Nowitschok: Potentes Nervengift
Zu den stärksten Giften, die von Menschen hergestellt wurden, zählt das Nervengift Nowitschok, mit dem vor rund zwei Jahren etwa der russische Oppositionelle Alexej Nawalny im Jahr 2020 vergiftet wurde, der wohl nur dank massiver medizinischer Gegenmaßnahmen am Leben blieb. Auch andere Kritiker versuchte der Kreml durch den Einsatz von Nowitschok zu beseitigen – teilweise mit Erfolg. Der Kampfstoff ist in den 70er und 80er Jahren in der damaligen Sowjetunion entwickelt worden.
Wenn eine entsprechende Dosis Nowitschok eingeatmet wird, entfaltet es seine tödliche Wirkung innerhalb von Sekunden oder Minuten. Wird es über die Haut aufgenommen, dauert es länger – und je nach Dosis gibt es Überlebenschancen. Allerdings soll bereits die Menge eines Salzkorns auf der Haut tödlich wirken.
Selbst wenn man die Giftattacke übersteht, ist die Gefahr von Spätwirkungen groß. Nowitschok bewirkt wie auch andere Nervengifte die Übertragung von Informationssignalen zwischen den Nerven- und Muskelzellen. Neben heftigen Krämpfen zählt zu den lebensbedrohlichen Folgen, dass Atemmuskulatur und Herzmuskel gelähmt werden.
Sarin: Tödliche Chemiewaffe
Entwickelt wurde das Nervengas Sarin in Deutschland – und im Zweiten Weltkrieg zwar hergestellt, aber nicht angewendet. Es wirkt wie Nowitschok hemmend auf das Enzym, das den Botenstoff Acetylcholin abbaut: Akut tödlich sind Atemlähmung und Herzstillstand. Es lässt sich vergleichsweise einfach produzieren, weshalb es auch kleinere Staaten besitzen dürften. So haben Experten der Organisation für ein Verbot der Chemiewaffen bestätigt, dass etwa beim Angriff auf die syrische Stadt Chan Scheichun Sarin eingesetzt wurde. Traurige Berühmtheit erlangte auch 1995 der Sarin-Angriff in Tokios U-Bahn.
VX: Stärker als Sarin
Nach dem Zweiten Weltkrieg haben die Amerikaner ein Nervengift unter dem Codenamen VX entwickelt. Die Giftwirkung soll etwa dreimal so groß wie bei Sarin sein – aber noch erheblich unter der von Nowitschok liegen. Wie die beiden anderen Gifte hemmt die organische Phosphorverbindung den Abbau des Überträgerstoffs Achetylcholin. Mit dem Gift können beispielsweise große Gebiete praktisch unpassierbar gemacht werden. Berühmt wurde VX, weil damit Kim Jong-nam, der Halbbruder des nordkoreanischen Diktators Kim Jong-un, umgebracht worden sein soll.
Botulin: Bio-Supergift
Botulinumtoxin – kurz Botulin – ist das stärkste Gift, dass die Natur hervorgebracht hat. Ein Gramm würde genügen, um weit mehr als eine Million Menschen umzubringen. Das Supergift, das von Bakterien der Gattung Clostridium produziert wird, findet sich etwa in verdorbenem Fleisch und kann schwere Lebensmittelvergiftungen auslösen. Die Symptome reichen von Übelkeit bis zu Sehstörungen und Muskellähmungen.
Botulin hemmt die Produktion des Botenstoffs Acetylcholin, der Reize zwischen Nervenzellen überträgt. In extrem niedrigen Dosierungen wird es auch als Anti-Faltenmittel eingesetzt. Zudem werden mit Botulin neurologische Erkrankungen wie der Lidkrampf behandelt, die mit überaktiven Muskeln einhergehen.