Suche nach angeblichen Kinderschändern
Zu angeblichen Pädophilen-Netzwerken, die auch bei der Verschwörungsideologie QAnon eine Rolle spielen, hatte sich E. vor seiner Festnahme auch öffentlich geäußert. So sagte E. in einem Video vom Mai 2022: "Es gibt also Politiker, die am Wochenende und möglicherweise auch während der Woche manchmal nichts anderes zu tun haben, als solche satanischen Rituale durchzuführen an kleinen Kindern oder an jungen Frauen. Die werden also festgehalten, in unterirdischen Gängen, Katakomben." Er fügte hinzu: "Das ist wirklich eine Realität, die ich beweisen kann."
Laut "Stern" sollen zwei Schweizer Brüder von der Reuß-Gruppe mit der Suche nach angeblichen Kinderschänderringen beauftragt worden sein. Die beiden Schweizer sollen auch die Aufgabe gehabt haben, Waffen zu beschaffen. Die Reuß-Gruppe soll ihnen mindestens 138.710 Euro gezahlt haben. Dazu erklärte Maximilian E.'s Anwältin dem Magazin: "Zutreffend ist, dass Herr E. aus eigenen und geliehenen Mitteln den Gebrüdern R. eine deutlich sechsstellige Summe zur Verfügung gestellt hat."
Die Schweizer Bundesanwaltschaft bestätigte der dpa auf Anfrage, dass sie "ein Strafverfahren gegen zwei Personen mit Schweizer Staatsbürgerschaft und Wohnsitz im Kanton St. Gallen eröffnet" habe. Ermittelt werde wegen des Verdachts der Unterstützung beziehungsweise Beteiligung an einer terroristischen Organisation.
"Interimsregierung erforderlich"
Der Verdacht eines angeblichen Pädophilen-Rings in der Politik spielte nach Darstellung der Anwältin für die Reuß-Gruppe eine wichtige Rolle. Diese nahm demnach an, dass Enthüllungen dazu zu einem Ende der Regierung führen würden: "Wenn es sich als zutreffend erweisen sollte, dass Politiker bis in höchste Ebenen in SRP involviert sind", wäre nicht auszuschließen, dass eine Regierungsumbildung, Neuwahlen und "bis dahin eine Interimsregierung erforderlich wären", erklärte sie dem Magazin. Die Anklage wirft Maximilian E. vor, im Januar 2022 bereits eine Erklärung zur Absetzung der Bundesregierung entworfen zu haben.
Im Dezember 2022 hatte es eine großangelegte Anti-Terror-Razzia in mehreren deutschen Bundesländern und im Ausland gegen die Gruppe gegeben. Die Beschuldigten sollen Zugriff auf ein massives Waffenarsenal gehabt und bei ihren Umsturzplänen bewusst Tote in Kauf genommen haben. Die Bundesanwaltschaft klagte insgesamt 27 Verdächtige an. Neben dem Prozess in Frankfurt soll es weitere Hauptverfahren in Stuttgart und München geben.