Untersteinach Bernhard Herrmann will Stadtführungen anbieten

Klaus Klaschka

Massive Wehranlagen und eine alte Brauerei könnten Themen für Besucher in Untersteinach sein. Die Umgehungsstraße macht es möglich.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Untersteinach - Mit der Eröffnung der Umgehungsstraße, die bis Jahresende vorgesehen ist, wird es in Untersteinach ruhiger. "Endlich", sagen die Anwohner, die sich bislang vom Durchgangsverkehr auf der Bundesstraße 289 gestört fühlten. "Gute Nacht" fürchten andere, die kommen sehen, dass der Ort mehr und mehr einschlafen wird oder günstigenfalls zum Schlafdorf für die angehende Universitätsstadt Kulmbach werden könnte.

Info

Der Untersteinacher Bernhard Herrmann verweist auf seine langjährige Erfahrung als Stadtführer - vor allem in Bamberg und in der Fränkischen Schweiz.

Im Obermaintal kennt er das Kloster Banz sowie die Basilika Vierzehnheiligen sehr gut. Er hat auch die Führung im Rahmen des Ausflugs der Guttenberger Kirchengemeinde übernommen.


Entwicklungsmöglichkeiten in der Ortschaft werden deshalb Bürgermeister Volker Schmiechen und den Gemeinderat die nächsten Jahre beschäftigen. Dabei geht es vorrangig um den Rückbau der derzeitigen Dorfautobahn zur Hauptstraße. Sie war einmal Lebensader des Ortes, auf der, bei damals allerdings erheblich weniger motorisiertem Verkehr, sogar das eine und andere Fest stattfand.

In diesem Zusammenhang hat nun Bernhard Herrmann dem Gemeinderat angeboten, Ortsführungen zu Sehenswürdigkeiten an den bedeutenden Stellen der älteren und zeitgenössischen Dorfhistorie "mit überlieferten und authentischen Erzählungen und Legenden" zu organisieren. Untersteinach hat tatsächlich Historisches aus alter und neuerer Zeit zu bieten, das möglicherweise auch für touristische Angebote verwendbar ist. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Untersteinach im Jahre 1281. Die Adelsfamilie Varell prägte über sechs Generationen bis zu ihrem Aussterben 1765 die Geschichte des Orts. In den Überlieferungen ist von einem Schloss in Untersteinach die Rede. Das Gebiet war aber nicht wie Stadtsteinach fürstbischöflich Bambergisch, sondern Teil des preußischen Fürstentums Bayreuth und ab 1553 protestantisch. Im Zuge der Verwaltungsreformen entstand mit dem Edikt von 1818 die heutige Gemeinde.

Den unrühmlichen Spitznamen "Staanicher Oozünder" bekamen die Untersteinacher nach einem großen Brand: Am 10. August 1706 brannte das gesamte Dorf bis auf zwei Häuser durch einen Bubenstreich ab. Drei Jugendliche hatten in einer Scheune mit einer Schlüsselbüchse gespielt, das Gebäude fing Feuer und breitete sich in Windeseile aus. Es wurde nicht gelöscht, da sich bei schönem Wetter fast alle Bürger auf den Feldern befanden. Die nun Obdachlosen wurden nach dem Unglück in den Nachbardörfern aufgenommen.

Im Zentrum des historischen Untersteinach liegt die St.-Oswald-Kirche, die 1281 erstmals urkundlich erwähnt ist - eine Wehrkirche mit Elementen des gotischen Baustils. Die vor allem an der Stadtsteinacher Straße massiven Wehranlagen aus Sandstein um das Areal Kirche, Pfarrhaus, Kantorat und Friedhof sind zum größten Teil erhalten und in gutem Zustand beziehungsweise bereits saniert. Ebenso das Torhaus vom Kirchplatz her.

Aus der neueren Geschichte ist die Siedlung am Bühl erwähnenswert. Sie wurde in 1950er Jahren (wie auch die Ortschaft Mannsflur) vor allem für "Flüchtlinge" (Heimatvertriebene) im Einheitsstil der Zeit bebaut.

Dass Untersteinach einst sehr lebendig war, davon zeugen zwei Brauereien: Zum einen der "Pöhlmann-Bräu" (1653 bis 1986). Das Gebäude ist noch erhalten, wenn auch zu Wohnzwecken umgebaut. Das Gebäude der Schlossbrauerei (1894 bis 1973) wurde abgerissen. Auf dem Gelände steht jetzt das Rathaus. Außerdem gab es in Sichtweite fünf Gasthäuser entlang der Hauptstraße, die inzwischen geschlossen wurden. Übrig geblieben sind nur noch die Pizzeria im Bahnhofsgebäude und der "Highlander" quasi im Obergeschoss des ehemaligen "Deutschen Hauses".

Diese beiden Lokale hat Bernhard Herrmann als Ausgangs- und Endpunkte der Führungen durch den Ort im Blick. Geplant ist der weitere Verlauf von der noch erhaltenen Steinbrücke am Bahnhofsplatz entlang der Steinach zum "Lanzenstecher-Brunnen", der auf das Untersteinacher Wappen mit einem Drachen im linken, und einem Jüngling mit Lanze im rechten Feld hinweist. Die Führung nach dem Kirchenareal könnte von dort durch die Wassergasse über den Liesbach vorbei an der Schule zur Siedlung am Bühl führen. Bei der katholischen Kirche "Mariä Heimsuchung" hat man gute Sicht auf den Frankenwald und das Fichtelgebirge. Es würde ein Spazierweg entlang der Aue auf dem Fußweg bei den Kleingärten und wieder zurück zum Ausgangspunkt verlaufen. Herrmann möchte bei der Ausarbeitung der Tour und den Erläuterungen auch Dieter Geyer mit einbeziehen, den er als "örtlichen Kultur- und Heimatpfleger ehrenhalber" erwähnt.

Bilder