Nowak: Für uns bedeutet Freiheit, ohne Erwartungen und Zwänge unser Ding machen zu können. Natürlich beschäftigen wir uns mit dem aktuellen Radiosound, aber wir haben gemerkt, wir müssen einfach wir selbst sein. Im Bewusstsein, damit vielleicht anzuecken, haben wir eine ganz authentische, persönliche Platte gemacht.
Kloß: Wir wollten als Band nah bei uns bleiben. Nach unserer Krise vor dem letzten Album "Leichtes Gepäck" haben wir mit viel Aufwand unsere Leichtigkeit und unser Selbstbewusstsein zurückerkämpft. Die größte Herausforderung war, sich von diesem Weg nicht abbringen zu lassen. Zusätzlich sind ein paar neue Facetten und Instrumente wie Mandoline und Ukulele dabei. Mitte 30 hin oder her - wir haben uns im Studio wieder mal wie Teenies gefühlt.
In "Für Amy" sagen Sie, Sie wollen nicht noch einmal 14 sein. Haben es die heutigen Teenager schwerer?
Kloß: Einfacher haben sie es sicher nicht. Der Druck ist hoch in einer Welt, in der sich die Wirklichkeit vermischt mit Show und Instagram. Dieses Vergleichen mit anderen, das gab es auch ohne Handy schon, aber die heutigen Jugendlichen gucken noch intensiver auf die anderen und gehen teilweise sehr kritisch mit sich um.
Was hat sich durch die Geburt Ihres Sohnes vor anderthalb Jahren verändert?
Kloß: Im Grundsatz ist alles wie immer, und doch ganz anders. Das Chaos ist intensiver. Ein Kind zu haben, macht dich stärker als du denkst, gleichzeitig stellst du fest, wie schwach du eigentlich bist. Ich stelle mir viele Fragen, zum Beispiel, welchen Blick ich auf die Welt habe, in der mein Kind einmal leben wird. Wie gehen wir mit Erwartungen um? Was hinterlassen wir. Letztlich geht es um den Circle of Life, den Kreislauf des Lebens.
Während "Hand aufs Herz" ein Lied für Ihren kleinen Sohn ist, handelt das sehr bewegende und traurige Lied "In meiner Erinnerung" sehr konkret vom Tod Ihres Vaters im Jahr 2003. Warum haben Sie diesen Song gerade jetzt geschrieben?
Kloß: Er ist einfach passiert. Gefühlt wirst du schneller erwachsen, wenn dir so etwas mit 18 passiert, und ich dachte eigentlich, ich hätte das ganz gut weggesteckt. Als wir die Platte gemacht haben, sind in unserem engsten Umfeld einige Menschen gestorben, und ein neues Leben ist dazugekommen. Vielleicht haben wir uns deshalb noch mehr Gedanken über diesen Kreislauf gemacht.
Auf "Bestes Leben" klingen Sie leicht und entspannt. Leben Sie Ihr bestes Leben?
Nowak: Wir haben ein sehr gutes Leben, aber ob es so etwas wie das beste Leben überhaupt gibt, das weiß ich nicht. Bei aller Lässigkeit hat auch dieses Lied diese gewisse Melancholie, die einfach zu uns gehört.
Wird es Silbermond auch in 15 Jahren noch geben?
Kloß: Wir können nicht sagen, was in ein paar Jahren ist. Für eine Band ist das Weitermachen immer ein großer und auch schwieriger Schritt, der viel Kraft, Naivität und Fantasie erfordert. Aber was immer auch passieren wird, wir bleiben in Bewegung.
Das Gespräch führte Steffen Rüth
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