Raisis Nachfolger soll Ende Juni gewählt werden
Für Aufsehen sorgte die Abwesenheit der letzten drei iranischen Präsidenten. Mohammed Chatami (1997-2005), Mahmud Ahmadinedschad (2005-2013) und Hassen Ruhani (2013-2021) wurden angeblich nicht zur Trauerzeremonie eingeladen, weil sie Raisi und dessen erzkonservativen Kurs mehrmals harsch kritisiert hatten.
Schon am 28. Juni soll Raisis Nachfolger gewählt werden. Nach Einschätzung von Beobachtern werden voraussichtlich die moderaten Politiker des Landes erneut schon im Vorfeld der Wahl ausgeschlossen. Daher wird auch erwartet, dass wieder ein Kandidat des erzkonservativen Lagers das Rennen machen wird.
Favorit ist Raisis Vize Mohammed Mochber, der bis zur Wahl auch als Interimspräsident agiert. Als ein enger Vertrauter Raisis wird Mochber mit großer Wahrscheinlichkeit dessen Politik weiterführen. Unter Iranern gibt es wenig Hoffnung, dass es unter ihm - oder einem anderen erzkonservativen Präsidenten - zu politischen Veränderungen kommen wird.
Während Regierungsanhänger um Raisi trauerten, wiesen Kritiker im Iran auf die Vergangenheit des Klerikers. Während seiner Zeit als Generalstaatsanwalt 1988 wurde er für die Hinrichtung zahlreicher Dissidenten verantwortlich gemacht. Auch als Präsident führte er eine harte Linie - vor allem gegen Frauen und ihre sozialen Rechte.
Nach Ansicht vieler Beobachter war Raisi allerdings der schwächste Präsident in der 45-jährigen Geschichte der islamischen Republik. Seit seinem Amtsantritt 2021 hat er den Iran nicht nur politisch weiter in die internationale Isolation getrieben, sondern das eigentlich ölreiche Land auch wirtschaftlich in die schlimmste Krise seiner Geschichte. Die iranische Währung Rial hat in den letzten drei Jahren unter seiner Führung mehr als 60 Prozent an Wert verloren, und die Inflation ist seitdem astronomisch gestiegen.