Vorlesen ist wichtig Gemeinsame Zeit für sich und das Kind

Werner Bußler
Am Vorlesetag kommen Kindergartenkinder in den Genuss von Geschichten. Foto: picture-alliance/ dpa/Marijan Murat

Zum 19. Mal findet am 18. November ein bundesweiter Vorlesetag statt. Im Landkreis Hof nehmen sich etliche Bürgermeister dieser Aufgabe an und besuchen Kinder, um ihnen vorzulesen und Bücher nahezubringen.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Der Vorlesetag am Freitag, 18. November, steht unter dem Motto „Gemeinsam einzigartig“. Gemeint ist damit, die Vielfalt unserer Gesellschaft als alltägliche Bereicherung und verbindendes Element zu feiern. In der Region hat die Frühförderung der Diakonie Hochfranken die Aufgabe übernommen, am dritten Freitag im November vor allem Kindergartenkindern ein besonderes Leseerlebnis Art zu bieten. Etliche Bürgermeister halten sich eigens den Vormittag frei, um die Kleinen für Geschichten in Büchern und Bilderbüchern zu begeistern.

Wie wichtig eine solche Aktion ist, verdeutlicht Barbara Künzel von der Frühförderung: „Vorlesen fördert bei Kleinkindern das Sprachverständnis, weckt das soziale Verhalten und trägt zur Ausgeglichenheit der Mädchen und Jungen bei.“ Sie rät Eltern und Großeltern, so oft wie möglich vorzulesen, etwa als Ritual vorm Einschlafen sein. „Beim Vorlesen kann man das Kind in den Arm nehmen; das Kuscheln festigt die Beziehung zu Vater und Mutter.“ Vorlesen sei ideal, um zur Ruhe zu kommen; es fördere Konzentration und Beobachtungsgabe. Sie empfiehlt, entsprechend der Handlung beim Vorlesen den Tonfall anzupassen und auch mal beim Zuhörer nachzufragen, was schon alles passiert ist, was nun kommen könnte oder sich Bilder beschreiben lassen. „Niemand sollte stur am geschriebenen Text festhalten“, rät die Expertin. In Kinderbüchern sind es oft Tiere, die Situationen erleben, die Kinder von sich selbst kennen. „So helfen Geschichten, die Alltägliches aufgreifen, oft dabei, mehr Einfühlungsvermögen zu entwickeln und Konflikte zu bewältigen“, weiß Barbara Künzel.

Beim Vorlesen können Kinder in neue Welten eintauchen; vorgelesene Texte regen, anders als beim Fernsehen, die Vorstellungskraft und die Fantasie an. Das Vorlesen erweitert zudem den Wortschatz der Kinder und hebt auch ihr Selbstbewusstsein. Gerade Eltern sollten die Initiative ergreifen. Barbara Künzel weiß aus ihrer Tätigkeit, dass die Kontaktsperre während der Coronazeit für Kinder alles andere als einfach war und in Sachen soziale Kompetenz Nachholbedarf besteht. „Gerade deshalb ist bei der Entwicklung der jungen Menschen die Unterstützung der eigenen Familie wichtig“, erklärt sie. Welche Rolle das Vorlesen für eine gute Beziehung zwischen Eltern und Kind spielt, werde leider oft unterschätzt: „Vorlesen ist keine Zeit, die man den Kind opfert, sondern Zeit, die man sich und dem Kind schenkt.“

Mit dem Vorlesetag soll auch Werbung für das Lesen gemacht werden. Unter anderem finden Veranstaltungen in Münchberg, Rehau, Naila und Helmbrechts statt. In Rehau erfolgt das Vorlesen in einer „Bewegungsbaustelle“: Die Mädchen und Jungen können die geschilderte Handlungen mit Tätigkeiten nachvollziehen. In Helmbrechts liest Bürgermeister Stefan Pöhlmann nacheinander für drei Kindergartengruppen im Kreisel. Er und seine Kollegen, die ebenfalls vorlesen, halten es für wichtig, das Interesse am Lesen zu wecken. Vielleicht ist dies noch intensiver der Fall, wenn die Kleinen von einem Bürgermeister Geschichten vorgelesen bekommen. Neben den Kommunalpolitikern sind auch andere „Vorleseprofis“ im Einsatz; Barbara Künzel wird im Wüstenselbitzer Kindergarten ein Bilderbuch präsentieren.

Bilder