Zehn Gleichaltrige gehen leer aus
Dennoch macht sich Anke Fähnrich weiterhin stark für die Mehrzahl aller Betroffenen, die leer ausgehen – darunter die zehn Gleichaltrigen aus Lorenz’ Institut. Kein weiterer Bewohner, der wegen des Fachkräftemangels ebenfalls Regensburg verlassen muss, ergatterte einen Platz, weiß die Mutter, die ein Umdenken in der Pflege für längst überfällig hält: „Es muss sich wirklich etwas ändern.“ Ohne außergewöhnliche Anstrengungen der Arbeitgeber und aller Interessensvertreter lasse sich das Ruder kaum noch herumzureißen.
„Es geht um das Lebensglück“
Gelinge der Kurswechsel nicht, seien die Betroffenen und ihre Familien die Leidtragenden. Denn dann müssten blinde, junge Erwachsene, die über Jahre ihren Weg in ein eigenes Leben fanden, in ihre Familien zurückkehren. Allerdings könnten Angehörige die Betreuung unmöglich so leisten, dass es den Betroffenen gerecht werde, verdeutlicht Anke Fähnrich. „Es geht um das Selbstwertgefühl und das Lebensglück dieser jungen Menschen, die unfreiwillig in diese Situation gedrängt werden und dadurch nur Rückschritte machen.“
Blindenbund drängt auf Kurswechsel
Menschen mit komplexen Beeinträchtigungen fänden zu wenig geeignete Fachkräfte und Plätze: Das kritisiert der Bayrische Blinden- und Sehbehindertenbund. Für die längst überfällige Kehrtwende müssten die Rahmenbedingungen in der Alten- und Behindertenhilfe endlich verbessert werden, heißt es in einer Resolution. Diese enthält einen Forderungskatalog, mit dem die Interessensvertreter Druck auf die Politik machen wollen.
„Zur Vermeidung einer humanitären Katastrophe in Deutschland brauchen wir dringend und zeitnah einen deutlichen Kurswechsel in der Gesundheits-, Pflege- und Sozialpolitik“, heißt es in der Resolution. Der Bayrische Blinden- und Sehbehindertenbund fordert deshalb:
Auf bayerischer und Bundesebene müsse eine Kampagne gestartet werden, die helfende Berufe in ihrer Sinnhaftigkeit bewirbt und die Attraktivität dieser Berufe beschreibt.
Zeitarbeit in der Sozialbranche solle untersagt werden, weil sie die Arbeitsatmosphäre vergifte und immens viel Geld koste, das dann der Regelversorgung fehle.
Damit so viel Ressourcen wie möglich in der direkten Begleitung der Menschen ankommen, solle Bürokratie abgebaut werden.
Daseinsfürsorge vor Wirtschaftlichkeit: Behinderten- und Altenhilfeeinrichtungen bräuchten eine ausreichende Finanzierung.
Um behinderungsspezifische Belange zu berücksichtigen, müssten ausreichende und geeignete Plätze in der Altenhilfe sowie für das gemeinschaftliche Wohnen von Menschen mit Beeinträchtigung geschaffen werden.