Kostenlos Theater Hof zeigt Stück zum Fürchten im Online-Stream

Rechtes geliked: Melina (Carolin Waltsgott) und Laura Buhr (Cornelia Wöß) ballern Hass als Pop ins Netz Foto: Harald Dietz

„White Power Barbies“ von Roland Spranger macht im Theater Hof nicht viel Federlesens: Braune Gedanken sind durchaus auch bunt. Ein Stück zum Fürchten. Am kommenden Wochenende können Sie das Stück hier im Online-Streaming sehen - und zwar kostenlos.

 
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Wie jetzt? Unterhaltung, Satire, bitterböses, rotziges Werk oder Lehrstück aus einer frostigen Gegenwart? Alles miteinander. Der Hofer Autor Roland Spranger macht mächtig Krawall im Theater Hof. Seine „White Power Barbies“ räumen auf mit dem Irrglauben, die rechte Front marschiere in fest geschnürten Stiefeln auf. Rechte Frauen können anders. Sie tönen wie Melina (Carolin Waltsgott) und Laura Buhr (Cornelia Wöß) schrill aus dem Netz oder stehen staatsfraulich gewieft am Pult wie die Bundestagsabgeordnete Sandra Engelbrecht (Julia Leinweber). Rechts kann anders: perfide, subtil und kackdreist.

Das Stück rast. Melina, ihre Sprache ist das laute Bäng! des Comics. Identitär, schrill, fremdenfeindlich. Kawumm! Ins Netz gefetzt, ihr zur Seite Laura, die ihrer hippen Geliebten sekundiert. Ein Albtraum an frecher Fremdenfeindlichkeit, „Info-Kriegerinnen“ aus dem Sumpf der Wut. Sie sind, krakeelen sie, die Opfer, verfolgt vom Mainstream. An den Rand gedrängte völkische Girls.

Sprangers Text rattert alles ab. Zitate aus der Welt, die den „Blutstrom“ des Deutschen versiegen sieht. Das geht mit Zack! und Crash! oder in gebügelten Bluse und einer Frisur, die zuletzt beim Bund Deutscher Mädel als schicklich galt. Wenn Bundestagsabgeordnete Engelbrecht sich räuspert, geht es formvollendet in die Vollen. Als aufgeschicktes Alice-Weidel-Double (deren Name oder Partei unerwähnt bleibt) wuchtet sie allerhand an rhetorischem Gewicht hoch. In einer „liederlichen Epoche“ wähnt sie das Land, das destruktive Kulturen umzuvolken drohen. Blasiert ist diese Figur, die die Weltflucht der deutschen Romantik ersehnt und sich aus deren Sprachfundus bedient – so schön, so finster aus diesem Mund. Die Politikerin weiß, dass es nie ein reinrassiges Land gab – aber träumen sei erlaubt. Sie ist sich gewiss, dass manches wackelt, was sie konstruiert – aber: „Wir bedienen die Reflexe“, das reicht.

Autor Spranger dreht die rechte Logik oft schwer erträglich ins Perfide. Man werde, so die flinke Idee, auch den Regenbogen der Diversität kapern – und die LGBTQ-Community vor den schwulenfeindlichen Islamisten schützen. Braune Gutmenschen, möchte man meinen. Das kalkulierte Lügen geht weiter, bis es mit einem Morricone-Finale krachend endet.

Befangen macht, was der Hofer Stücke- und Krimischreiber abfeuert; „White Power Barbies“ ist ungemütlich. Clean, cool und geschmeidig schleicht sich der Faschismus ins Ohr. Theater, das die große Bühne der Realität spiegelt.

Am kommenden Wochenende ist "White Power Barbies" als Online-Streaming zu erleben. Von Freitag, 29 April, 19.30 Uhr, bis Sonntag, 1. Mai, 19.30 Uhr, stellt das Theater Hof die gefeierte Uraufführung des neuen Stücks von Roland Spranger in der Inszenierung von Antje Hochholdinger allen Interessierten zur Verfügung - kostenlos.

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