In Bayern gebe es derzeit 49 erwachsene Luchse und 17 Jungtiere, in Deutschland seien es 135, die meisten davon im Bayerischen Wald. Nach wie vor viele Verluste gebe es im Straßenverkehr und durch illegale Nachstellung. Mit dem Wildtiermanagement, vom Umweltministerium 2006 eingerichtet, versucht man gegenzusteuern. Tausch nennt rund 160 ehrenamtlich Tätige, die auch Informationen und Erkenntnisse aus der Bevölkerung sammeln. Ein Naturschutzfonds stelle sicher, dass Ausgleichszahlungen möglich sind, wenn Nutztiere gerissen werden, oder dass es Zuschüsse gibt, wenn Zäune gebaut werden müssen.
Parkranger Ronald Ledermüller erinnert daran, dass nun eine Lücke von 300 Jahre geschlossen werde. Im Winter 1708/09 hatten Bauern bei Alexandersbad eine Spur entdeckt, und im Sommer darauf jagten die Hunde einen Luchs den Baum hinauf, der dann abgeschossen wurde. "Drei Gulden Entlohnung gab es dafür." 1866 wurde der letzte Luchs im Fichtelgebirge geschossen, das sei beurkundet, erklärt auch Tausch. Und die Luisenburg trägt die Erinnerung an den Luchs, denn sie hieß früher Luchsburg.
Auf Julchen ruhen jetzt große Erwartungen. Genauso gespannt wie man ihren ersten Freigang aus dem Gehege heraus erwartete, hofft man jetzt auf Nachwuchs durch Kontakt in den Steinwald. Denn Julchen geht es gut, das zeigen drei nächtliche Fotos auf Wildkameras im Umkreis von etwa zwei Kilometern.
Bund Naturschutz fordert weitere Schritte
Der Bund Naturschutz (BN) begrüßt die Freilassung eines Jungluchses bei Weidenberg. „Ein erster Schritt, dem aber dringend weitere folgen müssen. Es braucht viel mehr gezielte Freisetzungen auch in anderen nordbayerischen Mittelgebirgen und im Alpenraum, um die Gefahr eines erneuten Aussterbens des Luchses zu bannen“, so Richard Mergner, Vorsitzender des BN. Mergner lobt das Engagement der Bayerischen Staatsforsten und fordert die Wiederansiedlung von Luchsen auch im Spessart, dem Frankenwald oder in den Alpen. Nur so könne das 2008 im Managementplan Luchs definierte Ziel einer „vitalen Luchspopulation, die alle geeigneten Lebensräume Bayerns besiedelt“ erreicht werden. Mit nur einem Dutzend reproduzierender Weibchen landesweit sei der Luchsbestand in Bayern immer noch viel zu klein, um ein langfristiges Überleben zu sichern. Kai Frobel, BN-Artenschutzreferent: „Er braucht Hilfe bei der Ausbreitung, weil er es auf natürlichem Wege einfach nicht schafft.“