Wettbewerb für Geiger Talente aus aller Welt in Lichtenberg

Am Sonntag beginnt der Marteau-Violinwettbewerb. Chefjuror Gilbert Varga weiß um seine Verantwortung und stellt schon mal seinen Wecker.

 
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Gilbert Varga Foto: /ofer Symphoniker

Hofer Altstadt, erster Stock, „mit Blick auf den Kaufhof und den Wärschtlamo“: Gilbert Varga erinnert sich gern an seine Zeit als Chefdirigent der Hofer Symphoniker von 1980 bis 1985. „Ich habe Hof so viel zu verdanken“, sagt der international gefragte Dirigent. Bald wird er in Bad Steben übernachten. Nah am Haus Marteau in Lichtenberg, wo am 23. April der achte Internationale Violin-Wettbewerb Henri Marteau beginnt. Varga, Geiger in erster Karriere, wird der Jury vorsitzen, vor der 90 Musikerinnen und Musiker aus 22 Ländern Nervosität ablegen und Können zeigen müssen.

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Wie das ist, so als junger Musiker auf der Jagd nach den ersten Sporen, weiß der heute 71-jährige Varga. Und auch da erinnert er sich an Hof. „Als 19-Jähriger, das war 1971, bin ich bei den Symphonikern als Solist eingesprungen“, erzählt er. Mit erstaunlich jungen 28 stand er dann als Chef vor dem Orchester. Es ging schnell aufwärts bei ihm; mittlerweile hat er die halbe Welt durchreist, um auf dem Dirigentenpult zu arbeiten.

Bitte kein Übermut

Andere wollen auch Karriere machen, und dafür ist der Violin-Wettbewerb unter der Leitung der Hofer Symphoniker nicht zwangsläufig, aber doch oft ein Beschleuniger. „Fantastisch entwickelt“ habe sich der Wettbewerb, wer hier glänzen kann, kann es überall – theoretisch. Varga warnt vor Übermut. „Es gab Sieger, von denen haben wir nichts mehr gehört. Dafür gab es Zweit- und Drittplatzierte, die richtig Karriere gemacht haben.“ Es gebe so viele Faktoren, die darüber entscheiden, ob man wie erträumt als Solist die Konzertsäle füllt oder ob man im Orchester einer von vielen wird. „Ich will damit aber nicht gesagt haben, dass Orchestermusiker frustriert sind“, sagt der gebürtige Londoner. Vor allem dann nicht, wenn man frühzeitig beginnt, sich an die Realität zu gewöhnen. Denn Solist zu werden sei im Business die Ausnahme. Frust entwickle nur der, der das nicht einsehen will. Und trotzdem würde Varga keinem von einer Geiger-Laufbahn abraten, so hart die Bedingungen sein mögen. „Wenn einer besessen ist und es wirklich will, dann soll er es machen.“ Überhaupt sei es doch in jedem Beruf so – nicht alle landen ganz oben, und manchmal sei man mit dem nicht ganz so großen Wurf auch glücklich.

Viel Arbeit für die Jury

In Lichtenberg wird er auf viele ambitionierte Violinisten treffen. Varga ist stolz darauf, dass es dort keine Vorauswahl gibt. Im Prinzip kann sich jeder melden, der sich das zutraut. Es gibt keine Vor-Jury, die Videos beurteilt. „Wir machen das nicht so. Das wäre unfair – weil wir dann als Hauptjury die nicht gehört haben, die vorab rausgeflogen sind.“ Es gibt in Lichtenberg nur wenig Ausschlusskriterien: Man darf nicht älter als 25 Jahre und kein Schüler eines Jurymitgliedes sein. Was gilt: Talent.

Gilbert Varga weiß um die Verantwortung der Jury. 20 Minuten hat jeder Musiker in der ersten Runde, in denen auch jeder Juror hoch konzentriert sein muss. Schon weil jeder, der die Runde nicht überstanden hat, das Recht hat, dafür eine fundierte Erklärung und im Idealfall einen Ratschlag für ein besseres Spiel einzufordern. Gilbert Varga muss sich dafür auch vorbereiten, wenn auch nicht mit dem Geigenbogen: „Da werde ich um sieben Uhr aufstehen. Das muss ich üben.“

Galakonzert

Zuhören
Die Vorrunden in Lichtenberg kann man kostenfrei besuchen. Karten für das abschließende Galakonzert am 6. Mai im Festsaal der Freiheitshalle gibt es bei den Hofer Symphonikern. Mehr unter www.violincompetition-marteau.de