Überzogene Preiserhöhungen
Nicht nur die Flut-Turbulenzen, Hitzewellen, Orkane und Waldbrände lassen das bisherige Geschäftsmodell an die Grenzen des Hochsommertourismus im immer heißeren Süden stoßen. Sowohl die Arbeitskräfteressourcen als auch Aufnahmekapazitäten wirken in den Adria-Staaten erschöpft. Mit Arbeitsgenehmigungen für über 30 000 ausländische Saisonkräfte versuchen Kroatiens Behörden, die personellen Lücken in den Herbergen und Wirtshäusern an der Adria zu schließen. Doch trotz steigender Arbeitskosten scheint der Spielraum für Gewinn- und Umsatzzuwächse durch Preiserhöhungen ausgereizt: In- und ausländische Gäste reagieren in Kroatien genervt und mit Missmut auf überzogene Preiserhöhungen.
Zwar bemüht sich die Regierung, Kroatien als „Premium-Reiseziel“ zu positionieren. Doch besucht wird die kroatische Adria oft von Familien der Mittelklasse, deren Reisebudget nicht immer mit den Preissprüngen Schritt halten kann. „Unsere Küste ist schön“, sagt der Familienvater Dalibor aus Slavonski Brod, der seinen Sommerurlaub in diesem Jahr bewusst in Italien verbringt: „Aber was mich nervt, ist, dass ich jedes Jahr mehr für dasselbe Produkt zahlen soll, das sich weder geändert noch verbessert hat.“
Schielen auf den schnellen Profit
Die Besucher würden all diejenigen „bestrafen“, die ihre Preise „ungerechtfertigt erhöht“ haben, warnte jüngst die Tourismusministerin Nikolina Brnjac die Branche vor dem Schielen auf den schnellen Profit: „Die Gäste werden ihnen das nicht vergessen.“ Laut Medienberichten hat die Anzahl kurzfristiger Absagen mitten in der Hochsaison bereits jetzt für eine Marktkorrektur bei Privatunterkünften und für Last-Minute-Angebote mit Preisnachlässen von bis zu fünfzig Prozent gesorgt.
Tatsächlich wollen selbst langjährige Kroatien-Besucher vorläufig nicht wiederkommen. Kroatien mache „süchtig“, schreibt auf Polens Webportal „Onet.pl“ der Journalist Piotr Rogozinski, der in den vergangenen Jahren achtmal nach Kroatien gereist ist. Doch auch wegen der gestiegenen Preise hat er diesen Sommer seinen Urlaub mit seiner Familie auf Mallorca verbracht. Er sei überrascht gewesen, dass die Preise dort oft „günstiger“ als an der polnischen Ostsee gewesen seien, so sein Fazit. Nächstes Jahr werde er vermutlich nach Griechenland oder Italien fahren.