Von Hofern Private Hilfstransporte in die Ukraine

Barbara und Nikolaus Sprinzl
Beim Ausladen in der westukrainischen Stadt Uschgorod: Nikolaus Sprinzl (vorn) mit den dankbaren Helfern vor Ort. Foto: /privat

Der Wahl-Hofer Nikolaus Sprinzl hatte zu Spenden aufgerufen und einen ganzen Lkw mit Hilfsgütern in die Westukraine gefahren. Schon in den nächsten Tagen geht der nächste Transport – Sprinzl ist überwältigt von der Hilfsbereitschaft der Hofer.

 
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Er sei müde, geschafft: Die vergangene Woche sei lang gewesen, sagt Nikolaus Sprinzl im Frankenpost-Gespräch. Da ist es Donnerstagabend, und da es freitags in aller Frühe weitergehe, hält er sich kurz. „Was bitte unbedingt ganz oben hin soll in den Artikel, ist mein Dank für die riesige Unterstützung der Hofer“, betont er. Schließlich gehe es nicht um eine Einzelleistung von ihm, sondern um die von ganz vielen Beteiligten – unter anderem von Caritas und Diakonie. Seine Frau Barbara und er haben die Eindrücke und Zusammenhänge niedergeschrieben.

Am vergangenen Freitag war in Hof ein Transport dringend benötigter Hilfsgüter in Richtung Ukraine gestartet. Der mit Hygiene-Artikeln, Babynahrung und Material für provisorische Übernachtungen voll beladene Lkw benötigte zwei Tage bis nach Uschgorod, eine ukrainische Stadt im Grenzgebiet zur Slowakei.

Dem Spendenaufruf von Nikolaus Sprinzl, dem Initiator der Fahrt, zwei Tage zuvor waren viele Hofer gefolgt, sodass innerhalb weniger Tage die nötigsten Hilfsgüter beisammen waren. Koordiniert wurden die vielen Spenden von der Caritas und der Diakonie in Hof. „Ohne diese schnelle, tatkräftige und fachkundige Organisation hätten wir das nie geschafft“, erklärt Nikolaus Sprinzl. „Von der Warenannahme und dem Verpacken bis zum Beladen des Lkw konnte ich mich komplett auf die vielen tollen Helfer der beiden Einrichtungen verlassen.“

Geholfen haben nicht nur die vielen Spender von Waren: Der Lkw war von der Firma Auto Müller über ihren Charterway Nutzfahrzeug Vermittlungsstützpunkt kostenfrei zur Verfügung gestellt worden. Die Firma Leu Energie unterstützte die Fahrt mit den nötigen Kraftstoffen. „Die spontanen Zusagen und Beiträge vieler Beteiligter haben uns wirklich umgehauen“, erzählt Nikolaus Sprinzl begeistert. „Herzlichen Dank an alle, die dazu beigetragen haben.“

Die insgesamt 2633 Kilometer lange Fahrt selbst verlief reibungslos, zumal 99 Prozent der Strecke auf EU-Gebiet lagen. An keiner EU-Grenze gab es ein Problem, alle offiziellen Stellen machten derzeit den Weg frei für Hilfstransporte in Richtung Ukraine. Lediglich im Grenzgebiet zur Ukraine, wo das Ausmaß der Flüchtlinge, die Versorgungslage im Land und die allgemeine Atmosphäre zumindest zu erahnen waren, gab es längere Wartezeiten, da die Ein- und Ausreise streng kontrolliert wird. Busse mit flüchtenden Frauen und Kindern aus der Ukraine, Lebensmitteltransporte in das Land, wartende Angehörige aus ganz Europa und auch Fahrzeuge mit Freiwilligen, die ihr Land unterstützen wollen, prägen das Bild an der Grenze. Die slowakischen Hilfsorganisationen vor Ort versorgen die Ankommenden, ein möglichst reibungsloser, aber geordneter Ablauf ist sichergestellt. „Dies alles hat uns bestärkt, die Waren direkt nach Uschgorod zu bringen“, erklärt Nikolaus Sprinzl. Er war zusammen mit seinem Onkel Michael Sprinzl unterwegs. „Wir wussten, dass auf der anderen Seite der Grenze noch viele Menschen warten, dass in Uschgorod eine Zwischenstation für viele ist, aber dass es eben am Nötigsten fehlt.“

Nach Absprache mit den Behörden der ukrainischen Stadt konnte die Ladung direkt vor Ort abgeliefert werden. Hier, im äußersten Westen der Ukraine, 800 Kilometer entfernt von Kiew, kommen weiterhin viele Flüchtlinge an, berichtet Sprinzl: Am Dienstag seien etwa 100 000 Flüchtlinge in Uschgorod gewesen, fast genauso viele wie die Stadt Einwohner hat. Die Rathausvertreterin Viktoriya Tarakhonych war völlig überwältigt von der Hilfsbereitschaft aus Deutschland. „Sie dankte herzlichst allen Spendern für die dringend benötigten Waren, mit denen die Flüchtenden vorerst versorgt werden können.“

Dieser Transport war nicht der letzte von Hof nach Uschgorod, schon in dieser Woche gehen weitere Lkw auf die Reise, denn Hilfsgüter werden weiterhin dringend benötigt. Nikolaus Sprinzl wird selbst aber nicht mehr fahren, er hat in den vergangenen Tagen auch mit großem privaten finanziellen Einsatz erste Strukturen geschaffen – hat zum Beispiel einen Diesel-Stützpunkt in der Slowakei aufgebaut.

„Durch diesen Transport haben wir die nötigen Kontakte geknüpft und sind nun sicher, dass zukünftige Lieferungen ankommen. Ich helfe lieber, die richtigen Waren, jetzt vor allem Lebensmittel und Hygieneartikel, dorthin zu lenken, wo sie benötigt werden. Aber in Gedanken bin ich bei den unerschrockenen Menschen in der Ukraine.“

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