späteres Berufsleben bekämen.

Dieses Engagement als Brückenbauer beschrieb ebenso Landrat Klaus Peter Söllner, der Pfitzner als "verdienten Mann der Schule" bezeichnete, der gleichzeitig viele Projekte angestoßen habe - auch auf politischem Gebiet als Kulmbacher Stadtrat und Kreisrat.

Dabei habe er Pfitzner als durchsetzungswilligen Kämpfer erlebt, der aber auch in Selbstironie die Angelegenheiten nicht nur verbissen betreibe. "Er kann austeilen, aber auch einstecken, und will sich selbst nicht immer so ernst nehmen." Dennoch sei er mit Ernst bei der Sache. "Man muss Schüler fördern und fordern. Wer kämpft, hat eine Chance verdient. Wer lange feiert, kann auch früh aufstehen", stellte Söllner Zitate Pfitzners in den Raum. Dabei plauderte der Landrat auch unkonventionelle Vorstellungen Pfitzers aus. Zum Beispiel: Schafkopf als Unterrichtsfach, denn Schafkopfen braucht Kopfrechnen und logisches Denken. Dass er sich nicht freue, wenn Pfitzner nun gehe, gab der Stadtsteinacher Bürgermeister und Schulverbands-Vorsitzende Roland Wolfrum zu. Beide hätten 2018 ihre Ämter in Stadtsteinach angetreten und bis jetzt zwölf Jahre einvernehmlich zusammengearbeitet. Zuletzt eine neue Turnhalle gebaut, die alte abgerissen. Die Schulhaussanierung werde Pfitzner nun nur aus der Ferne beobachten können, bedauerte Wolfrum, sei aber jederzeit "bei Festla und schulischen Ereignissen" in Stadtsteinach willkommen.

Pfitzners Durchsetzungsvermögen und Fachwissen hob auch der Untersteinacher Bürgermeister Volker Schmiechen hervor, wie auch die unvoreingenommene Zusammenarbeit mit ihm als "roten Sozi". Er wünschte dem scheidenen Rektor einen "regen Unruhestand" wie auch der Kupferberger Bürgermeister Harald Michel. Der erinnerte zudem an die gemeinsame Schulzeit am Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasium. Dort habe er von Pfitzner gelernt, "wie man als Schüler Lehrer führt und steuert"; eine Fähigkeit, die Pfitzner dann als Lehrer sicher gut habe anwenden können, wie Michel launig anmerkte.

Für die Schüler aus Ludwigschorgast dankte Bürgermeisterin Doris Leithner-Bisani; ebenso Bürgermeister Christian Ruppert für die Pressecker Kinder mit dem Pfitzner-Zitat "Kein Talent darf verloren gehen" - wie auch der Rugendorfer Bürgermeister Gerhard Theuer, der mit seinem "Dank, dass er auch an Rugendorf gedacht hat" Pfitzners Engagement für den Erhalt der Grundschule in Rugendorf andeutete.

Für die katholische Pfarrei sagte Pfarrvikar Sebastian Masella dem scheidenden Rektor ein "Vergelt‘s Gott". Schulrat Michael Hack hob hervor, dass Pfitzner immer durchgesetzt habe, was er gebraucht habe; und Schulrätin Kerstin Zapf zitierte ebenfalls Pfitzner: "Alle Veränderungen haben ihre Melancholie. Dabei geht es nicht um Abschied, sondern um Lebensleistung." Für den über die Gummi-Stiftung betriebenen Hort stellte Tina Hempfling fest, dass "die Chemie gestimmt hat" und der Hort ein Teil der Schule sei; für die Gummi-Stiftung selbst überreichte Elsbeth Oberhammer eine große Tüte Gummibärchen, "von jedem Kind eines."

Konrektorin Simone Zimmerer schließlich wies darauf hin, dass Pfitzner als Chef nicht auf Amtsautorität erpicht war; vielmehr herrschten "Offenheit, Teamgeist und Vertrauen". Mit einem Lied "Ja, wir vermissen dich, jetzt ist’s vorbei" verabschiedeten sich sämtliche Lehrer der Schule von ihrem Rektor. Die Bläsergruppe unter Valerij Efmerov umrahmte die Feier instrumental, und 15 Schüler aus allen Klassen ordneten jedem Buchstaben des Namens des scheidenden Rektors je eine Eigenschaft zu.

Der Vorsitzende des Gesamt-Elternbeirats, Marco Spörrer, schließlich zitierte seinen Sohn, der, als er ihm gesagt hatte, dass Rektor Pfitzner geht: "Der war witzig. Schade!"

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