Beim Online-Unterricht an den Schulen hat das Kultusministerium aus Sicht der Elternvertreter sogar den Rückwärtsgang eingelegt, auch wenn sich Professor Piazolo im Rundschau Magazin Ende September für einen drohenden Distanzunterricht gut gerüstet gesehen habe. Ersatzlos habe der Freistaat das gerade eingeführte Videokonferenzsystem „Microsoft Teams“ zum Jahresende aufgekündigt - aus Datenschutzgründen.
Natürlich ist auch den Elternvertretern der Datenschutz wichtig. Sie haben allerdings den Eindruck, dass Datenschutz hier die Ausrede für alles ist - immerhin wird „MS Teams“ bei Tausenden von Wirtschaftsunternehmen erfolgreich und datenschutzkonform eingesetzt. Aus ihrer Sicht ist es nicht damit getan, den Schulen und Lehrkräften ein paar Laptops und Tablets zu spendieren und die Schulen dann mit den alten und neuen Problemen alleine zu lassen. Online-Unterricht und die Betreuung von Hard- und Software machten sich nicht von alleine. Es stellt sich für die Elternbeiräte die Frage, wie - bei gleichbleibender Personalausstattung - Präsenz- und Onlineunterricht gleichzeitig durchgeführt werden sollen.
Die Zeit, um, entsprechend der Lehrpläne an den bayerischen Schulen, zentral und mit höchstem professionellem Anspruch, den Onlineunterricht zu gestalten, sei vertan worden. „Zeit, die man hätte nutzen können und müssen, um beispielsweise in Form des alten Telekollegs ein zentrales Online-Angebot für alle bayerischen Schulen bereitzustellen“, heißt es in dem Schreiben. Nach Ansicht der Elternvertreter muss das Rad der Digitalisierung nicht neu erfunden werden, und schon gar nicht von allen Lehrkräften im Freistaat gleichzeitig.
Der Elternbeirat hat leider nicht den Eindruck, dass die Digitalisierung in den Schulen vom Kultusministerium den Stellenwert erhält, der notwendig wäre, um die Schüler gut durch diese Pandemie zu bringen und sie optimal auf ihre berufliche Zukunft vorzubereiten. Es sei nicht die Aufgabe der Schulen, diese Probleme zu lösen. Deren Aufgabe sei die Sicherstellung eines optimalen Unterrichts. Hier muss aus Sicht der Elternbeiratsmitglieder der Bildungsapparat endlich seiner Führungsverantwortung gerecht werden, Strategien erarbeiten und entscheiden - nicht nur für die Zeit bis zum nächsten Krisengipfel.
Beim Bund-Länder-Gipfel am 25. November habe sich gezeigt, dass das bisherige Stufenkonzept ohnehin zum Scheitern verurteilt gewesen wäre. Erneut habe man jetzt, bei einem Inzidenzwert von über 200, die Schulen, die lokalen Gesundheitsämter und die niedergelassenen Ärzte in die Pflicht genommen. „Diese sollen nun entscheiden, wann Schulen geschlossen werden und wann auf hybriden Unterricht umgestellt werden muss.“ Die Elternvertreter haben bereits seit Längerem den Eindruck, dass dem Freistaat das Zepter der Entscheidungshoheit mehr und mehr entgleitet.
Aus Sicht des Elternbeirates am Walter-Gropius-Gymnasium ist es die Aufgabe des Kultusministeriums, gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium verbindliche Rahmenbedingungen zu schaffen, und sie nicht auf andere abzuwälzen. Leider werde nicht im erforderlichen Maße daran gearbeitet, die Wissenslücken der Schüler zu schließen, die während des letzten Lockdowns entstanden sind.
Es bestehe auch beim Kultusministerium zwischenzeitlich der Konsens, die Lehrpläne an die neue Situation anzupassen – nur wie diese aussehen sollen, diese Antwort sei das Kultusministerium Schülern, Lehrern und Eltern bis heute schuldig geblieben. Das Problem bis zum Ende des Schuljahres zu verschieben, sei sicher nicht die Lösung.
In ihrem Schreiben an Kultusminister Piazolo bringen alle zwölf Elternvertreter zum Ausdruck, dass sie nicht den Eindruck haben, dass das Kultusministerium den Schulbetrieb in der Pandemie souverän im Griff hat. Aus ihrer Sicht geschieht alles Erforderliche zu spät, zu langsam und viel zu zaghaft. Sie fordern das Ministerium dazu auf, die Schlagzahl deutlich zu erhöhen und endlich zu handeln und zu entscheiden.