Vortrag Von Rittern und Burgen in der Region

red
Die Waldsteinfestspiele bringen historische Themen auf die Bühne; ein Szenenbild. Foto: FP-Archiv/Schmalz

Welche Verbindung gibt es zwischen Sparneck und Hirschberg? Der Blick in die Geschichte der Region führt zurück bis zur Besiedlung des „Nordwalds“. Darüber referiert Reinhardt Schmalz in Schwarzenbach an der Saale. Und er bringt eine gute Nachricht mit: Die Termine für die Waldstein-Festspiele im Sommer stehen fest.

 
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Reinhardt Schmalz, ehemaliger Bürgermeister von Sparneck, ist bekannt dafür, dass er sich mit der Geschichte der Waldsteinregion gut vertraut gemacht hat. Auf Einladung des Arbeitskreises „Attraktives Schwarzenbach“ hielt er einen Vortrag mit dem Titel: „Sparneck und Hirschberg – eine Verwandtschaft?“

Schmalz begann laut Mitteilung des Arbeitskreises mit einem Hinweis auf ein Symposium, das am 12. November 2005 in Sparneck stattgefunden hat. Seinerzeit hatte Annett Haberlah-Pohl die Ergebnisse ihrer Forschungsarbeiten vorgestellt. Sie ist jetzt Kreisheimatpflegerin und Archivarin im Landkreis Roth und hat ihre Dissertation zur Herrschafts- und Verwaltungsgeschichte unserer Region geschrieben. Der „Historische Atlas des Altlandkreises Münchberg“ stammt weitgehend aus ihrer Feder – und ihre Arbeit wurde bei dem Vortrag im Rathaussaal in Schwarzenbach oft erwähnt.

Grenzregion

Reinhardt Schmalz erweiterte die in Sparneck gewonnenen Erkenntnisse hin nach Schwarzenbach an der Saale. Eine seiner Grundthesen war der Hinweis, dass unsere Region immer schon eine Grenzregion war und bis heute ist. „Das hat Auswirkungen auf die Mentalität der Menschen“, meinte er.

Der Nordwald im Nordgau, das Land zwischen Böhmen und Franken, war von Alters her nur sehr dünn besiedelt. Das Geschlecht der Diepoldinger besiedelte von Südosten, etwa der heutigen Oberpfalz her kommend, das Fichtelgebirge bis zum Waldsteinkamm – das war im tiefsten Mittelalter, beginnend mit dem elften Jahrhundert. In drei Wellen soll diese Besiedelung vor sich gegangen sein, hatte der ehemalige Mitarbeiter der Frankenpost, Michael Neubauer, im Jahr 2005 bei dem Symposium in Sparneck vorgetragen und dazu eine Karte angefertigt. Im zwölften Jahrhundert ist diese Bewegung mit der Gründung der Egerer Kaiserburg, der Klostergründung in Waldsassen und dem Bau der Güter am Nordhang des Waldsteins nachweisbar.

800 Jahre Sparneck

In diesem Jahr 2023 feiert Sparneck sein 800-jähriges Bestehen. Auf das Jahr 1223 gehen die Urkunden darüber zurück, dass „auf der drüberen Seite des Fichtelgebirges“ Siedlungen vorhanden waren, fest mit dem Namen „Getto de Waldstein“ verbunden. Eine Burg am Waldstein hatte er schon um 1150 gebaut, und hier war es der bekannte Heimatforscher Karl Dietel aus Münchberg, der dazu in unseren Zeiten geforscht und alles dokumentiert hat. Der im Vortrag oft genannte „Getto“ war bei der Abfassung der Urkunde, von der es nur noch eine Abschrift gibt, dabei – in Regensburg anno 1170 wurde im Beisein von Kaiser Barbarossa deutlich, wie und wer sich die Gegend untertan gemacht hatte. Getto hatte zwei Söhne, Arnold und Rüdiger. Damals wurden Namen über Generationen an die Söhne und Enkel weitergegeben, sodass man bei der Aufstellung der Familienstammbäume gut aufpassen muss, welcher Rüdiger, welcher Arnold gerade gemeint ist. Arnold übernahm die Burg Hirschberg, in Thüringen an der Saale gelegen. Sein Sohn Rüdiger muss Anfang des 13. Jahrhunderts in seine Heimatregion zurückgekommen sein; er ließ sich schließlich am Rudolfstein nieder, wo am Nordhang heute noch Reste einer Ruine vorhanden sind. Urkunden bezeugen verwandtschaftliche Beziehungen und den Bau von weiteren Burgen und Niederlassungen. Man kann also von einer Durchdringung der Region durch die Verwandtschaft der Geschlechter von Hirschberg und Sparneck sprechen, mit verstreut liegenden Besitztümern.

„Swertzenbach“ links der Saale

Die Sparnecker erhielten Reichslehen am Nordrand des Fichtelgebirges. Ihr zentrales Herrschaftsgebiet umfasste ungefähr den Altlandkreis Münchberg. Seulbitz und Hallerstein gehörten dazu; nicht jedoch Schwarzenbach an der Saale. Der Ort, bestehend aus Seukenreuth rechts der Saale und Swertzenbach links der Saale, war mitsamt dem Förbauer Schloss, der Kapelle Stein bei Gefrees und dem Gut Grünstein bei Kornbach den Hirschbergern zugehörig. Nach 1248 wurden die Güter der ausgestorbenen Andechs-Meranier zerschlagen, und ein Teil davon kam in die Hände der Grafen von Henneberg, die es wiederum an die Hirschberger verliehen. Durch Heirat und verwandtschaftliche Beziehungen, aber auch durch Kauf wurden Besitztümer weitergegeben und neu zugeordnet, sodass man heute mutmaßen muss, welcher Ort, welches Gut wem und wann gehört hat. Im Jahr 1756 jedenfalls waren alle Güter der Hirschberger an die Markgrafen von Bayreuth gefallen.

Raubritter

Zu den Anekdoten gehört, dass die damaligen Ritter im 14. Jahrhundert zu Raubrittern und Wegelagerern wurden, weil sie anderweitig nicht mehr an Geld kamen; es gab Fehden und Überfälle, Auseinandersetzungen und Streit. Im 16. Jahrhundert verarmten die Ritter völlig. Es kam sogar dazu, dass eine Ursula von Hirschberg wegen Kindsmord in Hof verurteilt und vor dem dortigen Rathaus öffentlich hingerichtet wurde – so geschehen im Jahre 1598.

„Schont die Zeugen alter Zeiten“ steht auf einer Gedenktafel an der Ruine Hirschstein am Rudolfstein. Ein Satz, der auch in Schwarzenbach eine ganz besondere Bedeutung haben sollte.

Die aufmerksamen Zuhörerinnen und Zuhörer belohnten den Referenten mit Beifall, dritter Bürgermeister Bertram Popp überreichte zum Dank den bekannten „Giegold-Doktor“.

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