Theater Hof Das steht auf Frieses letztem Spielplan

Lisbeth Kaupenjohann
Intendant Reinhardt Friese (Zweiter von links) stellt im Theater Hof das Programm der Spielzeit 2023/24 vor und bedankt sich bei Oberbürgermeisterin Eva Döhla für die Unterstützung des Theaters durch die Stadt Hof. Links im Bild Kulturamtschef Peter Nürmberger, rechts Florian Lühnsdorf vom Theater Hof. Foto: lis

Intendant Reinhardt Friese hat seine letzte Saison am Theater Hof geplant. Einmal mehr stehen auch einige spektakuläre Uraufführungen im Programm.

 
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Kaum hat die Spielzeit 2022/23 begonnen, legt Intendant Reinhardt Friese schon das Programm für die darauffolgende vor. Es wird seine letzte sein. Zwölf Jahre hat er dann am Theater Hof gewirkt. Friese hinterlässt große Spuren. „Kommt das Beste zum Schluss? Ist der Erfolg der letzten Jahre noch zu toppen?“, fragt Oberbürgermeisterin Eva Döhla. „Wir versuchen immer, noch besser zu werden“, kontert der Intendant. Es gelte, die richtigen Fragen zu stellen und das Publikum einzuladen, ein Thema zu hinterfragen. Das Sperrige habe ebenso seine Berechtigung wie das Unterhaltsame. Die Darbietungen des Theaters Hof seien nie beliebig oder kalt, orientierten sich immer an den Menschen, lobt Döhla. Die Stadt werde weiterhin für ihr Theater kämpfen.

Doch zunächst freut sich Friese über die Erfolge der Gegenwart. Das Hofer Publikum habe Treue bewiesen. Viele Abonnenten seien beim Neustart dabei, auch die Schulen, Kindergärten. „Wir werden von einem breiten Publikum gewollt“, stellt Friese fest. Die Vorstellungen von „Jack the Ripper“ seien nahezu alle ausverkauft, und auch für das Familienstück „Der Räuber Hotzenplotz“ habe man bereits um die 6000 Karten verkauft. Damit stehe man fast so gut da wie vor der Pandemie. Ihm mache das Mut, auf eine positive Entwicklung zu vertrauen. Nicht in allen Städten laufe es so gut.

Das Theater Hof hat nach Frieses Worten drei herausfordernde Spielzeiten hinter sich. Bleibe zu hoffe, dass keine größeren Einschränkungen mehr durch Corona kommen. Ein neuer Lockdown wäre schwer zu verkraften. Die Sanierung des Theaters sei so weit gediehen, dass man auf einem guten Niveau arbeiten könne. Noch funktioniere nicht alles, es gebe Lieferengpässe, Material- und Handwerkermangel. Auch die gestiegenen Energiekosten bedeuteten eine große Herausforderung, die nicht nur an der Theaterkasse abgefedert werden könne. Aber man wachse an den Aufgaben.

Dass das Theater Hof voll auf die Kunst setzt und dabei doch mit einer bunten Mischung einem breiten Publikum etwas zu erzählen hat, zeigt ein Blick in den Spielplan der nächsten Saison. Von den zwanzig Stücken sind sechs Uraufführungen.

So eröffnet das Musiktheater die Spielzeit 2023/24 mit einer Dialogneufassung von Mozarts „Die Zauberflöte“. Die Handlung werde dadurch aus dem Heute heraus noch besser verständlich, meint der Intendant. Die Dialoge schreibe Ivana Sokola, Trägerin des Kleist-Förderpreises. Es folgt die Uraufführung von „A Tale of two Cities“, eines Musicals von Paul Graham Brown nach dem gleichnamigen Roman von Charles Dickens und einer Idee von Reinhardt Friese. Eine große Liebesgeschichte aus der Zeit der Französischen Revolution. Die Freunde der Berliner Operette kommen auf ihre Kosten bei „Wie einst im Mai“. Walter und Willi Kollo haben die Musik geschrieben. Es folgt die Oper „Anna Karenina“ von David Carlson in deutscher Erstaufführung. Colin Graham hat das Libretto geschrieben nach dem Roman von Lew Tolstoi. Fragt einer, warum ein Russe, so antwortet Friese: „Tolstoi kann nichts für Putin!“ Mit Liebe sowie spektakulären Tanz- und Fechtszenen lockt „Zorro“, ein Musical von The Gipsy Kings, Stephen Clark und John Cameron nach einer Geschichte von Stephen Clark und Helen Edmundson. Das Musiktheater beendet die Spielzeit mit der spartenübergreifenden Inszenierung von „Dante“ – so der vorläufige Arbeitstitel, einer Uraufführung der Oper von Patrick Cassidy mit Texten von Dante Alighieri. Der 700 Jahre alte Stoff führt durch die Hölle bis zu den Sternen.

Freunde des Tanztheaters dürfen sich auf drei sehr unterschiedliche Darbietungen freuen. Da ist zunächst „Der kleine Prinz“, ein Ballettmärchen nach Antoine de Saint-Exupéry, Musik Gisbert Näther. Der große Ballettabend ist Franz Schuberts Liederzyklus „Winterreise“ gewidmet – romantische Liedkunst vom Feinsten. Eine Seelenreise, vertanzt mit Livemusik und Gesang. Zudem gibt es einen Doppelabend mit den türkischstämmigen Choreografen Ali San Uzer (Theater Hof) und Özkan Ayik (Staatsoper Hannover). Es geht um Migration und neue Lebenswelten.

Die Sparte Schauspiel startet mit der Tragödie „Hamlet“ im Großen Haus. Damit erfüllt Reinhardt Friese sein Versprechen „Jedes Jahr ein Shakespeare“. Das Stück zählt zu den wichtigsten Werken der Literatur.

Dagegen erzählt „The Legend of Georgia McBride“ die Geschichte eines heruntergekommenen Nachtclubs in der US-amerikanischen Provinz. Da schneit Tracy Mills in den Club, eine Dragqueen, die nicht nur auf der Bühne umwerfend ist. Autor Matthew Lopez gibt mit diesem komödiantisch-rührenden Stück ein Plädoyer ab für Toleranz und Mut, das Leben nach eigenem Gusto zu führen.

Schlager-Fans dürfen sich freuen auf „Hossa! – Die Hitparade 4“. Das Richtige für die Silvesterparty im Theater! Der Musical-Thriller „Sweeney Todd“ mit Musik und Gesangstexten von Stephen Sondheim kommt in Hof erstmals in einer Neufassung auf die Bühne. Es geht um eine Rache-Geschichte aus dem viktorianischen London.

Mit Molières Komödie „Der Menschenfeind“ bringt das Theater Hof eine süffisante Satire auf die Bühne. Wie viel Ehrlichkeit vertragen der Mensch und die Gesellschaft?

Am Ende der Spielzeit heißt es „Vorhang auf für Cyrano!“ Nachdem Intendant Friese mit „Cyrano Von Bergerac“ gestartet war, beendet er seine Zeit in Hof mit dieser Komödie von Alexis Michalik. Es geht um die Eitelkeiten und Schwächen der Theaterleute.

Das Studio-Theater startet mit dem Musical „Tell me on a Sunday“ von Andrew Lloyd Webber und Don Black. Eine junge Engländerin sucht in New York ihr Glück und sucht immer an den falschen Orten. Rund um den Fußball geht es in „Der rote Löwe“, einem Schauspiel von Patrick Marber. In Rainer Werner Fassbinders Schauspiel „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“ geht es um Liebe und Einsamkeit, um Leidenschaft und Verzweiflung. Auch in dieser Spielzeit zeigt das Studio wieder ein Stück des Hofer Autors Roland Spranger in Uraufführung. Der Titel steht noch nicht fest, doch wird es wieder um „Gewalt in der Gesellschaft“ gehen. Nach Worten Frieses könnte der tödliche Messerangriff auf einen Busfahrer am Hofer Bahnhof eine Rolle spielen. Die Saison endet mit Wolfram Lotzens „Die Politiker“, ein assoziatives und bildgewaltiges Theatergedicht.

Über seinen weiteren Weg kann der Intendant noch nichts sagen. „So ein Künstlerlebensweg lässt sich nicht planen“, sagt er. Als er vor 25 Jahren erstmals in Hof gewesen sei, habe er nicht daran gedacht, einmal zwölf Jahre lang hier als Intendant zu arbeiten. „Vielleicht mache ich danach etwas ganz anderes, vielleicht auch freischaffend? Ich habe ein Grundvertrauen in mein Schicksal.“

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