Filmfragmente mit dramatischen Szenen brechen sich in einer Mauer aus leeren Wasserflaschen
"33°04'North, 12°17'East" nennt Hannes Neubauer seine Installation. Der Leipziger ist einer von 20 Künstlern bei den Wunsiedler Wasserspielen, die bis 16. September dauern. Aus 1400 leeren Plastik-Wasserflaschen hat der Stahlbildhauer mit Kunst-Masterabschluss eine Wand errichtet, auf die er Filmfragmente über die Seenotrettung projiziert. Neubauer, der als Kind in Wunsiedel lebte, nennt es "gute Fügung", dass seine Installation am Bocksberg auf städtischen Grundmauern steht. Durch das Schaufenster des Altbaus verfolgen Betrachter seine Video-Fetzen.
"Wasser spielt in der Search-and-rescue-Zone eine sehr ambivalente Rolle: Einerseits bedeutet es den sicheren Tod durch Ertrinken, wenn die überfüllten seeuntüchtigen Boote kentern oder untergehen. Gleichzeitig rettet Wasser bei der unsäglichen Hitze als Trinkwasser das Leben", erklärt der Künstler. Statt objektiver Beobachtung bietet er emotionale Wahrnehmung - Rettungs-Dramen brechen sich in der Wasserflaschen-Mauer.
Nach seinem ersten Einsatz 2017 sei er nicht fähig gewesen, das Erlebte bildnerisch zu verarbeiten. "Ich hatte Angst, ob es klappt." Erst nach dem zweiten Einsatz über ein Jahr später wagte er die kulturelle Umwandlung.
Neubauers Installation thematisiert Orientierungsverluste auf dem Meer ebenso wie Erinnerungsverluste in Extremsituationen. "Wenn du versuchst, bei Wind und Wetter stundenlang Position zu halten, um nicht in libysche Gewässer zu treiben, weißt du nicht mehr, wo Norden und Süden sind - außerdem hast du nachmittags vergessen, was vormittags passiert ist." Um dieses Durcheinander künstlerisch zu übersetzen, zerstückelte der 39-Jährige seine Filme in Fragmente. Wichtig ist ihm, das Geschehen nicht zu ästhetisieren sowie die Bereiche Kunst und Rettung zu trennen. Auf dem Meer, erklärt Neubauer, funktioniere er ausschließlich als Helfer: "Seenotrettung ist kein Kunstwerk."