Wunsiedel Minister träumt von Winterspielen

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Vor dem Applaus liegt viel Arbeit: Bürgermeister Willi Beck (vorne) führt Minister Wolfgang Heubisch (Zweiter von rechts) und seine Begleiter in den eingehausten Zuschauerraum der Luisenburg-Felsenbühne. Foto: Florian Miedl

Selbst bei Kälte gehen die Bauarbeiten auf der Luisenburg weiter. Kunstminister Dr. Wolfgang Heubisch informiert sich über die Fortschritte auf der Freilichtbühne.

 
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Wunsiedel - Gelbe Baustellenhelme. Das gefällt den FPD-Mitgliedern, die am Freitag den bayerischen Kunstminister Dr. Wolfgang Heubisch bei seinem Rundgang auf der Luisenburg-Großbaustelle begleiten. Schwarz sei auch dabei - "nur so funktioniert die Koalition" - betont der Wunsiedler Bürgermeister Karl-Willi Beck mit Blick auf den Profil-Kopf aus dem Luisenburg-Logo.

Gut gekühlt erwartet ein Tross aus Politikern, Mitarbeitern der Baufirmen und der Verwaltung bei minus zwölf Grad den FDP-Minister, der mit einer viertel Stunde Verspätung vor der Freilichtbühne eintrifft. Im feinen Anzugs-Zwirn entsteigt er auf 750 Metern Höhe seinem Wagen. Den Rat, sich einen Mantel überzuziehen, nimmt er nach wenigen Minuten im Wald dankend an.

Bitter kalt ist's trotzdem, bis der Bürgermeister endlich hinein bittet in den Zuschauerraum. "Ja Wahnsinn, schön habt's es hier, da kann man arbeiten", kommentiert der Minister die Plusgrade in dem eingehausten Zuschauerraum, der einen neuen Betonboden bekommt. Künftig sollen hier 1926 Besucher Platz finden - etwa 100 mehr als bisher. Dank eines größeren Mittelblocks gebe es "mehr gute Plätze", verspricht der Bürgermeister.

Die Kältewelle erschwere das Vorankommen, sagt Architekt Georg Heidenreich. Beim Betonieren arbeite man sich mithilfe von Heizungen Stück für Stück voran, derzeit seien die oberen Ränge an der Reihe. Die Bühne bleibt unverändert, bekommt allerdings einen neuen, bei Nässe trittsicheren Untergrund.

"Wenn wir uns etwas vorgenommen haben, ziehen wir es durch", ruft Beck seinen Gästen über den Baustellen-Lärm hinweg zu. Pausen könne man sich nicht erlauben. Am 22. Mai feiere das Kinderstück Premiere. Bis dahin müsse alles fertig sein, sagt der Bürgermeister und schwärmt von der gelungenen Gestaltung. "Das Gebäude schwingt wie ein Theatervorhang. Der Gesamtcharakter einer Burg fügt sich super in die Felsenlandschaft ein." Beck ist überzeugt davon, dass dieser Umbau nicht 20, sondern 100 Jahre Bestand haben wird. Als er Heubisch in den neuen Foyerbereich für 400 Personen "mit sagenhafter Aussicht auf Baumwipfelhöhe" führt, gerät dieser ebenfalls ins Träumen: "Könnt ihr nicht noch Winterspiele machen - mit Sitzheizung?" Die Sache mit der Sitzheizung habe er sich für die Sommerspiele ernsthaft überlegt, es jedoch verworfen, antwortet Beck: "Wir bleiben bei den herkömmlichen Sitzschalen, die werden nur aufgearbeitet."

Rund 1700 Quadratmeter groß seien die zwei neuen, mit den Granitfelsen verschmolzenen Gebäude für Werkstätten und Büros auf zwei Etagen, erklärt der Bürgermeister und lässt den Besuch in der künftigen Schneiderei aus dem Fenster schauen: "Angesichts dieser Landschaft müssen doch Inspirationen fließen." Stolz präsentiert Beck als nächstes den leistungsstarken Aufzug, für den ein acht Meter tiefer Schacht gegraben worden ist. "Auf der Luisenburg soll auch mal Uriah Heep spielen. Sie wissen, mit welchem Zeug die kommen. Das kann alles mit dem Aufzug hoch."

Die Baukosten betragen laut Bürgermeister insgesamt 15,2 Millionen Euro; 20 Prozent davon blieben bei der Kommune. "Das schaffen wir nicht, wir müssen es über den Theaterbetrieb refinanzieren."

Die Bedingungen in dem alten Betriebsgebäude von 1955 seien untragbar gewesen. Einzelgarderoben gab es nicht, Statisten mussten teilweise in Zelte ausweichen, das Büro des Intendanten war winzig. Nun ist es so groß und hell, dass der Minister fragt, wo Michael Lerchenberg denn übernachte. Er besitze eine Wohnung in der Region, antwortet der Bürgermeister, der hofft, dass die guten Arbeitsbedingungen zu weiteren Besucherrekorden beitragen - 2011 kamen knapp 152 000 Gäste. Schauspieler, die zufrieden seien, rissen das Publikum mit, argumentiert Beck. Wenn die Leute eine Vorstellung "sagenhaft" fänden, kämen sie wieder. Großen Anteil an der hohen Qualität der Freilichtbühne habe auch der Intendant. Daher ist der Bürgermeister froh darüber, dass er ihn bis 2018 unter Vertrag nehmen konnte.

"Da brummt der Bär", kommentiert der Besuch aus München - gelernter Zahnarzt - die Baustelle oberhalb von Wunsiedel. Mit Verlaub, Herr Minister: Es war nicht der Bär, es war der Bohrer.

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