Wasserversorger stehen in der Kritik
Die britische Regierung hatte bereits härtere Strafen für rechtswidriges Ablassen von Schmutzwasser eingeführt, gleichzeitig aber eingeräumt, dass es Jahre dauern dürfte, bis die Infrastruktur entsprechend angepasst sei. Der Chef der britischen Liberaldemokraten Ed Davey forderte am Mittwoch die Regierung von Premierminister Rishi Sunak (Konservative) auf, einen nationalen Umweltnotstand auszurufen. "Nur wenn wir den Abwasserskandal mit der angezeigten Dringlichkeit behandeln, können wir unsere Flüsse und Strände für künftige Generationen erhalten", sagte Davey der Nachrichtenagentur PA zufolge.
Umweltorganisationen werfen den Wasserversorgern vor, Investitionen in die Infrastruktur versäumt zu haben und stattdessen hohe Dividenden an ihre Anteilseigner auszuzahlen. Der Branchenverband Water UK hatte kürzlich einen Plan zur Verbesserung des Abwassersystems mit Kosten in Höhe von 10 Milliarden Pfund (etwa 11,9 Milliarden Euro) vorgelegt, aber dafür auch deutliche Erhöhungen bei der Wasserrechnung für Kunden angekündigt. Verbraucherschützer kritisieren die Pläne, die derzeit von der zuständigen Aufsichtsbehörde geprüft werden.
Ruderer müssen sich vor Infektionen schützen
Die Verschmutzung hat inzwischen selbst die renommierte Ruderregatta Oxbridge Boat Race zwischen den Universitäten Oxford und Cambridge erreicht. Wie PA in dieser Woche meldete, hatten Umweltschützer der Organisation River Action an dem für das Rennen genutzten Themse-Abschnitt eine stark erhöhte Konzentration der Darmbakterien Escherichia coli festgestellt. Diese lag demnach beinahe bis zu zehnmal höher als bei Badegewässern, die von der Umweltbehörde als schlecht eingestuft werden.
Die Umweltschützer machen die Mischwasserüberläufe einer nahe liegenden Überlaufstelle für die Bakterienkonzentration verantwortlich. Gemeinsam mit dem Ruderverband British Rowing haben sie Ratschläge herausgegeben, wie sich Sportler vor Infektionen schützen können. Diese sollen bei dem auch als Gemini Boat Race bezeichneten Rennen der beiden Elite-Unis an diesem Samstag an die Teilnehmer verteilt werden. Dazu gehöre beispielsweise, Wunden mit wasserdichten Verbänden zu schützen und darauf zu achten, kein Spritzwasser zu schlucken.