Wunsiedel liest Jean Paul – Quelle von Lust und Qual

Uschi Reifenberger war die letzte von zahlreichen Vorlesern, die den Zuhörern den Jean-Paul-Roman Foto: pr

Das Bürgerforum Wunsiedel und der Verein Kultur & Kunst Tröstau melden ein erfolgreiches Ende der Jean-Paul-Tage 2023. Der Dichter erweist sich als Zuhörermagnet.

 
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Unbedingt weitermachen! Diese Aufforderung war im Verlauf der Lesewoche mit Jean Pauls „Flegeljahren“ immer wieder von den Zuhörern zu hören. Die Veranstalter sind, wie sie mitteilen, zufrieden und nehmen die Herausforderung gern an. Der Publikumszuspruch bei der zweiten Auflage von „Wunsiedel liest Jean Paul“ jedenfalls habe ihre Erwartungen übertroffen.

Faszinierende Traum-Bilder

Was an diesem Autor kann heutige Zuhörer immer noch faszinieren? „Die tollen Traum-Bilder am Schluss haben mich geflasht“, schwärmte eine Besucherin. Die Geschichte der zwei so wesensverschiedenen Zwillinge, ihr Zueinander-Streben, ihr Sich-Verkennen und Sich-Verfehlen – das ergibt auch eine fesselnde psychologische Studie. Viele Themen Jean Pauls sind im Kern ganz und gar nicht überholt: das Aufeinanderprallen von „naivem“ Idealismus und „zynischem“ Realismus, die satirisch gesehene Kleinstadtwelt, der ökonomische Druck, der auf den Künstlern und Poeten lastet, die gesellschaftlichen Schranken zwischen den Ständen ... Und dann die sprachliche Kreativität, die überquellende Fülle an Bildern – manchmal zur Qual, aber doch immer wieder auch zur Lust des Lesers und Zuhörers.

Nicht nur die ansehnliche Zahl von über 230 Besuchern in sechs Veranstaltungen – ein Viertel mehr als im vergangenen Jahr – freute die Veranstalter von Bürgerforum Wunsiedel und Kunst- & Kulturverein Tröstau; hochgerechnet auf München müsste man dort für eine solche Lesewoche 30 000 Enthusiasten mobilisieren.

Angeregte Gespräche

Wichtig sei auch gewesen: Zwischen Zuhörern und Vorlesern entwickelten sich angeregte Gespräche über das Gehörte – jedes Mal kam es zu einem geselligen Ausklang der Veranstaltungen. Vermutlich ganz im Sinne Jean Pauls („Kunst ist zwar nicht das Brot, wohl aber der Wein des Lebens“) inspirierten geistige Getränke die anschließenden Diskussionsrunden; auch das gastliche Ambiente der Vortragsräumlichkeiten lud zum Verweilen ein.

Die Veranstalter sind, wie sie schreiben, vielen zu Dank verpflichtet: den Schirmherrn der Jean-Paul-Woche – Landrat Peter Berek und dem Wunsiedler Bürgermeister Nicolas Lahovnik – vor allem aber den Vorleserinnen und Vorlesern.

Lebendige Panoramen

Persönlichkeiten aus der Bevölkerung machten durch ihre unterschiedliche Vortragsart Jean Pauls Kleinstadtpanorama in vielen individuellen Klangfarben lebendig und erlebbar. In der Reihenfolge der Veranstaltungen waren dies:

Landrat Peter Berek, Alina Schöffel und Dekan Peter M. Bauer

Birgit Simmler, die Intendantin der Luisenburg-Festspiele, Roland Esterl und Kulturbürgermeister Alexander Fuchs

Fenja Griesshamer von der jungen Luisenburg, Tim Reichel von den Freunden der Luisenburgfestspiele, Christof Kaldonek, Dramaturg der Luisenburgfestspiele

Hubertus Wiendl, Oberstudienrätin Jutta Nürnberger vom Luisenburg-Gymnasium

Pfarrer Thomas Browa, Barbara Twisselmann und Dr. Joachim Twisselmann

Richard Hopf, Bürgermeister Nicolas Lahovnik, Klaus F. Kannegießer und schließlich Uschi Reifenberger.

Besondere Anerkennung gilt denjenigen Mitwirkenden, die angesichts von vier Erkrankungen sehr kurzfristig eingesprungen sind.

Text aufbereitet

Die musikalische Unterstützung war der Pianistin Elena Giesbrecht-Esterl mit jean-paulisch inspirierten Stücken Robert Schumanns und Oberstudienrat Christian Metz mit dem Blechbläsernachwuchs des Luisenburg-Gymnasiums Wunsiedel zu danken. Besonderen Dank sagen die Veranstalter aber auch Andreas Henkel, der wie im vergangenen Jahr Jean Pauls Text für den Vortrag bearbeitet hatte. Die ausgewählten Partien der „Flegeljahre“ wurden durch eine Moderation so verknüpft, dass für die Zuhörer ein lebendiges Bild des umfangreichen Romans entstand. .

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