Infektionsschutz für den Türgriff

Schönwald - Ellenbogen, Plastikbügel oder -haken. Was gibt es nicht alles für Hilfsmittel, um coronagerecht Türen zu öffnen? Nicht wenige haben es sich im zurückliegenden Jahr abgewöhnt, Türgriffe einfach in die Hand zu nehmen – zu groß ist die Angst vor Kontakt- und Schmierinfektionen. Genau an dieser Stelle setzt das Produkt eines Schönwalder Start-Ups an. Innolution Tex entwickelt keimfreie Stoffüberzüge für Türgriffe und andere Griffoberflächen. Klingt simpel, aber wie so oft: Es muss erst jemand draufkommen.

Kunststückchen zum Türen öffnen

Entstanden ist die Idee zu den „Touchme-Türgriffüberzügen“ im Herbst vergangenen Jahres. In ihrem Umfeld haben Alexander Stefan und Christopher Uhl beobachtet, welche Kunststückchen Menschen vollführen, um Türen zu öffnen, ohne an den Griff zu fassen. „Es gibt schon Hilfsmittel, aber viele sind unpraktisch, weil sie jeder dabeihaben muss oder weil sie erst montiert werden müssen“, sagt Christopher Uhl. Mit Alexander Stefan, seinem Schwager und Kompagnon, hat Uhl recherchiert. So sind die beiden Schönwalder – der eine gebürtig, der andere zugezogen – auf Funktionskleidung gestoßen, die durch eine spezielle Behandlung der verwendeten Textilien Gerüche neutralisiert.

Wie Uhl sagt, hat einer der Hersteller solcher Zusatzstoffe, ein Chemieunternehmen aus Geretsried, eine Technik entwickelt, die Viren abtötet. Vereinfacht ausgedrückt, wird in die Textilien Silberchlorid eingearbeitet. Der Wirkstoff eliminiert Bakterien, Pilze und Viren, indem er Wachstum und Verbreitung der Keime verhindert. „Das reduziert das Risiko von Schmierinfektionen“, sagt Christopher Uhl.

Finanzierung durch Eigenkapital

Ihre Idee erschien den beiden jungen Männern – Uhl ist 29, Stefan 30 Jahre alt – so aussichtsreich, dass sie sich, der unsicheren wirtschaftlichen Lage zum Trotz, zur Gründung von Innolution Tex entschlossen haben. Sie tragen auch das finanzielle Risiko, erklärt Uhl: „ Wir finanzieren uns komplett über Eigenkapital und arbeiten derzeit mit keinem Investor zusammen.“

Als Textiltechniker bringt Alexander Stefan das technische Know-how in das Start-Up ein, während sich Betriebswirtschaftler Christopher Uhl um den Vertrieb kümmert. Die Produkte selbst werden nicht in Schönwald hergestellt, „aber die Stoffproduktion, Veredelung und Konfektionierung geschieht ausschließlich in Deutschland“, sagt Uhl.

Wirkstoff Silberchlorid

Anwendung können die Türgriffüberzüge überall dort finden, wo reger Personenverkehr herrscht. Das seien in erster Linie öffentliche Einrichtungen, Kindergärten, Schulen oder Seniorenheime. „Es geht ja nicht nur um Corona“, sagt Christopher Uhl. „In Seniorenheimen beispielsweise ist der Infektionsschutz immer ein Thema.“

Den Vorteil in ihrem Produkt sehen die beiden Gründer in der einfachen Anwendung und der dauerhaften Wirkung. „Das Silberchlorid ist fest mit der Textilie verbunden“, erklärt Uhl. „Die Wirkung hält ein textiles Leben lang.“ Damit würden die Textilien Zeit und Geld sparen, wenn in Hygienekonzepten die regelmäßige Desinfektion von Kontaktflächen vorgesehen sei. Laut Uhl und Stefan sind die Überzüge schmutzabweisend, können aber dennoch gewaschen werden, ohne an antiviraler Wirkung zu verlieren.

Türgriffüberzüge sind der Start für das Zwei-Mann-Unternehmen, das zudem noch neben den regulären Berufen der Gründer läuft. Prinzipiell aber können aus dem Stoff Überzüge für jegliche Griffoberflächen hergestellt werden, wie Handläufe, Treppengeländer, Griffe von Einkaufswagen oder Haltestangen. „Auch unsere Kunden sind bereits mit vielen Ideen auf uns zugekommen“, sagt Christopher Uhl. „Gerade im Gesundheitswesen gibt es viele Anwendungsbereiche.“