Ukraine-Krieg Oberfranken bereit für Flüchtlinge

Christopher Michael
Ukrainer fliehen unter anderem nach Polen, Ungarn und in die Slowakei. Foto: dpa/Anna Szilagyi

Hunderttausende fliehen vor den heranrückenden russischen Truppen. In Oberfranken laufen bereits Vorbereitungen dafür, möglichst viele Geflüchtete aufnehmen zu können. Männliche Ukrainer aus dem Ausland kehren hingegen zum Kriegsdienst zurück.

 
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Hof/Bayreuth/Coburg/Kiew - Die Regierung von Oberfranken bereitet sich gemeinsam mit den Landratsämtern und kreisfreien Städten in Oberfranken darauf vor, in den nächsten Tagen und Wochen Menschen aus der Ukraine aufzunehmen, die vor dem russischen Überfall fliehen. Erste Flüchtlinge haben bereits Bahnhöfe in Polen und der Slowakei erreicht und warten dort darauf, wie es nun weitergeht.

„Wir in Hof bekennen uns angesichts des russischen Angriffs auf die Ukraine als solidarisch mit der Ukraine und allen ukrainischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern in der Stadt“, schrieb die Hofer Oberbürgermeisterin Eva Döhla (SPD) am Freitag auf Facebook. Gleichzeitig signalisierte sie ihre Bereitschaft, Geflüchtete in ihrer Stadt aufzunehmen. Viele Ukrainer machten sich demnach Sorgen um Menschen, die sie kennen, die ihnen verbunden sind, die sie lieben. „Wenn es erforderlich ist, werden wir ihnen Schutz bieten.“

Wie eine Blitzumfrage unserer Zeitung bei den zuständigen Behörden in der Region ergeben hat, laufen vielerorts bereits die Vorbereitungen für eine mögliche Ankunft von Asylsuchenden. Nach Angaben der Regierung war das oberfränkische Ankerzentrum in Bamberg noch nicht für Flüchtlinge aus der Ukraine zuständig. „Ganz aktuell sind aber jetzt alle bayerischen Anker-zentren für die Ukraine freigeschaltet, so- dass wir grundsätzlich aufnehmen können“, teilt die Regierung von Oberfranken mit. Auch in den Landkreisen laufen die Vorbereitungen.

„Momentan sind noch Kapazitäten in unseren Unterkünften vorhanden“, teilt die Sprecherin des Landratsamtes Coburg mit. „Wir sind aber unabhängig vom Ukraine-Konflikt auf der Suche nach weiteren Unterkünften.“ Vielfach sind die Unterkünfte zwischen 70 und 90 Prozent ausgelastet, einige jedoch bereits an ihren Kapazitätsgrenzen, wie die Umfrage weiter ergeben hat.

Im Landkreis Bayreuth stehen derzeit keine freien Kapazitäten zur Verfügung. „Wenn es jedoch die konkrete Situation erfordert, werden die zuständigen Kräfte des Zivil- und Katastrophenschutzes selbstverständlich entsprechende Unterstützung leisten können, etwa durch Errichtung und Betrieb etwaiger kurzfristiger Notunterkünfte“, heißt es hierzu aus dem Bayreuther Landratsamt.

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) kündigte an, dass zunächst Helfer von Rotem Kreuz oder Technischem Hilfswerk die direkten Nachbarländer der Ukraine beim Aufbau von Unterkünften oder der Versorgung von Flüchtlingen unterstützen sollen. Parallel dazu stehe das Innenministerium aber in Kontakt mit den Kommunen und sondiere, wo noch Unterkünfte frei seien. Mitunter müssen auch wieder Turnhallen als Notunterkünfte herangezogen werden.

Auch in der Stadt Bayreuth hat sich die Situation in den Flüchtlingsunterkünften zuletzt stark angespannt. Sollte es zu einer großen Flüchtlingswelle kommen, würden in Zusammenarbeit mit den örtlichen Wohnungsbauunternehmen zusätzlicher Wohnraum angemietet und gegebenenfalls Notunterkünfte organisiert werden. Die Solidarität der Bayreuther gilt „auch für die etwaige Aufnahme von Flüchtlingen aus der Ukraine in unserer Stadt“, wie Oberbürgermeister Thomas Ebersberger (CSU) sagt. Ähnliche Solidaritätsbekundungen äußern viele Stadtoberhäupter und Landräte. „Wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, damit Menschen ein sicheres Dach über den Kopf bekommen, die ihre Heimat in der Ukraine wegen der kriegerischen Auseinandersetzungen haben verlassen müssen“, sagt dazu der Coburger Oberbürgermeister Dominik Sauerteig (SPD).

Während sich viele Menschen aus der Ukraine auf den Weg nach Westen machen und das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen bis zu vier Millionen Flüchtlinge befürchtet, ziehen viele männliche Ukrainer in die entgegengesetzte Richtung. Männer zwischen 18 und 60 müssen sich zum Militärdienst melden.

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