Rund 15 ukrainische Schüler besuchen am Walter-Gropius-Gymnasium in Selb die „Willkommensklasse“. Hier lernen sie Deutsch und sollen besser integriert werden.
Das Schuljahr ist zu Ende, und die Schülerinnen und Schüler der „Willkommensklasse“ feiern ihren ersten Erfolg: Sie haben das Sprachniveau A 1. Die Jugendlichen erzählen, was sie sonst noch erlebt haben.
Rund 15 ukrainische Schüler besuchen am Walter-Gropius-Gymnasium in Selb die „Willkommensklasse“. Hier lernen sie Deutsch und sollen besser integriert werden.
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Beim Besuch der Frankenpost stellen sich die Schüler und Schülerinnen der Willkommensklasse vor. Sie nennen ihre Namen, Hobbys und Wünsche für die Zukunft. Das Besondere ist, dass die Schüler in dieser Klasse des Gymnasiums noch gar nicht so lange Deutsch sprechen. Sie alle kommen aus der Ukraine und sind mit ihren Müttern nach Deutschland geflüchtet. In der sogenannten Willkommensklasse in Selb lernen sie spielerisch die deutsche Sprache, das Alphabet, erhalten Struktur in ihrem neuen Alltag und lernen das bayerische Schulsystem kennen. Daneben lernen die Jugendlichen am Walter-Gropius-Gymnasium auch Englisch, Mathe und Physik, wie Schulleiterin Tabea-Stephanie Amtmann erklärt. Der Grund: „Diese Fächer brauchen die Schüler. Auch wenn sie in die Ukraine zurückkehren.“
Das Sprachniveau B 1 ist das Ziel der zwischen 14 und 18 Jahre alten Schülerinnen und Schüler. Denn nur mit Deutschkenntnissen dieses Niveaus können die ukrainischen Jugendlichen weiter an einer deutschen Schule unterrichtet werden. In diesem Schuljahr haben die ukrainischen Schüler mit dem Sprachniveau A 1 den ersten Meilenstein erreicht. Warum die Teenager nicht von Anfang an in die Regelklassen gekommen sind, hat einen besonderen Grund: „Die Ukrainer kommen im deutschen Unterricht nicht mit“, sagt Amtmann. Außerdem können sich die jungen Erwachsenen so besser an ihre neue Heimat gewöhnen.
Brique Zeiner, die in der Willkommensklasse unterrichtet, erzählt von gemeinsamen Ausflügen: „Einmal in der Woche machen wir einen Ausflug. So können die Schüler die Umgebung kennenlernen.“ Auf Nachfrage zählen die Jugendlichen aus der Willkommensklasse auf, wo sie schon überall waren: „Wir haben das Selber Rathaus erkundet, waren im Felsenlabyrinth in Wunsiedel wandern, haben das Porzellanikon besucht, waren in der Bücherei in Selb, haben das Jugendzentrum besucht und waren auf einer Ausstellung in der Fachschule.“ Die Schulleiterin betont, dass es wichtig ist, nicht nur Unterricht mit den Jugendlichen zu machen.
Neben Brique Zeiner unterrichten noch zwei weitere Lehrer die ukrainischen Jugendlichen: Olga Musaeva und Sabir Musaev. Die beiden sprechen ukrainisch und russisch, was im Unterricht von Vorteil ist. Außerdem gibt es am Walter-Gropius-Gymnasium eine Notfall-Seelsorgerin. „Oft klingelt im Unterricht das Handy eines Schülers und ihm wird mitgeteilt, dass gerade seine Stadt bombardiert worden ist“, bedauert Amtmann. „Für solche traumatischen Fälle ist es gut, jemanden zu haben, der sich dann um den Jugendlichen kümmert“, fährt sie fort. Um die Jugendlichen nach ihren Bedürfnissen zu fördern, haben sich die Lehrer über ihre Interessen informiert: „Ein Mädchen ist sehr musikalisch, deswegen nimmt sie jetzt am Oberstufenchor teil“, sagt die Schulleiterin. Manchmal ist es auch möglich, Schüler in den Regelbetrieb zu integrieren: „Ein Schüler nimmt am normalen Französisch-Unterricht teil, weil er das Fach auch schon in der Ukraine hatte.“
„Die ,Willkommensklasse’ wird nun in ‚Brückenklasse’ umbenannt“, erklärt Amtmann. Das nächste Ziel der ukrainischen Jugendlichen ist es, die Sprachniveaus A 2 und danach B 1 zu erreichen. Eine Sache mache die Unterrichtsplanung jedoch komplizierter als bei deutschen Klassen: „Man weiß nie, wie viele Schüler am Montag nach dem Wochenende noch da sind. Denn manche entscheiden sich, wieder in die Ukraine zurückzukehren.