Waldhauptstadt Kreativität überzeugt die Jury

Sandra Hüttner

Jetzt ist es offiziell: Schwarzenbach am Wald ist gekürt zur Waldhauptstadt des Jahres 2022. Dafür gibt es viel Lobeshymnen und Beifall. Den Titel verleiht die Waldzertifizierungsinitiative PEFC seit 2011 – zum zweiten Mal erst geht der Titel nach Bayern.

 
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Schwarzenbach am Wald - Schwarzenbach am Wald ist nun ganz offiziell die Waldhauptstadt des Jahres 2022. Bei einem Festakt im Philipp-Wolfrum-Hauses hat Bürgermeister Reiner Feulner die Ernennungsurkunde bekommen. Damit darf Schwarzenbach nun den Titel „Waldhauptstadt“ ein Jahr lang tragen und zur Vermarktung zahlreicher Aktivitäten rund um die nachhaltige Waldbewirtschaftung benutzen. Verliehen wird der Titel Waldhauptstadt von der Initiative „Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes“ (PEFC) – übersetzt Programm für die Anerkennung von Waldzertifizierungssystemen. Überreicht haben die Urkunde Bürgermeister Thomas Schöne von der Vorjahres-Waldhauptstadt Warstein im Sauerland und der PEFC-Bundesvorsitzende Professor Andreas W. Bitter.

Schwarzenbach und der Wald

Bürgermeister Rainer Feulner freute sich über die Entscheidung der Jury. „In unserer Stadt haben Wald und Forstwirtschaft, wie unser Name zum Ausdruck bringt, schon immer große Bedeutung. Seit jeher wird der Stadtwald durch den staatlichen Förster betreut und nachhaltig bewirtschaftet.“ Vor über zehn Jahren wurde das Holzforum Schwarzenbach am Wald gegründet und widmet sich seither den Themen Wald, Forstwirtschaft und Holznutzung. Die Hauptakteure – die Stadt Schwarzenbach, das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, die Bayerischen Staatsforsten, die Waldbesitzervereinigung sowie Forstunternehmer und weitere Unterstützern – haben bereits einige Veranstaltungen durchgeführt, etwa die Frankenwaldtage mit mehr als 10 000 Besuchern, Workshops und Ausstellungen sowie die oberfränkische Waldarbeitsmeisterschaft. Feulner: „Damit gelingt es, auch Privatwaldbesitzer zu erreichen.“

Zertifizierung wichtig

PEFC-Vorsitzender Bitter erläuterte, dass Augsburg im Jahr 2011 als erste Stadt den Titel Waldhauptstadt trug. Nun sei der Titel wieder nach Bayern gegangen. Bitter betonte, dass Zertifizierungssysteme wichtig seien, da oft Expertise, Professionalität und die Tradition von Handwerk, Industrie, Landwirtschaft und Wald von nicht mehr besonders wertgeschätzt würden. „Ein Zertifizierungssystem als Mittler zwischen Waldbesitz und Gesellschaft und auch als Interessenvertreter an der Seite der Waldbesitzer, der Kommunen, Länder und des Staates ist deshalb wichtig.“ Es gehe dabei nicht nur um Holz, genauso wenig wie nur um Naturschutz: „Das Zauberwort lautet multifunktionale Waldwirtschaft.“

Titel setzt Kreativität frei

Der Warsteiner Bürgermeister Thomas Schöne betonte, dass die Zertifizierung als PEFC-Waldhauptstadt in seiner Stadt ungeahnte Kräfte und viel Kreativität freigesetzt habe. Er nannte als Warsteiner Leuchtturmprojekt den Bau eines Feuerwehrhauses in Holzbauweise. „Wer im Waldbau aktiv ist, der denkt und plant in Generationen, und nicht in Jahren oder Dekaden“, sagte Schöne.

Landrat Oliver Bär betonte, dass Schwarzenbach zu Recht den Titel Waldhauptstadt bekommen habe. Er erläuterte, dass der Wald ein wertvolles Gut sei, das zudem ein hohes Maß an Lebensqualität biete. Doch sei der Wald auch dem Wandel unterworfen: „Es wird sich das Gesicht der gesamten Landschaft verändern. Und dieses Gesicht mit zu verändern, dem hat sich die Stadt Schwarzenbach angenommen.“ Bär: „Und wenn die Veränderungen gut gemanaget werden, dann können wir dafür Sorge tragen, dass auch die zukünftigen Generationen gerne in den Frankenwald kommen und die Lebensqualität schätzen.“

Vorbildliche Waldbewirtschaftung

Forstdirektor Dirk Lüder, Vertreter der Bayerischen Forstverwaltung vom AELF Bayreuth-Münchberg, sprach mit Blick auf die jahrzehntelange enge Zusammenarbeit mit der Stadt Schwarzenbach von einer Erfolgsgeschichte. „Sie bewirtschaften Ihren Wald seit jeher vorbildlich“, lobte er: „Sie schlagen nicht mehr ein als nachwächst, haben Ihren Wald seit Jahrzehnten mit zukunftsfähigen Mischbaumarten angereichert, konsequent den Borkenkäferbefall bekämpft und darüber hinaus viel nach außen getragen.“

Forstdirektor Fritz Maier von den Bayerischen Staatsforsten betonte, dass die Stadt Schwarzenbach ein würdiger Vertreter aller Kommunen mit Wald sowie auch der Waldbesitzer und Waldbewirtschafter sei. Damit vertrete die neue Waldhauptstadt auch die Bayerische Staatsforsten mit 850 000 Hektar . Der Forstdirektor attestierte Schwarzenbach, dass man hier innovativ in die Zukunft denkt und nicht in der Gegenwart verharrt. Er erwähnte dabei auch touristische Projekte, etwa den Trekkingplatz im Wald. „Mit Holz alleine, gewinnen wir heute keinen Blumentopf mehr in dieser Gesellschaft“, sagte er.

Die Veranstaltung bot auch Gelegenheit zum Fachsimpeln und Einträge ins ins Goldene Buch der Stadt.

Gut zu wissen

• Schwarzenbach und seine Umgebung sind geprägt von nahezu 2000 Hektar Wald – davon 100 Hektar PEFC-zertifizierter Stadtwald. Die Stadt sieht sich als „Herz des Frankenwaldes“ und wegen ihrer Lage am Döbraberg auch als „Höhepunkt im Frankenwald“.

• Schwarzenbach überzeugte die PEFC-Jury vor allem durch seine kreativen Ideen, wie man als Waldhauptstadt dem Wald der Region besondere Aufmerksamkeit zukommen lassen möchte. Zu den Ideen gehören etwa die am 2. und 3. Juli geplante Waldarbeitsmeisterschaft oder Baumpatenschaften, die die Menschen übernehmen können. Die Stadt punktete auch mit Vorschlägen, wie man Jugendlichen das Thema nachhaltige Waldbewirtschaftung via Snapchat nahebringen kann.

• In den vergangenen Jahren trugen folgende Städte und Gemeinden den Titel „Waldhauptstadt“: Warstein im Sauerland in Nordrhein-Westfalen (2020/ 2021), Wernigerode im Harz in Sachsen-Anhalt (2019), Heidelberg in Baden-Württemberg (2018), Brilon im Sauerland in Nordrhein-Westfalen (2017), Ilmenau / Thüringen (2015), Freiberg in Sachsen (2013), Rottenburg am Neckar in Baden-Württemberg (2012) und Augsburg in Bayern (2011).

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