Euro statt Ecu
Und genau hier hat sich Waigel verewigt, denn es war seine Idee, dass die europäische Währung nicht Ecu, sondern Euro heißt. Als Bundesfinanzminister in der Regierung von Helmut Kohl (CDU) schlug er den Namen 1995 vor. Mit Erfolg. Der Europäische Rat gab grünes Licht und bescherte dem CSU-Politiker prompt einen Spitznamen, den er bis heute mit Stolz hört: "Mr. Euro".
Auch nach seinem Ausscheiden aus dem Bundestag blieb Waigel der CSU eng verbunden. 2009 machte die Partei ihn zum Ehrenvorsitzenden, damit ist er auf Lebenszeit Mitglied im Parteivorstand. Zudem verlagerte Waigel sein Engagement auch in die Privatwirtschaft - in beratender Funktion arbeitete er mit seinem Sohn in einer Münchner Rechtsanwaltskanzlei.
Zu aktuellen politischen Fragen äußert sich Waigel immer noch gerne, dabei schreckt er auch vor kontroversen Aussagen nicht zurück: So sprach er sich etwa dafür aus, besonders radikalen AfD-Führungspersonen wie Björn Höcke nach einer Prüfung die Grundrechte zu entziehen. Mit Blick auf die deutsche Haushaltslage plädiert Waigel auch für längere Arbeitszeiten - auch wenn dies eine Aussage sei, die bei den Menschen nicht gut ankomme.
Die Lage seiner CSU sieht Waigel übrigens zweigeteilt: Es sei schon eine "Riesenleistung", die Partei in dieser unruhigen Zeit mit Werten "an die 40 Prozent" zu halten, sagt er zur Arbeit von Parteichef Markus Söder. Aber auch die CSU müsse sich mehr anstrengen, da sie "nicht nur eine bayerische Partei sein" dürfe. "Sie muss auf deutscher und auf europäischer Ebene eine Rolle spielen. Und da gilt es schon, Außenpolitik, Verteidigungspolitik, Wirtschafts- und Finanzpolitik noch etwas stärker herauszuarbeiten, als das im Moment der Fall ist."