Veitlahm Wer Kunst will, muss nicht in die Stadt

Rainer Unger
Das Ölbild "Endzeit" von 1982 war im Atelier von Harald Burger am Wochenende zu sehen. Foto: Rainer Unger

Harald Burger will mit seinen Werken Neugierde wecken. Am Wochenende hatte er rund 50 Besucher in seinem Atelier.

 
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Veitlahm - Im Rahmen der offenen Ateliertage im Rahmen des Projekts "Artur 23" konnten Kunstinteressierte am Samstag und am Sonntag die Ateliers von Harald Burger in Veitlahm und von Angelika Gigauri in Kulmbach besuchen. Dabei konnten sie einen Blick hinter die Kulissen werfen und mit den Künstlern ins Gespräch kommen. In einem Gespräch mit der Frankenpost erzählt Harald Burger vom Ausrichter von "Artur", dem Berufsverband Bildender Künstlerinnen und Künstler (BBK) Oberfranken, und das Projekt "Artur".

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Harald Burger lädt jeden Interessierten ein, sein Atelier nach einer entsprechenden Vereinbarung zu besuchen. Jeder könne jederzeit Kontakt mir ihm aufnehmen. Infos gibt es unter www.haraldburger.de


"Für mich ist der BBK die mit Abstand am meisten ernst zu nehmende Künstlervertretung in Oberfranken, in Bayern und sogar bundesweit. Der Verbund bietet viele Ausstellungsmöglichkeiten und an vielen Ausstellungen habe ich selbst teilgenommen", lobt der Veitlahmer, der dem BBK seit 1989 angehört.

Ziel der Vereinigung sei, professionelle Leute an sich zu binden, die in ihrem Schaffen eigene Ausdrucksmöglichkeiten entwickeln, die sich quasi durch eine eigene Sprache auszeichnen. "Kunst muss meiner Meinung nach etwas Überraschendes bieten, sie muss den Betrachter aus seiner Lethargie reißen, seine Neugierde wecken, ihn sagen lassen: Oh, so etwas habe ich noch nicht gesehen. Die Menschen wollen keine Sachen sehen, die sie schon tausend Mal gesehen haben", verdeutlicht er.

Harald Burger unterscheidet zwischen Deko auf der einen und Kunst auf der anderen Seite, wobei Kunst für ihn eine Bewusstseinswertung darstellt. Professionelle Künstler finde er am ehesten im BBK, wobei es aber für ihn auch viele super Künstler gibt, die mit Vereinigungen gar nichts am Hut haben.

Er selbst nimmt an "Artur" nur sporadisch teil, da er sich oftmals um diese Zeit in seinem Lieblingsland Griechenland aufhält. Allerdings stellt "Artur" für ihn eine Win-win-Situation sowohl für die Künstler als auch für die Besucher dar. Wobei er persönlich findet, dass es ausreichend wäre, würde "Artur" nur jedes zweite Jahr stattfinden. Die Künstler hätten keinen großen Aufwand, sie müssten keine Ausstellung organisieren, keine Karten und Plakate drucken, sich einfach um nichts kümmern. Alles werde durch den BBK organisiert, der gleichzeitig auch die Werbung in ganz Oberfranken übernimmt. Dadurch würden Kunstinteressierte auf Künstler, die sie vorher nicht kannten, aufmerksam gemacht. "An dem Wochenende gehen manche vielleicht dennoch zu ihrem Lieblingskünstler, sie kommen aber zwei, drei Wochen später zu mir und anderen", hat er in der Vergangenheit die Erfahrung gemacht.

Die beiden Tage sind für ihn wie eine verlängerte Vernissage. Scheuen sich manche Menschen, zu einer "normalen" Vernissage zu gehen, da sie dort ein "elitäres Szenepublikum" vermuten, ist die Situation bei "Artur" wesentlich lockerer und trägt auch dazu bei, Schwellenängste abzubauen. "Ich habe für jeden Zeit, was ich bei einer normalen Vernissage nicht habe, da sich die Besucher auf das Wochenende verteilen. Mir macht das Spaß, und die Leute haben etwas davon", erläutert er. So kann er ihnen Einblicke in die verschiedenen Techniken geben, ihnen erklären, was er mit seiner Kunst ausdrücken will und vieles mehr. Die Kunstinteressierten wiederum könnten in ganz Oberfranken bei freiem Eintritt die Ateliers besuchen, die sie interessieren.

Anders als bei Ausstellungen zu einem bestimmten Thema kann Burger bei "Artur" das zeigen, wozu er Lust hat. So konnten die Besucher zwei Holzskulpturen begutachten, die aus über 150 Jahre alten Holzbalken gefertigt wurden und in die er Marmor von der Insel Naxos einarbeitete. Die "Wächter der Wahrheit", wie er sie nennt, sind erst vor Kurzem entstanden. Andererseits war in seiner Zusammenstellung ein Ölbild von 1982 mit dem Titel "Endzeit" enthalten, das er zum Teil surrealistisch, zum Teil realistisch gemalt hat. War damals Atomkraft ein großes Thema, sei es heute Corona, sagt der Künstler. Neben anderen Kunstwerken präsentierte er seinen Besuchern unter anderem auch zwei Videos. Burgers Bruder Heinz sorgte zwischenzeitlich mit seiner Gitarre immer wieder für eine musikalische Komponente.

Apropos Besucher. Rund 50 Männer und Frauen kamen an beiden Tagen in sein Atelier, womit er einerseits zufrieden war. "Mir ist ein intensives Gespräch wichtiger als fünf oberflächliche", bemerkt er dazu. Den Satz "Von Kunst verstehe ich nichts" lässt er so nicht gelten. "Die Leute sagen ja auch, ein Auto gefällt mir, obwohl sie keine Ahnung von dessen Technik haben. Wenn Leute sagen, dass ihnen ein Kunstwerk gefällt oder nicht, so ist das schon mal eine Basis."

Andererseits reichen ihm die 50 Besucher wiederum nicht, weil er weiß, dass viele Leute lieber nach Berlin und München fahren, als sich etwas in der "Provinz" s anzusehen. Gerade bei den Künstlern aber geht in den vergangenen Jahren die Tendenz verstärkt dahin, aufs Land zu ziehen. Harald Burger geht es darum, Vorurteile abzubauen und bei den Menschen das Verständnis wachsen zu lassen, dass auch auf dem Land "etwas passiert" und nicht nur in den Zentren.

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