Oswald Ammon kommt als Pädagoge zur Ansicht, dass in Deutschland nach jahrelangen Versäumnissen und Untätigkeit bedeutend mehr in das System der Kindertagesstätten investiert werden müsse: "Gerade bei Vorschulkindern muss endlich auch die Einführung der Inklusion eine bedeutendere Rolle spielen. Man kann und darf sich nicht nur darauf berufen, dass Inklusion seit Jahren immerhin in Worten niedergeschrieben steht." Dabei verwies Ammon darauf, dass in den vergangenen 20 Jahren eine Fülle von Gesetzen in Kraft getreten ist, die sich mit der Nichtdiskriminierung, Gleichstellung und Teilhabe von Menschen mit Behinderungen befassen. Die Gesetze existieren zwar, aber passiert sei bis jetzt wenig. Oswald Ammon: "Im Alter von drei bis sechs Jahren stehen die Kinder dem für sie noch unbekannten Begriff Inklusion völlig vorurteilslos gegenüber. Hier ist ein günstiger Zeitpunkt, pädagogisch tätig zu werden."
Inklusion gilt heute, wie Oswald Ammon feststellt, als universelles Menschenrecht: "Und Ziel der Inklusion ist es, allen Menschen unabhängig von Nationalität, Geschlecht, Behinderung, medizinischem oder anderem Bedarf einen gleichberechtigten Zugang zum Leben in der Gemeinschaft zu schaffen." Bei "Slow Inclusion" geht es nun um die langsame und intensive Einführung von Inklusion. "Slow Inclusion" verbindet die Wertschätzung aller Menschen - auch der Menschen mit Behinderung -, mit dem Spielerischen. In der besonderen Erlebens- und Erfahrungswelt der Kinder soll die Geschwindigkeit und Alltagshektik aus der Einführung der Inklusion verbannt und mehr Verständnis und Spaß bei den Kindern erreicht werden.
Mit gutem Grund ist Oswald Ammon der Ansicht, dass der Vermittlung der Inklusion schon in den Kindergärten eine grundlegende Bedeutung zukommen muss: "Hier ist eine besonders tiefe und nachhaltige Verankerung der Vorstellungen von Nichtdiskriminierung, Toleranz, Bewegungs- und Barrierefreiheit sowie gleichberechtigter Teilhabe an allen täglichen Aktivitäten allein und in der Gruppe zu vermitteln. Jedes Kind, jeder Mensch, soll dies gleichermaßen und selbstbestimmt können."
Viele Kinder werden von ihren Großeltern zum Kindergarten gebracht und auch wieder abgeholt. Hierbei kommt es ganz natürlich vor, dass bereits die Oma oder der Opa eine "Einschränkung" haben und dieses Handicap für viele Kinder alltäglich ist. Die Oma benutzt vielleicht einen Rollator, um einzukaufen, der Opa sieht schlecht und muss deshalb auf der Treppe vorsichtig sein. Vielleicht haben die Tante oder der Onkel ein Hörgerät. Der Behindertenbeauftragte aus Konstanz: "Diese Aufzählung lässt sich beliebig fortsetzen, denn es gibt vielfältige Behinderungen. Mit verschiedenen Bilderbüchern, Gesprächen und praktischen Übungen mit Brillen, Rollstühlen, Rollatoren, Hörgeräten und so weiter können die Themen Behinderung und Inklusion Kindern nahegebracht werden."