VER Selb Die unbeugsamen Dörfer

Ein Kultspieler des EC Peiting ist Ty Morris (rechts). Gegen ihn wirkt VER-Stürmer Dennis Schiener (links) eher wie ein Schulbub. Foto: Mario Wiedel

Die Eishockey-Oberligisten VER Selb und EC Peiting haben eines gemeinsam: Sie leisten den "Großen" der Liga Widerstand. Heute treffen sie in der Netzsch-Arena wieder aufeinander.

 
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Der Unterhaltungswert bei Heimspielen des VER Selb in der Meisterrunde der Eishockey-Oberliga könnte größer kaum sein. Erst das 4:3 im Penaltyschießen gegen Rosenheim. Dann das Derby gegen Weiden, als nach einem 3:4-Rückstand im Endspurt noch ein 5:4-Sieg heraussprang. Und vergangenen Sonntag schließlich das Drama mit Happy-End gegen den EV Landshut (5:4), als die Wölfe erneut mit einem Kraftakt in der Schlussphase das Spiel noch zu ihren Gunsten gedreht haben. Dieses Team scheint Nerven aus Stahl zu besitzen. Etwas einfacher klingt die Erklärung von VER-Trainer Henry Thom. "Das ist eine unheimlich charakterstarke Mannschaft. Sie hasst es einfach, zu verlieren."

Ein Blick in den Norden

Tilburg vorzeitig Meister

In der Eishockey-Oberliga Nord steht seit Dienstag der Meister bereits fest. Die Tilburg Trappers aus den Niederlanden, die in der vergangenen Saison den VER Selb in die Sommerpause geschickt hatten, liegen sieben Spieltage vor Ende der Meisterrunde uneinholbar vorne. Es ist der dritte Titel für die Trappers in Folge. Dahinter gibt es noch ein enges Rennen um die weiteren Platzierungen. Der erste Playoff-Gegner des VER Selb wären nach heutigem Stand die Hannover Indians.

Duisburg feuert Petrozza

Die Duisburger Füchse, aktuell auf Platz vier der Oberliga Nord, haben erneut einen Trainerwechsel vorgenommen. Nach Doug Irwin, der im November entlassen wurde, erwischte es nach neun Niederlagen in elf Spielen des Jahres 2018 nun auch Nachfolger Frank Petrozza. "Wir sind davon überzeugt, dass unser Saisonziel noch zu erreichen ist", schreiben die Duisburger auf ihrer Homepage. Und dieses Ziel ist kein anderes als der Aufstieg in die DEL 2.

Der Ehrgeiz, erzählt Thom, geht sogar soweit, dass die Spieler auch im Training süchtig nach Siegen sind. "Sie geben auch da immer Gas. Da geht es oft zu wie in einem Playoff-Spiel." Über Niederlagen ärgern sich die VER-Cracks maßlos. Wie zuletzt vor einer Woche in Peiting. Mit 1:4 unterlagen Ondruschka & Co. dem kleinen "gallischen Dorf", wie sich die unbeugsamen Oberbayern wegen ihrer erdrückenden Konkurrenz im Umland selbst gerne bezeichnen. Das riecht beim VER förmlich nach Revanche, wenn eben dieser EC Peiting am heutigen Freitag (20 Uhr) zum Rückspiel zu Gast in der Netzsch-Arena ist.

"Natürlich haben wir dieses 1:4 noch im Hinterkopf", sagt Henry Thom. Er hat das Spiel aufgearbeitet mit seiner Mannschaft, die an diesem Tag einfach nicht zu ihrer Form gefunden habe. "Es gibt immer mal solche Spiele. Die Jungs sind ja Gott sei Dank auch nur Menschen." Und man habe anerkennen müssen, dass Peiting am vergangenen Freitag eben richtig gut agiert habe. "Wir haben die ganze Zeit keinen Zugriff auf das Spiel gefunden."

Ein höchst unbequemer Gegner waren die Peitinger schon in den vergangenen Jahren für den VER Selb gewesen. "Sie dominieren nie ihren Gegner, wie das Rosenheim oder Landshut machen können. Aber sie spielen sehr clever und haben eine eingespielte Mannschaft, in der es in den vergangenen Jahren keine großen Veränderungen gab", sagt Thom.

Seit dem Aufstieg der Wölfe in die Oberliga gab es in mittlerweile 15 Begegnungen acht Siege für die Oberbayern. Mehr Siege gegen Selb gelangen in dieser Zeit nur dem EC Bad Tölz. Etwas aufpoliert hat der VER seine Bilanz gegen Peiting in der Hauptrunde, als zwei relativ deutliche Siege gelangen. Der dritte Akt soll heute Abend folgen. Ein erneuter Sieg, und die Wölfe wären von den ersten vier Plätzen wohl endgültig nicht mehr zu verdrängen bei bis dato bereits zwölf Punkten Vorsprung vor dem Tabellenfünften aus Peiting. Wobei die Blicke mittlerweile ohnehin weiter nach oben gerichtet sind bei nur einem Punkt Rückstand auf Deggendorf (2.) und derer drei auf Tabellenführer Rosenheim. Und je weiter oben die Wölfe zum Abschluss der Meisterrunde in der Tabelle stehen, desto später könnten sie in den Playoffs auf die niederländischen Tilburg Trappers treffen.

Noch weiter nach vorne in der Tabelle möchte auch der EV Landshut. Der war am vergangenen Sonntag mit der Euphorie des 6:3-Derbysiegs gegen Rosenheim als Tabellendritter nach Selb gereist, um nach dem 4:5 als Vierter wieder die Heimreise anzutreten. "Das war eine ärgerliche Niederlage", sagte EVL-Trainer Axel Kammerer nach den späten Wölfe-Toren. Vor allem im ersten Drittel hatten die Zuschauer in der Netzsch-Arena ein bärenstarkes Landshuter Team gesehen. VER-Coach Henry Thom ahnt deshalb, was auf seine Mannschaft am Sonntag (18 Uhr) in Niederbayern zukommt. "Zuhause sind die Landshuter noch einen Tick stärker. Die werden versuchen, was sie in den ersten Minuten bei uns gemacht haben, über 60 Minuten durchzuziehen." Das Personal dazu hätte der EVL, meint Thom. "Nach diesen vier Reihen würde sich mancher Zweitligist die Finger lecken. Wenn ein Top-Ausländer, wie Viktor Lennartsson, gemeinsam mit einem Stefan Reiter in der dritten Reihe spielt, sagt das schon was aus."

Personell kann der VER aus dem Vollen schöpfen. Auch Torwart Niklas Deske steht nach überstandener Verletzung wieder zur Verfügung. Ob er heute gleich wieder zwischen den Pfosten steht, oder ob Manuel Kümpel nach seiner starken Partie gegen Landshut einen weiteren Einsatz erhält, wollte der Trainer noch nicht sagen. "Das entscheide ich nach Bauchgefühl nach dem Abschlusstraining am Donnerstagabend."

Mit Marius Stöber vom Kooperationspartner Lausitzer Füchse stößt noch Verstärkung für den Angriff hinzu. Der 21-Jährige, der bereits zwei Mal im Einsatz war für den VER, soll bis Ende der Meisterrunde fest zum Kader gehören, um auch in den Playoffs spielberechtigt zu sein.

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