Wunsiedel Mutter kann medizinische Versorgung für Sohn nicht bezahlen

Andrea Herdegen
Ziel des Terminservice- und Versorgungsgesetzes (TSVG) ist es, dass Versicherte schneller Arzttermine bekommen. Foto: Rolf Vennenbernd

Neuer Fall für Hilfe für Nachbarn: Viktor L. will bei seiner Mutter im Fichtelgebirge leben, obwohl hier niemand für seine Medikamente aufkommt. Beide sind Bürger der Europäischen Union.

 
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Wunsiedel/Hof - Für sich wünscht sich Dunja L. nichts. Sie sagt, sie sei zufrieden. Aber für ihren 36-jährigen Sohn Viktor L. (Namen von der Redaktion geändert) hat sie ein Anliegen, vielmehr eine Hoffnung: "Ich würde mir wünschen, dass er mal zu einem Arzt gehen kann, der ihn gründlich untersucht und ihm die richtigen Medikamente verschreibt, damit er wieder gesund wird."

Spenden sind steuerlich absetzbar

Wenn Sie, liebe Leser, Familie L. unterstützen wollen, überweisen Sie Ihre Spende auf das Konto von "Hilfe für Nachbarn", der gemeinsamen Aktion von Frankenpost und Sparkasse Hochfranken:

IBAN: DE 29 780 5000 002 200 20416

BIC: BYLADEM1HOF

Spenden an "Hilfe für Nachbarn" sind steuerlich absetzbar. Der Verein ist als gemeinnützig anerkannt. Bis zu einer Höhe von 200 Euro erkennt das Finanzamt für die Steuererklärung den Kontoauszug als Beleg an. Für höhere Beträge ist eine Spendenquittung nötig. Bitte vermerken Sie in diesem Fall Ihre Adresse auf der Überweisung, dann wird Ihnen die Quittung zugesandt.

Kaum zu glauben: Viktor L. hat keine Krankenversicherung. Er ist vor einem knappen Jahr zu seiner Mutter nach Deutschland gezogen. Beide stammen aus einem EU-Land. Weil er durch seine Krankheit nicht arbeiten kann, ist Viktor L. in Deutschland nicht krankenversichert. Doch er benötigt jeden Monat etliche Medikamente. "Es ist einfach zu viel für unser Budget, was ich alles an Arznei kaufen muss", sagt seine Mutter.

Vor drei Jahren kam Dunja L. nach Deutschland; ihre Tochter wohnt im Fichtelgebirge. Dunja L. wollte näher bei ihrer Tochter und dem Enkel sein und ist hierhergezogen. Bald fand sie Arbeit, wenn auch nur für zwölf Stunden in der Woche. Da das Einkommen nicht ausreicht, um den Lebensunterhalt komplett zu bestreiten, stockt das Jobcenter auf. Als im Januar ihr Sohn nachkommt, weil er wegen einer psychischen Erkrankung und wegen Herz-Kreislauf-Problemen bei seiner Mutter sein will, halbiert das Jobcenter die Zahlung der Miete - schließlich wohnen jetzt zwei Personen in der kleinen Wohnung.

"Uns bleiben 400 Euro im Monat zum Leben", sagt Dunja L. verzweifelt. Davon muss sie alle Ausgaben für sich und ihren Sohn bezahlen. Besonders die Medikamente, die er benötigt: Herz-Kreislauf-Tabletten, Mikro-Nährstoffe und Halsschmerz-Tabletten sind bei einem derart schmalen Einkommen zu viel. Die Arznei probiert der 36-Jährige, der versucht, sich selbst zu therapieren, gerade aus. Er hat darüber in Medizinbüchern gelesen. Zu einem Arzt kann er nicht, denn den müsste er aus eigener Tasche bezahlen. "Ich habe nur Angst, dass einmal etwas passiert und er in ein Krankenhaus muss. Das kann ich finanziell unmöglich stemmen", sagt Dunja L. Erst wenn der Sohn fünf Jahre lang in Deutschland gelebt hat, kann er Arbeitslosengeld II beantragen. Zu den Hartz-IV-Leistungen des Jobcenters würde dann auch gehören, dass die Beiträge für eine gesetzliche Krankenkasse übernommen werden.

Viktor L. schenkt sich Cola in eine Tasse und stellt sie in die Mikrowelle, um sie zu erhitzen. Jetzt im Winter hat der blasse Mann ständig Halsschmerzen und friert. Seine magere Gestalt steckt in zwei abgetragenen Pullis, die ihm viel zu groß sind. Eine Winterhose und einen passenden dicken Pullover würde er dringend benötigen, aber auch diese Anschaffungen sind nicht drin.

Weihnachten feiern die beiden in der bescheidenen Wohnung, in der das kaputte Glas im Türrahmen durch Pappe ersetzt wurde. Ein paar gebrauchte Haushaltsgeräte, einen Staubsauger etwa, könnten sie schon gut gebrauchen, sagt Dunja L. Jetzt will sie aber erst einmal noch ein paar Tannenzweige besorgen und sie mit den drei Christbaumkugeln schmücken, die sie aus der alten Heimat mitgebracht hat. "Wir gehen an Heiligabend in der Nacht in die evangelische Kirche und am ersten Feiertag in die katholische." Dort will sie eine Kerze für ihren kranken Sohn anzünden.

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