Wagner-Darstellerin Sängerin und Revolutionärin

Stephan Herbert Fuchs
„Freunde treffen Freude“: Bei einer Veranstaltung der Gesellschaft der Freunde von Bayreuth stellte Arno Mungen vom Forschungsinstitut für Musiktheater an der Universität Bayreuth einen Zwischenstand seiner Arbeiten zur Sängerin Wilhelmine Schröder-Devrient vor. Foto: Fuchs

Wilhelmine Schröder-Devrient gilt als eine der talentiertesten Sängerin überhaupt. Arno Mungen nähert sich dem Schaffen der Künstlerin in einer Biographie, an der er bereits seit 20 Jahren arbeitet. Darin verrät er, was die Sängerin neben der Oper noch mit Richard Wagner gemein hat.

 
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Arno Mungen hat sich großes vorgenommen. Der Leiter des Forschungsinstituts für Musiktheater der Universität in Thurnau möchte die erste umfassende wissenschaftliche Biographie über die Sängerin Wilhelmine Schröder-Devrient (1804 – 1860) verfassen. 20 Jahre lang arbeitet er an dem Thema.

Wenn das gar nicht so einfach ist, dann unter anderem deshalb, weil es ja nicht einmal Tonaufnahmen von ihr gibt. Allerdings ist Wilhelmine Schröder-Devrient nicht irgendeine Sängerin, sie war Wagners erste Sente im „Fliegenden Holländer“, die erste Venus im „Tannhäuser“ und auch der erste Adriano, eine sogenannte „Hosenrolle“, im „Rienzi“. Bei einer Veranstaltung der Gesellschaft der Freunde von Bayreuth berichtete Arno Mungen unter dem Titel „Genie, Sängerin, Revolutionärin“ über den Stand seiner Forschungsarbeiten.

Für den Musikwissenschaftler ist Wilhelmine Schröder-Devrient „eine der größten Künstlerinnen aller Zeiten“. In seinem Vortrag sprach er von einer besonders spannenden, kreativen, faszinierenden und schillernden Frau. Sein Ziel sei es deshalb, diese starke und ungewöhnliche Künstlerin ins Bewusstsein einer größeren Öffentlichkeit zu bringen.

Wilhelmine Schröder-Devrient wurde 1804 in Hamburg als Kind berühmter Schauspielereltern geboren. Bereits in jungen Jahren ist sie als Ballettstar unter anderem in Prag und Wien aufgetreten. 1821 sang sie als erst 17-Jährige die Leonore in Beethovens „Fidelio“. Mit Richard Wagner war Wilhelmine Schröder-Devrient ab den 1830er Jahren freundschaftlichen verbunden.

„Ihre Bedeutung für sein Werk ist nicht hoch genug einzuschätzen“, sagte Arno Mungen. Insgesamt hätten rund 100 Rollen zu ihrem Repertoire gehört, in ihrem ganzen Leben habe sie über 1000 Aufführungen gesungen.

Was war nun das Besondere an Wilhelmine Schröder-Devrient? Laut Arno Mungen beispielsweise ihr schauspielerisches Talent. Sie sei eine „unglaubliche Performerin“ gewesen“, so der Referent. Sie habe es geschafft, die Psychologie der jeweiligen Rolle einzufangen, deshalb hätten neben Wagner auch andere Komponisten Rollen für sie geschrieben.

Dazu kommt, dass sie nicht als Sopran oder Mezzosopran bezeichnet wurde, sondern als dramatische, heroische, tragische Sängerin oder doch gleich als „Sängerdarstellerin“.

Wilhelmine Schröder-Devrient, die zwei Mal verheiratet war und vier Kinder hatte, wurde aber auch durch ihre Beteiligung am Dresdner Maiaufstand 1848 bekannt. Mit diesem Engagement habe sie, trotz ihres Titels als sächsische Hofopernsängerin, die Bühne einer, zur damaligen Zeit gerade für eine Frau, verbotenen Öffentlichkeit betreten, sagte Arno Mungen.

Die Motivation sei durchaus politischer Natur gewesen, denn Wilhelmine Schröder-Devrient war auch eine überaus freiheitsliebende Frau. In der Folge wurde sie kurzzeitig verhaftet und habe, genauso wie Richard Wagner, aus Dresden fliehen müssen.

Von Krankheit gezeichnet starb Wilhelmine Schröder-Devrient am 26. Januar 1860 bei ihrer Schwester in Coburg. Die Schwester war zu dieser Zeit als Schauspielerin am Coburger Theater engagiert, in dem auch Wilhelmine Schröder-Devrient bereits 1847 aufgetreten war. An der Gedenktafel, die das Sterbehaus am Glockenberg ziert, hat der Zahn der Zeit schon ein wenig seine Spuren hinterlassen.

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