In Deutschland gehören rund 41 Millionen Menschen der katholischen und evangelischen Kirche an. 2021 sank ihr Anteil erstmals auf unter 50 Prozent an der Gesamtbevölkerung. Gleichzeitig erreichten die Kirchenaustritte einen Höchststand mit rund 639.000 Personen.
Erinnerung an die Leistungen der Kirche
Nach Ansicht der Bertelsmann-Stiftung verändert sich der gesellschaftliche Stellenwert der Kirche, was auch die historisch gewachsene Zusammenarbeit mit dem Staat betreffe. Vopel stellte die Frage, wie auch anderen Religionsgemeinschaften mehr Rechte und Pflichten zu übertragen seien - etwa bei der Wohlfahrtspflege oder im Bildungsbereich. „Eine zeitgemäße, moderne Religionspolitik muss der religiös-weltanschaulichen Vielfalt Rechnung tragen, die sich längst als gesellschaftliche Normalität etabliert“, forderte er.
Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa erinnerte an die Leistungen des katholischen Sozialverbands, etwa in Altenheimen, Kindergärten und Beratungsstellen. Aber: „Mir ist bewusst, dass hundert Angebote der Caritas nicht aufwiegen können, was an Verletzung entstanden ist und an Entfremdung von einer Kirche, die sich der Weihe von Frauen verschließt und in deren 1.000 Jahre alten Talaren sexuelle Unterdrückung mancherorts ein sicheres Versteck gefunden hat.“
Thierse warnt
Der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) sagte: „Das Überleben der Kirchen ist wichtig für das Überleben der Demokratie.“ Gegenüber Zeit Online warnte der engagierte Katholik vor einer „allgemeinen Geringschätzung von Institutionen“ in der heutigen Gesellschaft. „Wir leben in einem Land, das historisch christlich geprägt ist“, betonte der Politiker.
Für den Religionsmonitor befragte das Institut Infas im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung vergangenen Sommer 4.363 Menschen in Deutschland und weitere 6.294 Menschen in den Niederlanden, Frankreich, Großbritannien, Spanien, Polen sowie den USA. Laut Angaben handelt es sich um eine repräsentative Erhebung.