Weihnachten Tanne aus Mehlmeisel reist nach Berlin

Ein Weihnachtsbaum aus dem Fichtelgebirge schmückt bald die Tschechische Botschaft in Berlin. Die Bayerischen Staatsforsten haben am Mittwoch die 20 Meter hohe Weißtanne im Revier Ahornberg bei Mehlmeisel gefällt.

 
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Oben: Das Team der Bayerischen Staatsforsten steht stolz vor dem erlegten Tannenbaum. Zuvor hat Foto: /Sophia Goldner

Die Füße der Forstwirte versinken im Schnee, als sie im winterlichen Ahornberger Forst nach dem richtigen Weihnachtsbaum suchen. Ausgewählt hatte die Revierleiterin Miriam Lang den Christbaum für die Tschechische Botschaft schon einige Tage zuvor: „Ich habe mich für eine 20 Jahre alte Weißtanne entschieden, deren Zweige gleichmäßig gewachsen sind und deren Benadelung schön ist. Ein Bilderbuchchristbaum – wie man ihn sich vorstellt“, sagt Lang. Beraten haben sie bei der Wahl erfahrene Forstwirte, die seit mehreren Jahrzehnten in dem Revier arbeiten. Es hat einen halben Tag gedauert, bis feststand, welche Prachttanne in die Hauptstadt kommt.

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Christbaum aus dem Fichtelgebirge

Ob im Reichstag in Berlin, in der Landesvertretung in Brüssel oder in der Deutschen Botschaft in Prag: Alle Jahre wieder schmückt ein Christbaum aus dem Fichtelgebirge solch bedeutsamen Orte. Dieses Jahr reist die Prachttanne aus der Region in die Tschechische Botschaft nach Berlin. Der Forstbetrieb Fichtelberg hat den circa 20 Meter hohen Baum am Mittwochvormittag in einem Wald oberhalb von Mehlmeisel, nahe des Wildtierparks, gefällt.

Ein gelbes Band markiert den Weihnachtsbaum, damit ihn die Holzfäller schneller finden. Sorgen macht sich der Forstwirtschaftsmeister Korbinian Scherm eher um die Schneemassen, die in den vergangenen Tage im Fichtelgebirge gefallen sind: „Ich habe Bedenken, dass bei dem Schnee mit dem Frost die Äste leicht abbrechen und dadurch der Baum nicht mehr so schön wirkt.“

„Baum fällt!“

Der Forstwirt Robert Sieber lässt sich davon nicht abschrecken. „Im Notfall haben wir einen Reservebaum“, sagt er. Sieber greift zur Kettensäge und erklärt: „Ich versuche den Baum nicht ganz abzusägen, dass er schön niederfällt.“ So kann er den Baum beim Fällen besser kontrollieren. Denn: Die Gewichtsverhältnisse von schneebedeckten Bäumen seien schwerer abzuschätzen. Dann setzt er die ratternde Säge an den Baumstamm und schneidet in das Holz. Die Säge sitzt auf den Millimeter genau. Späne fliegen. Nach kurzer Zeit merkt Sieber, dass die Weißtanne nicht von selbst in die richtige Richtung fällt und reagiert: Er setzt einen Keil in den Sägeschnitt und keilt den Baum vorsichtig um. Er ruft „Baum fällt“. Die Tanne fällt mit einem dumpfen Geräusch auf den schneebedeckten Waldboden. Der Schnee wirbelt in die Luft und hüllt den Baum in eine Wolke.

Rasch kommen die anderen Forstwirte und überprüfen den Baum nach möglichen Schäden. Nichts. Die Äste sind noch alle dran und auch die oberste Spitze, die später als Christbaum verwendet wird, ist ganz geblieben. „Es ist besser gelaufen, als wir gedacht haben. „Schaut ganz gut aus“, ruft Sieber seinen Kollegen zu. Mit einem Zollstock messen die Waldarbeiter den Baum nach – die Spitze ist sieben Meter lang, die Höhe von 20 Metern passt.

Mehr als 100 Kilo

Die Forstwirte schleppen den Baum zu siebt durch den tiefen Schnee aus dem Wald zur Forststraße. Dort steht ein Traktor bereit. „Die Jungs sind fit und es gab schon viel größere Herausforderungen“, sagt Miriam Lang. Als der Kraftakt geschafft ist, sagt Korbinian Scherm: „Der wiegt sicher mehr als 100 Kilo.“ Damit beim Transport nichts abbricht, verpacken die Forstwirte den Baum in eine klebende und dehnbare Folie. „Die nimmt man zum Beispiel auch zum Siloballen einwickeln“, sagt Lang. Der Traktor bringt den Baum zum Parkplatz des Wildtierparks in Mehlmeisel. Dort wartet ein LKW mit Planen, der den Baum weiter nach Berlin fährt.

Der stellvertretende Forstbetriebsleiter Martin Hertel erklärt die nächsten Schritte: „Der Baum trifft am Donnerstag in Berlin ein und wird am Freitag von Schülern der Luitpoldschule in Selb mit den Porzellananhängern geschmückt, die die Kinder in Zusammenarbeit mit der Firma Rosenthal und dem Porzellanikon in Selb selbst hergestellt haben.“

Abschluss der Freundschaftswochen in Selb

Warum in diesem Jahr der Baum gerade die Tschechische Botschaft in Berlin schmückt, weiß Udo Benker-Wienands, der das Projekt initiiert hat und mit den Kindern zum Schmücken fährt. „Im vergangenen Jahr stand der Baum im Rahmen der Deutsch-Tschechischen Freundschaftswochen in der Deutsche Botschaft in Prag. Nun kommt der Christbaum in die Tschechische Botschaft nach Berlin – sozusagen als Abschluss der Freundschaftswochen.“ Ein wohltätiges Projekt des Selber Vereins „Leben und lernen in Kenia“, in dem auch Benker-Wienands aktiv ist, steht ebenfalls im Zusammenhang mit der Weihnachtsbaum-Schmück-Aktion: Mit dem Erlös, der durch den späteren Verkauf der Baumanhänger erzielt wird, übernimmt die Luitpoldschule eine Patenschaft für ein Mädchen, das in Nakuru in Kenia zur Schule gehen kann.