Die fortschreitende Entwicklung der Technik hat so ihre Tücken. So mancher bleibt einfach auf der Strecke. Ein kleines Beispiel: Vor dem Zeitalter der computergesteuerten Kassen und der vollautomatischen Zapfsäulen war noch der Tankwart im Einsatz. Er drehte die Kurbel an der Zapfsäule, steckte die Zapfpistole in den Tank, füllte auf und kassierte ab. Und heute? Der Tankwart ist im Prinzip von der Bildfläche verschwunden. Im Wunsiedler Rathaus ist jetzt ein Stadtrat Opfer der Rationalisierung und des technischen Fortschritts geworden: Hermann Sirtl. Er hatte seit zwölf Jahren das Amt des Lichtwarts inne: Immer wenn wegen Dia-Vorführungen, Overhead-Projektionen oder Power-Point-Präsentationen das Licht ein- oder ausgeschaltet werden musste, stand der Lichtwart auf und bediente den Lichtschalter. Doch damit ist jetzt Schluss. Seit der Sanierung des Sitzungssaales hat Bürgermeister Karl-Willi Beck – bekannt als Technik-Freak – eine Fernbedienung für den mächtigen Kronleuchter im Sitzungssaal. Und zu der griff er – mit strahlenden Augen – in der jüngsten Stadtratssitzung, um das Licht einzuschalten. „Seit zwölf Jahren mach’ ich das Licht ein und aus. Jetzt ist mein Job weg“, klagte Sirtl, als er sah, wer jetzt am Hebel der Macht sitzt. T. S.