Drei Königinnen, drei Charaktere

Wunsiedel - Der Titel der CD ist ebenso schlicht wie aussagekräftig: "Orgeln der evangelischen Kirchen Wunsiedel" - genauer gesagt, die große Steinmeyer-Orgel der Stadtkirche St. Veit sowie die beiden Hirschroth/Jann-Orgeln in der Spitalkirche St. Marien und in der Friedenskirche zur Heiligen Dreifaltigkeit - haben Kirchenmusikdirektor Reinhold Schelter, Ulrike Schelter-Baudach und Hermann Bohrer auf einer Platte vereint.

In den 26 Takes des Tonträgers stellen sie diese "Königinnen der Instrumente" in all ihrer Klangschönheit, Ausdruckskraft, Verschiedenheit und doch gemeinsamen großen Bedeutung für die Kirchenmusik in der gesamten Region vor. Unterstützt werden sie dabei von den Musikern Kirsten Obelgönner, Mezzosopran, Kinga Schröder, Violoncello, und Dieter Lederer, Trompete. Im Verbund mit den Orgeln schaffen sie neue Klangdimensionen, wobei besonders die Trompete festlichen Glanz hervorruft.

"In Wunsiedel können wir uns glücklich schätzen, vier sehr schöne und wertvolle Orgeln zu haben. Drei dieser Orgeln sind auf dieser CD zuhören", schreibt Reinhold Schelter im informativen Booklet. Das Repertoire, das die Künstler auf den drei Instrumenten vorstellen, reicht von Werken des 18. Jahrhunderts bis ins 20. Jahrhundert; dabei stellt vor allem die Orgel von St. Veit ihr breites Ausdrucksspektrum unter Beweis. "Jede der drei Orgeln auf der CD hat ihren eigenen Charakter, das hat auch die Auswahl der Orgelstücke maßgeblich beeinflusst", erläutert Reinhold Schelter.

Auf der Disk vertreten sind Komponisten wie - natürlich - Johann Sebastian Bach, Dietrich Buxtehude und Georg Friedrich Händel, aber eben auch allgemein weniger bekannte Tonsetzer wie Theodore Salomé oder Frederick Scotson Clark. Der Charakter der Stücke ist eingangs fröhlich, meist aber meditativ. Neben Originalkompositionen wie "Des Kinds Gebet für Mezzosopran und Orgel" von Max Reger findet sich auch ein adaptiertes, überaus berühmtes Musikstück: Der "Abendsegen" aus Engelbert Humperdincks Oper "Hänsel und Gretel" leitet das Finale der CD ein; dabei singt Kirsten Obelgönner quasi im Duett mit der von Ulrike Schelter-Baudach gespielten Steinmeyer-Orgel der Stadtkirche.

Den funkelnden Schlusspunkt des Melodienreigens setzt schließlich der Zimbelstern. Sein - viel zu kurz geratenes - Glitzern auf der CD weist den Hörer jetzt schon auf die bevorstehende Weihnachtsfreude hin.

Wer sich für den Aufbau und die Stimmungen der einzelnen Orgeln interessiert, findet im informativen Booklet zur CD viele Details. Dort hat Reinhold Schelter auch einiges zur Geschichte der Orgeln in Wunsiedel zusammengetragen sowie über die Bau-Geschichte der einzelnen Instrumente.

Darüber hinaus stellt das Booklet die sechs beteiligten Künstler näher vor. So erfährt der Leser unter anderem, dass der frühere (1976 bis 2002) Wunsiedler Dekanatskantor Hermann Bohrer nach seinem Ausscheiden aus diesem Amt regelmäßig als Organist im In- und Ausland tätig ist. Die Sängerin Kirsten Obelgönner ist unter anderem seit 2008 Mitglied des Festspielchores der Richard-Wagner-Festspiele, widmet sich aber auch dem Unterrichten, ist Stimmbildnerin des Kinder- und Jugendchores der Kantorei St. Veit in Wunsiedel und gestaltet zusammen mit Ulrike Schelter-Baudach ein Konzertprogramm mit dem Titel "Engel".

Ebenfalls als Musikpädagogin engagiert sich die Cellistin Kinga Schröder im Landkreis Tirschenreuth, in Marktredwitz und Selb; außerdem spielt sie im Symphonie-Orchester Stiftland. Den Trompeter Dieter Lederer, im Hauptberuf Unternehmensberater, verbindet eine langjährige Zusammenarbeit mit Reinhold Schelter, aus der CD-Aufnahmen hervorgingen. Er trat unter anderem mit den Bamberger, Münchner und Hofer Symphonikern auf sowie im Nürnberger Opernstudio.

Das Ehepaar Ulrike Schelter-Baudach und Reinhold Schelter kümmert sich nicht nur engagiert um das Chorwesen im Dekanat Wunsiedel. Beide finden auch immer wieder Zeit für anspruchsvolle Konzertprogramme.

—————

Die CD "Orgeln der evangelischen Kirchen Wunsiedel" gibt es ab Montag, 23. November, bei der Buchhandlung Kohler in Wunsiedel. Sie kostet zwölf Euro.